Wer kennt sie nicht. All
die liebenswerten Disney-Helden von Peter Pan bis Aladin. Seit vielen
Jahrzehnten sind die Zeichentrickfilme aus dem Kino kaum wegzudenken, als Kind
der 80er und 90er Jahre kam man daran nicht vorbei. Und auch heute grinse ich
noch, wenn ich Robin Hood als Fuchs über den Bildschirm huschen sehe. Und doch
wären die Filme nur halb so sehenswert ohne die Antagonisten. All jene
Bösewichte, die den edlen Recken das Leben so schwer gemacht haben. Und genau
in deren Rolle dürfen wir nun bei Villainous (Prospero Hall / Ravensburger)
schlüpfen.
Bunte
Bösewichte
Ursula, Maleficent oder
die Herzkönigin… insgesamt 6 Bösewichte stehen in Villainous zur Wahl. Deren
Aufgabe und damit das Spielziel ist stets unterschiedlich. Captain Hook will
Peter Pan erledigen, Dschafar sucht die Wunderlampe und Prinz John will einfach
nur schnöden Mammon bunkern. Dafür steht jedem Bösewicht ein individuelles
Kartendeck zur Verfügung, was zu sehr unterschiedlichen Spielgefühlen
führt. So bekommt Hook Unterstützung durch seine Piraten, Maleficent sammelt
dagegen Flüche. Karten bekommen wir automatisch, das Ausspielen will aber mit
Macht bezahlt werden. Und die ist knapp. Häufig muss man also genau abwägen,
welche Hilfe man benötigt.
Veritable
Variation
Obwohl all das viel
Variation bietet, ist der grundlegende Ablauf immer identisch. Jeder Bösewicht
hat sein eigenes Spielbrett, auf dem er hin und her wandert und je nach
gewähltem Feld Aktionen ausführt. Zumeist wird damit Macht gesammelt, Karten
ausgespielt, Handlanger bewegt oder Helden bekämpft. Da sich im Deck wichtige Zielkarten verstecken, freuen wir uns über jede Karte. Anders
sieht es beim Schicksalsdeck aus. Und damit wären wir auch bei der nächsten
Aktion. Denn mit dieser ziehen wir 2 Schicksalskarten beim Gegner und werfen
ihm damit Steine in den Weg.
Heuchlerische
Helden
Über die Schicksalskarten
bekommt es Hook mit den verlorenen Jungs zu tun, Prinz John mit Robin Hood und
seinen Schergen. Abgesehen von fiesen Sonderefekten nerven die „Guten“ vor
allem, indem sie unsere Aktionsfelder teilweise blockieren und damit schwächen.
Also schnell ein paar Handlanger hinschicken und diese Nervbacken loswerden.
Auch hier unterscheiden sich die Bösewichte merklich. Manch einer kann nicht
kämpfen, ein anderer schickt die Widersacher ins Gefängnis und wieder andere
benötigen bestimmte Gegner um zu gewinnen. So oder so gilt: Das Ziel sollte
stets im Auge behalten werden. Und das der Mitspieler am besten auch gleich
noch.
Fazit
Villainous begeistert
bereits mit dem Öffnen der Box, die Grafiken ziehen uns sofort in die Welt von
Arielle, Aladin und Co. Die ersten Minuten ist man eigentlich nur damit
beschäftigt, sich all die wundervollen Bilder anzuschauen und in Erinnerungen
zu schwelgen. Auch spielerisch hat das Thema seinen Reiz und ist sehr
detailgetreu umgesetzt. Es fühlt sich einfach toll an, mit der Herzkönigin
Cricket zu spielen oder Fabius und Sebastian endlich mal zu zeigen, wo der
Haken hängt. Dass dabei jeder Charakter unterschiedlich gespielt wird,
verspricht zudem Abwechslung. Und so stürzt man sich schnell und voller
Begeisterung in die erste Partie.
Und wird dann leider recht
schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Denn auch wenn all die
Nostalgie in den ersten Partien über die Probleme hinwegtäuscht, gibt es deren
doch leider zu viele. Das beginnt schon damit, dass das Spiel selbst für
erfahrene Spieler kaum zu überblicken ist. Schon die eigenen Sonderregeln,
Karten und Funktionen während des Spiels im Blick zu behalten ist alles andere
als einfach, für ein erfolgreiches Spiel ist aber auch der Blick zu den
Mitspielern unerlässlich. Das ist doppelt schade, da das Thema gerade auch
unerfahrene Spieler anspricht. Die sind hier aber komplett überfordert.
Entsprechend artet auch die Spielzeit gerne mal aus, in Vollbesetzung sind da
locker über zwei Stunden drin. Verschärft wird das, da ein Spieler kurz vor dem
Sieg von allen Mitspielern Schicksalskarten zugeschoben bekommt und damit
häufig wieder von vorne beginnt. Wenn das immer und immer wieder passiert,
nervt es irgendwann nur noch.
Auch die Charaktere selbst
sind alles andere als ausgeglichen und extrem glücksabhängig. Wenn ich genau
eine Karte benötige um zu gewinnen, diese aber ganz unten im Deck ist, dann ist
das Spiel bereits vom Start weg quasi verloren. Oder ich werfe Runde um Runde
Karten ab, in der Hoffnung, die wichtigen zu ziehen. Spaß macht das nicht. Andererseits
habe ich auch schon erlebt, dass eine Partie zu zweit nur wenige Minuten ging,
weil die benötigten Karten direkt oben auf dem Deck lagen. Beide Fälle fühlen
sich wenig befriedigend an.
Villainous ist für mich
ein klassischer Fall von „gut gemeint“. In dieser Form ist es aber leider
komplett durchgefallen, allenfalls zu zweit würde ich vielleicht noch eine
Partie wagen.
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