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Sonntag, 16. Juni 2013

City Tycoon



Die Quadratestadt
Stadtbauspiele ganz im Sinne von Sim City wachsen im Moment wie Hochhäuser aus dem Boden. Die verwendeten Spielmaterialien reichen dabei von Karten (Oddville) über sechseckigen Plättchen (Suburbia) bis hin zu dreidimensionalen Blöcken (La Bocca). Aber auch das altgediente Pappquadrat, wie wir es noch von Alhambra kennen, muss sich nicht grämen. Pegasus beweist ein Herz für Althergebrachtes und schickt mit City Tycoon (Hubert Bartos und Lukasz Kowal) ihren Vertreter ins Rennen um den goldenen Bauarbeiterhelm.

In City Tycoon errichten 2 – 5  Spieler gemeinsam eine aufstrebende Stadt. Anders als bei vielen weiteren Spielen dieser Art genügt es dabei allerdings nicht, die größten Gebäude oder das hübscheste Viertel zu errichten. Unsere Bauwerke wollen darüber hinaus auch noch mit Energie versorgt werden um den Spieler mit dem benötigten Kleingeld sowie Siegpunkten zu entlohnen.


Der Beginn    
Zu Spielbeginn besteht unser aufstrebendes Dorf dabei aus nicht viel mehr als einem kleinen Stadtzentrum inklusive Strom- und Wasserkraftwerk. Um diesen unhaltbaren Missstand zu beseitigen und die umliegende Peripherie zu erschließen, werden zu Beginn jeder der 4 gespielten Runden Gebäudeplättchen verteilt. Dazu zieht jeder Spieler 6 Stadtplättchen der aktuellen Runde. Eines davon behält er für sich, die restlichen gehen an den linken Nachbarn. Aus den von rechts erhaltenen 5 Plättchen sucht man sich erneut eines aus und gibt den Überschuss weiter. Dieser Vorgang setzt sich fort bis jeder Spieler 6 potentielle Gebäude sein Eigen nennt und damit spielbereit ist.

Die Bauphase
In der folgenden Phase spielt jeder Spieler abwechselnd eines seiner erhaltenen Gebäude. Dabei hat man die Option ebenjenes für den aufgedruckten Kaufpreis zu errichten, für den Erhalt von 5 Münzen abzuwerfen, oder das Gebäude abzulegen und stattdessen ein Kraftwerk zu bauen. Für Kraftwerke ist dabei ebenfalls ein Obolus zu entrichten, im weiteren Spielverlauf beliefern sie die Stadt allerdings mit roten (Strom) und blauen (Wasser) Klötzchen welche zur Versorgung benötigt werden.
Entscheidet sich ein Spieler dazu ein Gebäude oder Kraftwerk auszuspielen, wird das Plättchen an eine Kante der bereits existierenden Stadt gelegt und mit einem Besitzmarker versehen. Neben Soforteffekten können die meisten Plättchen in der kommenden Versorgungsphase mittels Strom oder Wasser aktiviert werden. 

   
Die Versorgungsphase
Sobald der letzte Spieler seine Hand leergespielt hat beginnt die Versorgungsphase. In dieser aktivieren die Spieler immer abwechselnd ein eigenes ausliegendes Gebäude. Trotz zumeist mehrerer Optionen darf jedes Bauwerk dabei pro Runde nur einmal aktiviert werden und liefert im Austausch gegen Energie Warenklötzchen, Siegpunkte oder schlicht Geld. In dieser Phase macht sich auch ein geschickter Aufbau der Gebäude bemerkbar. Einerseits muss Energie nämlich mühsam vom Kraftwerk zum aktivierten Gebäude transportiert werden. Eigene Gebiete zu überqueren ist dabei kostenlos, fremdes Territorium muss, ebenso wie der Erwerb fremder Energiewürfel, bezahlt werden. Andererseits gibt es einige Gebäudetypen die selbst nicht aktiviert werden können, den richtigen Nachbargebäuden allerdings Boni bei deren Nutzung liefern.

Die Interaktion
Obwohl bei City Tycoon zu Beginn der Wunsch überwiegt ein eigens kleines Viertel nur für sich zu errichten, kommt es zumeist schnell zu ersten Nachbarschaftskonflikten. Ständig wird versucht, von den Gebäuden der Mitspieler zu profitieren. Das Platzieren eigener Bauwerke neben dem Bonus-Gebäude der Mitspieler ist dabei ebenso Standard, wie das Bauen in direkter Nachbarschaft eines benötigten Kraftwerks. Auch das Blockieren von Transportwegen zwischen Energie und Zielort gehört zum Handwerk, ist das Überqueren solcher „Blockaden“ doch mit hohen Kosten verbunden. Das ständige Ringen um die fast immer knappen Energiewürfel in der Versorgungsphase sorgt für zusätzliche Berührungspunkte zwischen den Spielern. Dadurch spielt sich City Tycoon deutlich Interaktiver als man es zu Beginn erwarten würde. Wer ständig nur die eigenen Pläne im Kopf hat, ist zwangsläufig zum Scheitern verurteilt.

Das Fazit
Obwohl viele Elemente in City Tycoon aus früheren Werken bekannt vorkommen, ergibt die Summe der Einzelteile ein durchweg neues Spielgefühl. Die Elemente greifen gut ineinander, die Partien sind interaktiv und von Taktik geprägt. Probleme kann der Einstieg bereiten, die Symbole sind nicht immer eingängig und können verwirren. Zusätzlich muss der eigene Zug des Öfteren weit im Voraus analysiert werden. Spieler die zu langen Grübelphasen neigen können den Spielfluss dabei deutlich hemmen. In kleinen Gruppen besteht dieses Problem nicht, hier geht allerdings viel Interaktion verloren. Dabei macht City Tycoon durchaus Spaß, ohne allerdings vollends zu begeistern. Das Optimieren der eigenen Züge, viele kleine und knifflige Entscheidungen, die Verzweiflung der Mitspieler wenn man ihnen den letzten roten Würfel vor der Nase weg schnappt wissen zu gefallen. Um mit den jüngsten Hochkarätern im Brettspielbereich mitzuhalten fehlt allerdings das gewisse etwas.

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