Humanoide Roboter sind,
das wissen wir aus Funk und Fernsehen, für allerlei Dinge nützlich. Sie
schmeißen den Haushalt, gehen mit unseren Hunden Gassi oder Versklaven die
Menschheit. Was aber macht ein erschöpfter Roboter nach einem langen Arbeitstag
voller Gassi gehen und Leute Versklaven? Das gleiche wie wir: Er geht in einen Vergnügungspark.
Und wer kümmert sich darum, dass die Roboter immer die neuesten Attraktionen
und frisch gekühltes Motoröl vorfinden? Na klar: Wir.
Solltet ihr euch im
Betreiben eines Robo-Parks noch nicht wirklich auskennen ist das kein Problem,
geben uns Cranio Creations und der Heidelberger Spieleverlag bei Steam Park
(Aureliano Buonfino, Lorenzo Silva, Lorenzo Tucci Sorrentino) doch alles Nötige
zur Hand. Baufläche, Fahrgeschäfte, diverse Buden, selbst die Besucher bekommen
wir frei Haus geliefert. Zumindest solange unsere Würfel die entsprechenden
Symbole zeigen. Und das tun sie nur, wenn wir schnell genug würfeln. Oder
zumindest schneller als unsere zeitgleich aktiven Mitspieler.
So
viel zu tun…
Das Spielprinzip selbst
ist denkbar einfach. In Echtzeit schnappen sich die 2 bis 4 Spieler
gleichzeitig ihre Würfel und würfeln wild drauf los. Bin ich mit dem Ergebnis
zufrieden, grapsche ich mir eine Zugreihenfolge-Tafel und schau dem munteren
Treiben meiner Mitspieler zu. Wer zuerst fertig ist darf als Belohnung in der
kommenden Phase früher agieren, wer zu langsam war verdreckt dadurch den
eigenen Park und sammelt Schmutzmarker.
Was fange ich aber nun
mit den Würfelergebnissen an? Neben dem Bauen der Fahrgeschäfte in 3 Größen und
6 Farben kann ich meinen Park auch durch Hütten erweitern, besondere Aufträge
erledigen, oder die Putzkolonne losschicken. Auch das Anlocken der Besucher
steht auf dem Programm. Nicht jeder Roboter mag allerdings jede Attraktion.
Locke ich etwa einen gelben Roboter an, wird der von meinen blauen und grünen
Fahrgeschäften wenig beeindruckt sein und sein Geld lieber in eine Ölkur
investieren. Um diesem Problem zu begegnen, kann ich meine Gelände ja um ein
gelbes Riesenrad erweitern. Oder ich baue eine Touristeninformation mit den
entsprechenden Hüttenwürfeln. Oder ich manipuliere den Zufall, auf das mehr
blaue Figuren kommen. Oder, oder, oder.
…und
so wenig Zeit.
Für gerade einmal 6
verschiedene Würfelsymbole sind die Optionen bei Steam Park überraschend
umfangreich. Alleine von den 6 unterschiedlichen Hütten (vom Klohaus bis zum
Casino) möchte man eigentlich jede mindestens 2 mal haben, liefern diese doch
alle nützliche Boni (vom Manipulieren der Würfel bis hin zur effektiveren
Reinigung des Parks). Auch bei den Attraktionen will eigentlich jede Farbe
vertreten sein. Dann aber am besten gleich die große Achterbahn, bietet diese
doch mehr Besuchern Platz als ihr kleines Gegenstück. Und Besucher liefern
Geld, was wir schließlich zum Spielsieg benötigen. Als wäre all das nicht schon
Chaos genug, können wir ganz nebenbei auch noch Aufträge erledigen (etwa eine
bestimmte Anzahl farblich passender Besucher oder Attraktionen) welche ein
nettes Zubrot liefern. Und Schmutz machen die Gäste auch, was am Spielende mit
ordentlichen Minuspunkten bestraft wird. Es ist wie in jedem Vergnügungspark.
So viel zu tun und so wenig Zeit.
Fazit
Steam Park besteht
gefühlt aus 2 (mehr oder weniger) eigenständigen Spielen. Einerseits die
zumeist recht hecktische und nur bedingt planbare Würfelphase, andererseits den
durchaus strategischen Teil des Parkausbaus. Diese Mischung macht
eigentlich den Reiz aus, wirkt aber auch auf einige Spieler abschreckend. Ich
bin mir selbst noch immer nicht zur Gänze sicher, was ich davon halten soll.
Der strategische Teil spricht mich durchaus an, ist fordernd und reizvoll. Gleichzeitig fehlt hier aber jeder Mehrwert zu existierenden Spielen. Das
Würfeln dagegen macht zwar durchaus Spaß, kann aber auch sehr frustrierend sein.
Es wirkt stellenweise aufgesetzt und kann (bei schlechten Würfen) die eigene
Strategie vollständig konterkarieren. Möglicherweise ist das bewusst so
gehalten, da sich Steam Park eher an Familienspieler richtet und ein gewisser
Glücksanteil dabei sicherlich nicht schadet. Für diese Zielgruppe kommt mir
aber das Thema etwas zu durchgeknallt vor. Entsprechend hinterlässt Steam Park
bei mir ein zwiespältiges Gefühl. Unterhaltsame Partien, frustriertes
Kopfschütteln, grölendes Gelachter und irritierte Blicke. Die Reaktionen meiner
Mitspieler könnten unterschiedlicher kaum sein. Es bleibt der Eindruck zu viel gewollt zu haben.
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