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Donnerstag, 3. April 2014

Start Frei



Rennspiel trifft Deckbau
Was waren das noch für unbeschwerte Zeiten, als ich mit einem Freund zusammen stundenlang bunte Flitzer über die Rennbahn gejagt habe. Runde für Runde wurde versucht auch noch die letzte Sekunde herauszuholen, den Gegner perfekt zu schneiden oder auch mal die schönste Flugbahn aus der Kurve zu finden. Zumindest solange bis meine Mutter anrief und mich zum Essen nach Hause orderte. Denn eine eigene Carrera-Bahn hatte ich nie. Zumindest bis jetzt. Naja, mehr oder weniger. Denn was der Paketbote vor wenigen Wochen bei mir abliefert erinnert doch stark an das geliebte Spielzeug aus Kindertagen. Was auf den ersten Blick aber aussieht wie eine Carrera-Bahn entpuppt sich bei näherer Betrachtung als Brettspiel zum Spiel. Carrera Tabletop Games zeichnet sich dafür verantwortlich und hat nicht nur deren eines sondern gleich drei Spiele zeitgleich auf den Markt gebracht. Mit „Flizz & Miez“, „Gib Gas“ und „Start frei“ wird dabei, in aufsteigender Komplexität, direkt die ganze Familie angesprochen. Da ich aber ein harter Hund bin, habe ich mir direkt mal das anspruchsvollste Werk zur Brust genommen.

Bei „Start Frei“ (Klemens Franz, Hanno Girke, Dale Yu) handelt es sich, wenig überraschend, um ein Rennspiel für 2 bis 4 Spieler. Das entscheidende Spielelement ist dabei allerdings ein Kartendeck, welches unsere Aktionen bestimmt und im Laufe des Spiels unseren Wünschen angepasst werden kann. Rennspiel trifft Deckbau. Das ist doch mal was Neues.


 
Das Rennen
Die Grundregeln bei „Start Frei“ sind dabei noch denkbar einfach. Zu Spielbeginn bekommt jeder ein Set aus 6 (fast) identischen Karten sowie ein Lenkrad mit 4 Gängen. Dazu werden die ersten 2 Streckenteile ausgelegt und schon kann das Rennen beginnen. Alle Spieler wählen nun zeitgleich eine Karte, decken diese auf und führen die angegebenen Aktionen in Reihenfolge der Initiativenummer aus. Auf jeder Karte ist dabei mindestens ein Würfel abgebildet der unsere Fortbewegung erlaubt. Welchen Würfel wir verwenden  hängt dabei vom aktuellen Gang ab. Fahren wir im ersten Gang mit viel Glück ganze zwei Felder weit, schaffen wir im vierten locker deren vier oder fünf. Dementsprechend ist auch die zweite Aktion auf vielen Karten das Schalten. Darüber hinaus enthält unser anfängliches Kartendeck noch eine weitere Karte welche uns Carrera Points liefert, die Währung in „Start Frei“.

Carrera Points
Ebenjene Carrera Points bekommen wir im Spiel (neben erwähnter Karte) für erfolgreiches Überholen sowie das perfekte Anfahren von Schikanen. Was aber können wir damit anfangen? Einerseits benötigen wir die Points zum Wechseln der Fahrspur. Wer immer den kürzesten Weg zurücklegen will, der sollte also stets einen gewissen Vorrat zur Hand haben. Obendrein kaufen wir mit Carrera Points neue Karten. Sobald unsere anfängliche Kartenhand nämlich heruntergespielt ist, kommt es zum Boxenstopp. Nun können alle Spieler neue Karten aus einer gemeinsamen Auslage erwerben und in ihr Deck integrieren. Dass diese besser sind als die ursprünglichen versteht sich ja wohl von selbst. Gerade zu Beginn kann sich planvolles Fahren also durchaus lohnen, kommen wir auf diese Art doch schneller an bessere Karten.


Was noch zu sagen wäre
Was ich bislang gänzlich unerwähnt gelassen habe ist der Streckenbau. Zu Spielbeginn steht der Streckenverlauf zwar schon fest, wo Spurwechsel oder Schikanen liegen ist aber noch gänzlich unklar. Und mit gerade einmal 2 ausliegenden Streckenteilen lässt sich allenfalls ein kurzes Beschleunigungsrennen abhalten. Um einen ordentlichen Rundkurs zu erhalten, darf der aktuell Letztplatzierte nach jeder gespielten Karte den Kurs verlängern. Obwohl von vornherein feststeht welche Teile hierfür Verwendung finden, bieten Ausrichtung und zwei verschiedene Seiten überraschend viele Möglichkeiten. Üblicherweise werden dem führenden möglichst viele Schikanen in den Weg geworfen, welche Punktgenau angefahren werden müssen um nicht an Tempo zu verlieren. Auf diese Art wird das Davoneilen einzelner Fahrer, zumindest in der ersten Runde, effektiv verhindert.

Fazit
Ein Rennspiel gesteuert durch Deckbau… kann das wirklich funktionieren? Die kurze Antwort: Absolut, ja. Und jetzt die etwas ausführlichere Variante. „StartFrei“ vermischt zwei grundverschiedene Spielelemente zu einem homogenen Ganzen. Der Deckbaumechanismus fügt sich dabei nahtlos ein, ermöglicht sogar ein Taktieren das ich von anderen Rennspielen nicht kenne. Nach wie vor können anhaltend schlechte Würfelergebnisse zwar jede Chance auf den Sieg verbauen, durch geschicktes Vorgehen kann ich aber auch Vorteile gegenüber meinen Konkurrenten erfahren. Trotz aller Möglichkeiten sind die Regeln dabei simpel genug gehalten, um auch unerfahreneren Spielern Spaß am Spiel zu bieten.

Einen Kritikpunkt will ich trotzdem nicht unerwähnt lassen. Wie viele andere Rennspiele auch, macht „Start Frei“ mit Vollbesetzung deutlich mehr Spaß. Zu zweit ist auf der Strecke einfach zu wenig los. Das soll allerdings den Gesamteindruck nicht trüben, ab drei Spielern funktioniert „Start Frei“ nämlich tadellos.

2 Kommentare:

  1. Das Spiel hatte ich bis jetzt ja gar nicht auf dem Schirm, klingt aber richtig spannend. Vielen Dank für den Tip.

    - Chris -

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  2. Danke für die schöne Besprechung! Schön, dass es euch gefällt. Ich habe bei den Tests eine Runde erlebt, bei der ein Mitspieler wirklich jedesmal das schlechtestmögliche Ergebnis gewürfelt hat. Das war fast etwas unheimlich.

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