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Freitag, 20. Mai 2016

Hoftheater



Wer kennt es nicht? Das Elend, wenn trotz dutzender Kanäle einfach nichts Brauchbares im Abendprogramm läuft? Hier wie dort nur Wiederholungen oder totaler Mist. Wie muss es da erst sein, wenn nur ein einziges Theaterstück ein oder zweimal im Jahr für etwas Abwechslung sorgt? Und dann kann man sich noch nicht einmal aussuchen, was man schauen will. Denn wo wir uns über die Fernbedienung streiten, entscheidet andernorts schlicht der König über das Programm.

Welch Glück, dass wir in Hoftheater (Cathala und Martinez / Asmodee) selbst bestimmen können, was gespielt wird. Dumm nur, dass der König gerne mal seine Meinung ändert, wodurch all unsere Vorbereitungen schnell obsolet sein können.



Der König ruft
Zwei Theaterstücke sollen wir dem König im Laufe einer Partie Hoftheater vorführen, indem wir über mehrere Runden passende Schauspieler anheuern. Passend? Ja, denn jeder Schauspieler verfügt dabei entweder über komödiantisches Talent oder eine Begabung für Tragödien. Woran genau der König aber Interesse hat, das ergibt sich erst unmittelbar vor der Aufführung. Und dummerweise sind Schauspieler der gegensätzlichen Ausrichtung in diesem Moment nicht nur nutzlos sondern sogar hinderlich.


Anheuern
Wie genau kommen wir denn aber nun an unsere Schauspieler? Nun, das ist eigentlich ganz einfach. Acht Orte stehen uns insgesamt zur Verfügung, jede Runde wird an diese jeweils eine Begegnungskarte gelegt. Darunter befinden sich Schauspieler, Geldkarten sowie Gaukler. Zugleich entscheiden sich die Spieler nun, an welchem Ort sie zuschlagen wollen. Dabei geben Ortskarten auf meiner Hand die wählbaren Orte vor. Zu Beginn habe ich noch freie Auswahl, da aber jeder Ort nur einmal auf der Hand ist nehmen die Optionen nach und nach ab. Bin ich alleine an einem Ort, bekomme ich schlicht alle Karten. Ist ein weiterer Spieler mit von der Partie, werden die Karten abgeworfen und wir erhalten zum Trost eine Geheime Bitte.

Schauspieler
An dieser Stelle sollte ich nun vielleicht etwas genauer auf die Karten eingehen die es so gibt. Den größten Teil davon machen die Schauspieler-Karten aus. Eingesammelt und vor sich ausgelegt zählen diese Punkte für die Aufführungen. Dabei unterstützen sie jeweils Komödie oder Tragödie mit einem Wert von 1 bis 5. Obendrein lösen sie auch noch einen Soforteffekt aus, der stärker ist je niedriger der Wert ausfällt. So nehmen wir bei einer 1 alle Ortskarten wieder auf die Hand, eine 5 müssen wir beim Erwerb bezahlen.



Gaukler
Abseits von Schauspielern gehören den meisten Theatertruppen auch einige Gaukler an. Diese unterstützen uns nicht über ihr schauspielerisches Talent sondern mit allerlei Sonderfähigkeiten die einmal pro Vorbereitungsphase (also maximal zweimal im Spiel) aktiviert werden können. So beeinflussen wir etwa die Kartenauswahl, die Stimmung des Königs oder das eigene Ensemble. Als letzte Kartenart liegen  Almosen aus, die uns sofort etwas Geld in die Kasse spülen, was am Ende schlicht Siegpunkte darstellt.

Den König beeinflussen
Bleibt noch zu klären, wie der König sich für Komödie oder Tragödie entscheidet. Nun, anstatt eine Schauspielerkarte in unser Ensemble zu legen, dürfen wir sie auch abwerfen um damit den Geschmack des Königs zu beeinflussen. Auch wenn zwei oder mehr Spieler die gleiche Stadt wählen, werden dortige Karten abgeworfen um des Königs Stimmung zu ändern. Genau in diesem Moment bekommen wir übrigens auch eine "Geheime Bitte", die zum Rundenende noch einmal einige Ecu (Geld) verspricht, wenn die Bedingungen (etwa keine Schauspieler höherer Stufe oder eine Aufführung die dem König missfällt) erfüllt wurden. Und davon brauchen wir reichlich, wenn wir das Spiel gewinnen wollen.



Fazit
Vorab erst einmal einige Worte zum Material von Hoftheater. Denn das ist wirklich beeindruckend geworden. Alleine die drehbare Theaterbühne ist ein echter Blickfang, schöne Figuren und Plastikmünzen sowie stimmungsvolle Zeichnungen runden das Bild ab. In Kombination mit dem eingängigen Spielprinzip sowie den gelungenen Regeln ist Hoftheater auch von weniger erfahrenen Spielern schnell verinnerlicht.

Auch der Spielverlauf richtet sich weniger an Strategen und vielmehr an Spieler, die locker aus dem Bauch heraus agieren. Zwar muss immer mal wieder auch etwas überlegt und geplant werden, das Chaos ist aber schon erheblich. Ziel sollte es zumeist sein, einen Ort für sich alleine zu finden, was gerade mit steigender Spielerzahl immer schwerer wird. Zu Beginn fehlen jedwede Informationen und das Platzieren ist weitestgehend Glückssache. Nach einigen Runden stehen zwar etwas mehr Informationen zur Verfügung (wo waren die Mitspieler schon? Wollen sie Tragödie oder Komödie aufführen?), dennoch ist aber viel Zufall im Spiel.

Auch bei der Geheimen Bitte ist enorm viel Glück mit von der Partie. Einige dieser Karten bringen recht einfach viel Geld, andere sind fast nicht zu erfüllen oder kaum lohnend. Einige der Karten wirken dabei schlicht nicht ausgewogen, wodurch mehr oder weniger zufällig Siegpunkte verschenkt werden. Darüber hinaus fand ich einzelne Gauklerkarten nicht eindeutig formuliert und unverständlich, hier hätte eine kurze Erklärung in den Regeln helfen können.

Ich sage es ganz direkt: Hoftheater ist sowohl mir als auch der Mehrzahl meiner Mitspieler zu zufällig. Dabei kann ich mir durchaus Vorstellen, dass viele Spieler davon nicht weiter gestört sind und sich vom tollen Material und dem einfachen Spielverlauf angesprochen fühlen. Bei uns hat das allerdings nicht ausgereicht, um langfristig Spaß an Hoftheater zu haben.

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