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Samstag, 11. Februar 2023

Endless Winter

Als ich mit dieser Rezension begonnen habe, zeigte das Thermometer noch Minusgrade und vor meiner Haustür musste ich noch Schnee schippen. Sehr passend also für Endless Winter (Stan Kordonskiy), dem neuen Spiel von Frosted Games. Inzwischen musste der Schnee allerdings Regen weichen, von winterlicher Stimmung keine Spur mehr. So viel zu endlos…

 

 

 

 

Viel Arbeit für wenige Arbeiter 

Man kann es kaum glauben, aber offensichtlich war Worker-Placement bereits in der Eiszeit populär. Denn auch wenn Endless Winter eine Vielzahl von Spielmechanismen in sich vereint, wird doch fast alles über den Einsatz vor Arbeitern geregelt. Und davon haben wir gerade einmal drei Stück, die wir in vier Runden platzieren. Obendrein gibt es nur vier Einsetzfelder. Klingt nach nicht viel, aber da enden die Möglichkeiten natürlich nicht. Denn jedes Feld löst direkt mehrere Aktionen aus, insbesondere wenn wir es zuerst nutzen. Zudem verstärken passende Handkarten den Effekt. So wird aus einer kleinen Aktion „Weiterziehen“ plötzlich eine Völkerwanderung. Wir bauen neue Zelte, bewegen diese über den Geländeplan und errichten am besten gleich noch eine Siedlung. Und all das mit nur einer Aktion.
 

Und noch mehr zu tun

Die anderen Möglichkeiten sind ähnlich komplex. So können wir neue Stammesmitglieder für unser Kartendeck anwerben und Ungeliebte (punkteträchtig) beerdigen. Auch Fortschrittskarten wandern ins Deck und versprechen mächtige Effekte in den kommenden Runden. Bleibt noch die Jagd. Deren Aktivierung bringt, wenig überraschend, eines oder mehrere Tiere. Diese können für Nahrung geschlachtet oder als Set bis zum Spielende für Punkte aufgehoben werden. Stets kann jede Aktion mehrfach gewählt werden, die erste Verwendung einer Runde verspricht aber einen dicken Bonus.

Die Sonnenfinsternis kommt

All das kostet natürlich Ressourcen, von Arbeitskraft (Handkarten) über Nahrung bis zu Werkzeugen. Hier kommt die Sonnenfinsternis ins Spiel, die jeweils zwischen den Runden ausgeführt wird. Unbenutzte Handkarten, freigespielte Felder der persönlichen Auslage und Mehrheiten auf dem Geländeplan liefern nun Einkommen. Wollen wir Karten selbst jetzt noch nicht nutzen, stehen uns diese in der kommenden Runde zusätzlich zur Verfügung, weshalb gerade die letzten Züge häufig eskalieren. Gleiches gilt auch für die Wertung. Denn nach den vier Runden gibt es einige Punktequellen, die wir teilweise ebenfalls noch im Spielverlauf freispielen oder verstärken müssen.
 
 
Fazit
Endless Winter bietet den Spielerinnen fast unendliche Möglichkeiten sich auszutoben. Worker-Placement, Deckbau, Area-Control, Set-Collection… kaum ein Mechanismus, der nicht vertreten ist. Und dabei bin ich auf Megalithen, Götzen oder die bereits enthaltenen Erweiterungen gar nicht eingegangen. Das bietet natürlich viele Vorgehensweisen… manchmal zu viele. Schon die Menge an Material grenzt an Überforderung, im Spiel tatsächlich jede Regel und jede kleine Ausnahme auf dem Schirm zu haben benötigt mehr als nur eine Einstiegsrunde. Selbst erfahrene Spielerinnen haben viel zu überlegen, was gerade in Vollbesetzung für reichlich Leerlauf sorgt. Immer wieder drängt sich dabei der Gedanke auf, dass ein oder zwei Elemente weniger vielleicht für ein runderes Spiel gesorgt hätten. Zumal die einzelnen Bestandteile mitunter sehr oberflächlich bleiben. Insbesondere der vermeintlich wichtige Deckbau ist wenig spannend. Es gibt gerade mal fünf verschiedene Stammesmitglieder, die obendrein alle Punkte bringen. Entsprechend bleiben elegante oder passgenaue Decks ein Wunschtraum, vielmehr wird das Deck punkteträchtig aufgebläht. Auch die anderen Elemente hätten teilweise etwas prägnanter herausgearbeitet, oder alternativ einfach entfernt werden können. 
 
Obwohl ich mir hier und da ein etwas runderes Spiel gewünscht hätte, macht mir Endless Winter Spaß. Ich mag es, ein Spiel zu entdecken und die vielen Elemente erforschen zu können. In jeder Partie kann ich neue Wege einschlagen und neue Ansätze ausprobieren. Tiere jagen, Megalithen errichten oder die Eislandschaft bereisen… überall warten Abenteuer auf mich. Zudem sind all diese Elemente, so unterschiedlich wie sie auch sein mögen, ordentlich miteinander verzahnt. Mit Monolithen kann ich Arbeiterkarten ziehen, die mich bei der Jagd unterstützen, was mir wiederum Ressourcen für… und so weiter, und so fort. Das ist natürlich eine enorme Tüftelei, die sich aber fast immer belohnend anfühlt. Entsprechend begebe ich mich gerne wieder in die endlose Winterlandschaft. Zu entdecken gibt es da noch so Einiges.
 

 

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