Das öffentliche Bild von
Piraten hat sich in den vergangenen Jahren deutlich geändert. Seit Hollywood
die trinkenden, fluchenden und raufenden Gesellen für sich entdeckt hat, sind
Piraten richtiggehend salonfähig geworden. Sie trinken, fluchen und raufen zwar
auch weiterhin, aber inzwischen können alle darüber lachen. Und damit wären wir
auch schon bei Black Fleet (Sebastian Bleasdale / Asmodee). Denn eine gesunde
Portion Humor sollte man auch hier mitbringen, um bei all dem Kapern und
Betrügen nicht am Ende die Rauferei ins heimische Spielzimmer zu verlegen.
Dabei übernehmen wir gar
nicht mal ausschließlich die Rolle von Piraten. Auch ein Handelsschiff und Kriegsschiffe
stehen uns für unsere Aktionen zur Verfügung. Macht aber eigentlich keinen
Unterschied, schließlich jagen auch diese nur hinter jedem Bröckchen Gold her.
Schere,
Stein, Papier
Jedem Spieler stehen
sein eigenes Handelsschiff sowie ein Piratenschiff zur Verfügung. Die 2
Kriegsschiffe werden dagegen von allen Spielern gemeinsam gesteuert. Wer am Zug
ist spielt dazu schlicht eine Bewegungskarte, welche die maximale
Bewegungsweite für alle 3 Schiffe angibt. Manipulieren können wir diese
zusätzliche über Sonderkarten, die etwa den Wind beeinflussen oder uns über
Inseln fahren lassen.
Jedem Schiff steht
während einer Bewegung zusätzliche eine Aktion zur Verfügung. Im Falle des
Handelsschiffes ist dies zumeist die Aufnahme von Waren oder die Ablieferung
derselben in einem anderen Hafen. Piraten jagen dagegen Händler und verbuddeln
die Beute auf einer Insel. Kriegsschiffe wiederum versenken Piraten und machen
damit den Weg für die Händler frei.
Teurer
Fortschritt
Der Lohn all dieser Mühe
ist so simpel wie begehrt: Gold. Ob wir Waren abliefern oder Schiffe versenken,
für fast alles gibt es in Black Fleet Gold. Mit ebenjenem Edelmetall können wir insgesamt 5 Entwicklungskarten aktivieren. 4 davon
bieten uns die verschiedensten Vorteile. Dass dabei die teuren Karten
naturgemäß stärkere Boni liefern wird nicht überraschen. Das Abwägen von frühen
aber kleinen Vorteilen gegenüber starken aber späten Boni macht einen nicht
unwesentlichen Reiz des Spiels aus. Am stärksten ist aber sicherlich die fünfte
Karte. Denn wer diese als erster erwirbt (nachdem alle anderen Karten gekauft
wurden) gewinnt das Spiel.
Fazit
Black Fleet ist ein
hinterhältiges Spiel. Vordergründig deuten die comicartige Grafik, der schnelle
Einstieg und das wunderschöne Material auf ein lockeres Familienspiel hin. In
Wirklichkeit dominieren aber aggressives Vorgehen und Schadenfreude. Denn
obwohl den Handelsschiffen eine durchaus zentrale Rolle zukommt, drehen sich
weite Teile einer Partie doch um das Versenken der Mitspieler. Da werden
Handelsschiffe kurz vor dem Hafen geplündert oder Piraten nach erfolgreichem
Beutezug kurzerhand auf den Meeresboden befördert. Das muss man als Spieler
abkönnen, um an Black Fleet Spaß zu haben. Auch das Verschwören gegen den
aktuell Führenden gehört da durchaus zum Programm.
Für meinen Geschmack
wurde die direkte Interaktion bei Black Fleet allerdings etwas übertrieben.
Gerade in der zweiten Spielhälfte ist eine Planung eigentlich unmöglich.
Wenn man über Inseln hüpfen oder teleportieren kann, wenn Handelsschiffe
Piraten versenken oder Positionen mit Fregatten tauschen, dann dominieren Chaos
und Zufall das Spielgeschehen. Dass die eigenen Schiffe einmal eine Runde
unbehelligt überstehen, ist die absolute Ausnahme. Verstärkt wird das Chaos
durch die gänzlich unausgeglichenen Entwicklungskarten. Während einige davon
fast nutzlos sind, fallen Andere deutlich zu stark aus. Das kann schnell so
weit gehend, dass erfahrene Spieler bei schlechten Karten schon vor Spielbeginn
lieber die Segel streichen würden. Wer dagegen bei den Karten Glück hat, dem
prangt für den restlichen Spielverlauf eine große Zielscheibe auf der Stirn.
Damit ist Black Fleet am
Ende dann doch genau das, was es zu sein vorgibt. Aggressiv, atmosphärisch und
selten fair. Wie ein echter Pirat eben. Nur dass ich schon immer die
weichgespülte Hollywood-Variante bevorzugt habe.
Schöne Schiffe bietet
nicht nur Black Fleet. Auch das Schiff von Norderwind (hier) weiß durchaus zu
gefallen. Oder doch lieber eine ganze Flotte von Handelsschiffen aufbauen um
Waren zu handeln? Dann werft mal einen Blick auf Nauticus (hier).
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