Die
Quadratestadt
Stadtbauspiele ganz im
Sinne von Sim City wachsen im Moment wie Hochhäuser aus dem Boden. Die
verwendeten Spielmaterialien reichen dabei von Karten (Oddville) über
sechseckigen Plättchen (Suburbia) bis hin zu dreidimensionalen Blöcken (La
Bocca). Aber auch das altgediente Pappquadrat, wie wir es noch von Alhambra
kennen, muss sich nicht grämen. Pegasus beweist ein Herz für Althergebrachtes
und schickt mit City Tycoon (Hubert Bartos und Lukasz Kowal) ihren Vertreter
ins Rennen um den goldenen Bauarbeiterhelm.
In City Tycoon errichten
2 – 5 Spieler gemeinsam eine aufstrebende
Stadt. Anders als bei vielen weiteren Spielen dieser Art genügt es dabei
allerdings nicht, die größten Gebäude oder das hübscheste Viertel zu errichten.
Unsere Bauwerke wollen darüber hinaus auch noch mit Energie versorgt werden um
den Spieler mit dem benötigten Kleingeld sowie Siegpunkten zu entlohnen.
Der
Beginn
Zu Spielbeginn besteht
unser aufstrebendes Dorf dabei aus nicht viel mehr als einem kleinen
Stadtzentrum inklusive Strom- und Wasserkraftwerk. Um diesen unhaltbaren
Missstand zu beseitigen und die umliegende Peripherie zu erschließen, werden zu
Beginn jeder der 4 gespielten Runden Gebäudeplättchen verteilt. Dazu zieht
jeder Spieler 6 Stadtplättchen der aktuellen Runde. Eines davon behält er für
sich, die restlichen gehen an den linken Nachbarn. Aus den von rechts
erhaltenen 5 Plättchen sucht man sich erneut eines aus und gibt den Überschuss
weiter. Dieser Vorgang setzt sich fort bis jeder Spieler 6 potentielle Gebäude
sein Eigen nennt und damit spielbereit ist.
Die
Bauphase
In der folgenden Phase spielt
jeder Spieler abwechselnd eines seiner erhaltenen Gebäude. Dabei hat man die
Option ebenjenes für den aufgedruckten Kaufpreis zu errichten, für den Erhalt
von 5 Münzen abzuwerfen, oder das Gebäude abzulegen und stattdessen ein
Kraftwerk zu bauen. Für Kraftwerke ist dabei ebenfalls ein Obolus zu
entrichten, im weiteren Spielverlauf beliefern sie die Stadt allerdings mit
roten (Strom) und blauen (Wasser) Klötzchen welche zur Versorgung benötigt
werden.
Entscheidet sich ein
Spieler dazu ein Gebäude oder Kraftwerk auszuspielen, wird das Plättchen an
eine Kante der bereits existierenden Stadt gelegt und mit einem Besitzmarker
versehen. Neben Soforteffekten können die meisten Plättchen in der kommenden Versorgungsphase
mittels Strom oder Wasser aktiviert werden.
Die
Versorgungsphase
Sobald der letzte
Spieler seine Hand leergespielt hat beginnt die Versorgungsphase. In dieser
aktivieren die Spieler immer abwechselnd ein eigenes ausliegendes Gebäude. Trotz
zumeist mehrerer Optionen darf jedes Bauwerk dabei pro Runde nur einmal
aktiviert werden und liefert im Austausch gegen Energie Warenklötzchen,
Siegpunkte oder schlicht Geld. In dieser Phase macht sich auch ein geschickter
Aufbau der Gebäude bemerkbar. Einerseits muss Energie nämlich mühsam vom
Kraftwerk zum aktivierten Gebäude transportiert werden. Eigene Gebiete zu
überqueren ist dabei kostenlos, fremdes Territorium muss, ebenso wie der Erwerb
fremder Energiewürfel, bezahlt werden. Andererseits gibt es einige Gebäudetypen
die selbst nicht aktiviert werden können, den richtigen Nachbargebäuden
allerdings Boni bei deren Nutzung liefern.
Die
Interaktion
Obwohl bei City Tycoon
zu Beginn der Wunsch überwiegt ein eigens kleines Viertel nur für sich zu
errichten, kommt es zumeist schnell zu ersten Nachbarschaftskonflikten. Ständig
wird versucht, von den Gebäuden der Mitspieler zu profitieren. Das Platzieren
eigener Bauwerke neben dem Bonus-Gebäude der Mitspieler ist dabei ebenso
Standard, wie das Bauen in direkter Nachbarschaft eines benötigten Kraftwerks.
Auch das Blockieren von Transportwegen zwischen Energie und Zielort gehört zum
Handwerk, ist das Überqueren solcher „Blockaden“ doch mit hohen Kosten
verbunden. Das ständige Ringen um die fast immer knappen Energiewürfel in der
Versorgungsphase sorgt für zusätzliche Berührungspunkte zwischen den Spielern.
Dadurch spielt sich City Tycoon deutlich Interaktiver als man es zu Beginn
erwarten würde. Wer ständig nur die eigenen Pläne im Kopf hat, ist zwangsläufig
zum Scheitern verurteilt.
Das
Fazit
Obwohl viele Elemente in
City Tycoon aus früheren Werken bekannt vorkommen, ergibt die Summe der
Einzelteile ein durchweg neues Spielgefühl. Die Elemente greifen gut
ineinander, die Partien sind interaktiv und von Taktik geprägt. Probleme kann
der Einstieg bereiten, die Symbole sind nicht immer eingängig und können
verwirren. Zusätzlich muss der eigene Zug des Öfteren weit im Voraus analysiert
werden. Spieler die zu langen Grübelphasen neigen können den Spielfluss dabei
deutlich hemmen. In kleinen Gruppen besteht dieses Problem nicht, hier geht allerdings
viel Interaktion verloren. Dabei macht City Tycoon durchaus Spaß, ohne
allerdings vollends zu begeistern. Das Optimieren der eigenen Züge, viele
kleine und knifflige Entscheidungen, die Verzweiflung der Mitspieler wenn man
ihnen den letzten roten Würfel vor der Nase weg schnappt wissen zu gefallen. Um
mit den jüngsten Hochkarätern im Brettspielbereich mitzuhalten fehlt allerdings
das gewisse etwas.
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