Für
den Hunger zwischendurch
Wenn sich Indiana Jones
oder Lara Croft auf die Suche nach lange verschollenen Artefakten begeben geht
dabei meist einiges zu Bruch, Bösewichte werden bekämpft und Fallen überwunden.
Was man allerdings niemals zu sehen bekommt ist, wie ein Archäologe vor einem
versunkenen Tempel steht, diesen kurz betrachtet, ein leichtes Grummeln im
Magen bemerkt und postwendend in sein Basislager zurückkehrt um erst einmal die
eigenen Nahrungsmittelvorräte aufzufüllen. Wie passend also, dass Days of
Wonder uns Spielern nun endlich zeigt, wie archäologische Ausgrabungen wirklich
ablaufen.
Hauptaufgabe für die 2
bis 4 Spieler in Relic Runners (Matthew Dunstan / Days of Wonders) ist demnach auch
weniger die Bergung von Schätzen (auch wenn das die meisten Punkte bringt) sondern
vielmehr ein geschicktes Management der zurückzulegenden Wege sowie der
begrenzten Nahrungsrationen.
Wir
erforschen die Umgebung…
Unsere Forscher beginnen
eine Partie Relic Runners im zentral gelegenen Camp, umgeben von Wegen und
Tempeln. Ebenjene stellen das Ziel unserer Bestrebungen dar und kommen in 3
Farben und mit jeweils 3 Stockwerken (2 bei 2 Spielern) daher. Da der Weg durch
den Dschungel allerdings mühsam ist, darf ein Forscher pro Runde nur einen
unerforschten Weg zurücklegen um im Anschluss am Ort der Begierde eine Aktion
durchzuführen. Dies kostet 1 Nahrungsration (wir beginnen mit 3) und liefert,
je nach Tempel, verschiedene Boni (Siegpunkte, Sonderaktionen, Rationen, etc)
die wir in Form der Tempelplättchen (Stockwerke) vor uns ablegen. Neben den
Tempeln finden sich im Dschungel allerlei Ruinen. Führen wir hier eine Aktion
aus, dürfen wir im Anschluss einen angrenzenden Weg als erforscht markieren. Damit
ist er im weiteren Spielverlauf leichter zu beschreiten. Auf diese Art wandern
wir anfänglich eher gemütlich durch den Dschungel, pflastern die Wildnis mit
Wegen voll (ja ich weiß: BÖSE) und erforschen den einen oder anderen Tempel.
…machen
ein Picknick um Grünen…
Früher oder später geht
aber selbst dem erfahrensten Forscher die Nahrung aus. In einem solchen Fall
darf kein Tempel (und keine Ruine) mehr erforscht werden, was die eigenen
Siegchancen doch deutlich einschränkt. Also flott ab ins Basislager und die Tasche
wieder mit Futter gefüllt. Neben den Nahrungsvorräten haben auch die
Tempelplättchen einen Hang dazu, stetig auszugehen. Hier ist dieser Effekt
allerdings erwünscht, offenbart ein Tempel seinen wahren Schatz doch erst, wenn
alle Ebenen abgesucht wurden. Anders als uns Hollywood weismachen will, können
solche Schätze aber nicht einfach von jedem X-beliebigen Möchtegern-Archäologen
eingesammelt werden. Vielmehr müssen zuerst 2 identische Schätze (gleiche
Tempelfarbe) auf dem Plan stehen. Nun muss der Forscher in nur einer Runde von
einem dieser Schätze zum anderen Rennen (ein gut erforschtes Wegenetz ist hier
sehr hilfreich). Neben direkten Punkten (in Abhängigkeit der zurückgelegten
Strecke) darf eine der Schatz-Statuen eingesammelt werden und liefert bei
Spielende noch einmal Punkte.
…und
sammeln Werkzeuge am Wegesrand.
Um all das Herumgerenne
im Dschungel und das ständige erforschen von Tempeln etwas einfacher zu
gestalten, verfügt jeder Charakter über 9 (identische) Sonderfähigkeiten. Diese
müssen anhand von Werkzeugkisten aufgeladen werden die am Rand einiger Wege
bereitliegen. So kann etwa für eine Werkzeugkiste eine Wegstrecke erforscht
werden, 2 Kisten bringen 2 Nahrungsrationen und 3 Kisten liefern Siegpunkte für
bereits eingesammelte Artefakte.
Das Spiel endet, sobald
eine teilnehmerabhängige Anzahl an Artefakten eingesammelt wurde. Nun werden zu
den bislang gesammelten Punkten die verdeckten Punkte der Tempel und für
eingesammelte Artefakte addiert und der beste Archäologe steht fest.
Der
heilige Gral oder doch nur ein Holzbecher?
Typisch Days of Wonder
weiß das Material von Relic Runners vom ersten Moment an zu überzeugen. Vom
Spielbrett bis hin zu den wunderschönen Artefakten lässt die Ausstattung keine
Wünsche offen. Auch das Spiel selbst macht schon in der ersten Partie Spaß. Wir
rennen durch den Dschungel, bauen ein Wegenetz, sammeln Tempelplättchen und
Artefakte. All das ist schnell verstanden und gespielt.
Nach weiteren Partien
offenbaren sich dann allerdings auch die kleineren Schwächen. Die
Tempelplättchen etwa sind keinesfalls ausgeglichen und können eine Partie
schnell in die eine oder andere Richtung kippen lassen. Dies steht in
deutlichem Gegensatz zu der ansonsten über weite Strecken sehr hohen
Planbarkeit. Gleichzeitig sind einige der kleineren Regeln wenig intuitiv und
sorgen bei unerfahrenen Spielern für Verwirrung oder werden in den ersten
Partien schnell vergessen. Zuletzt entspricht das Thema bei Relic Runners nur
sehr bedingt dem Spielgefühl. Anstatt die suggerierten Abenteuer zu erleben und
Schätzen nachzujagen, planen und bauen wir über weite Strecken des Spiels unser
Wegenetz. Analytisches Vorgehen anstatt Spielen aus dem Bauch heraus. Während
dies meinen Vorlieben eher entgegenkommt, dürfte es für einige Spieler sicher
eine Enttäuschung sein.
Trotzdem ist Relic
Runners insgesamt ein wirklich gutes Spiel mit hohem Unterhaltungswert. An die Klassiker von
Days of Wonder kommt es allerdings nicht ganz heran.
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