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Montag, 19. Juni 2017

Im Namen Odins



In der Welt der Brettspiele ist Odin schon lange kein Unbekannter mehr. Vor inzwischen rund 15 Jahren haben wir uns mit Odins Raben herumgeschlagen, in Yggdrasil konnten wir sogar in die Haut des Götterfürsten schlüpfen und im vergangen Jahr richtetet wir ihm zu Ehren sogar ein opulentes Festmahl aus. Nun wird es also Zeit, „Im Namen Odins“ (Krzysztof Zieba / Asmodee, NSKN) auf Raubzug zu gehen.

Was hier sehr martialisch klingt, entpuppt sich allerdings schnell als eher klassisches Strategiespiel. Wir sammeln also Truppen und Unterstützung, starten einen Raubzug und kassieren dafür Punkte.




Raubzüge
Wie es sich für echte Wikinger gehört, stehen bei „Im Namen Odins“ Raubzüge im Mittelpunkt, versprechen diese doch die meisten Siegpunkte. Und so drehen sich fast alle Aktionen die wir ausführen können genau darum. Denn für einen Raubzug benötigen wir einen Anführer, ein passendes Langboot sowie eine entsprechende Horde blutgieriger Krieger. Natürlich variieren die Vorgaben je nach Ziel, je größer die Herausforderung desto größer auch der Ertrag. Bei jedem Raubzug verlieren wir allerdings einen Haufen unserer Krieger, unser Held zieht sich zurück und auch das Schiff wird beschädigt. Nach dem Sammeln der Punkte müssen wir also üblicherweise neu aufbauen.


Handkarten
Egal was genau wir in einer Runde anstellen wollen, stets benötigen wir dazu Handkarten. Auf sechs davon ziehen wir jede Runde auf, jede davon zeigt zwei von insgesamt sechs verschiedenen Symbolen. Das obere Symbol dient dabei dazu, Wikinger anzuheuern. Je mehr Symbole einer Farbe, desto größer die Ausbeute. Alternativ nutzen wir das untere Symbol um Schiffe, Helden oder Gebäude zu erwerben. Zumeist führen mehr Symbole dabei zu einer besseren Auswahl (Helden) oder die Kosten nehmen mit der Zeit zu (Gebäude).

Variation
Abgesehen von ihrem Nutzen für Raubzüge bieten viele Gebäude, Helden und Schiffe häufig weitere Vorteile. So gibt es etwa Helden, die während oder außerhalb ihres Raubzuges Boni liefern. Gebäude vergrößern dagegen die Kartenhand, führen zu mehr Optionen beim Tausch derselben oder versprechen eine günstigere Reparatur von Langschiffen. Zudem bieten viele der Karten auch Symbole, die einen Raubzug verbilligen. Und schließlich geht es doch nur darum, möglichst effektiv zu plündern. 


Fazit
Wer bei „Im Namen Odins“ epische Schlachten oder blutige Raubzüge erwartet, der wird enttäuscht werden. Denn es handelt sich, der kriegerischen Aufmachung zum Trotz, um ein klassisches Eurogame. Die Mechanismen sind dabei zumeist bekannt, eingängig und schnell verinnerlicht. Für Abwechslung sorgen dagegen die vielen unterschiedlichen Fähigkeiten, insbesondere bei den Helden und Gebäuden. Dennoch gibt es im Wesentlichen nur eine Strategie, es gibt kaum eine Alternative als auf Raubzüge zu setzen. Entsprechend ist die Spielrichtung klar. Zudem kommt noch, dass wir stets auf die Karten angewiesen sind. Im Endeffekt müssen wir machen, was diese uns vorgeben. Mit vielen Bausymbolen errichten wir ein Gebäude, mit Schiffsymbolen rüsten wir die Flotte auf, mit identischen Rekrutierungssymbolen sammeln wir Wikinger.

Und genau hier liegt auch eines der Probleme des Spiels. Denn ohne passende Karten ist man aufgeschmissen, daran ändert auch die Möglichkeit eine Karte zu tauschen wenig. Wenn alles läuft spielt sich „Im Namen Odins“ flüssig und schnell. In Vollbesetzung und mit unpassenden Karten muss man zuerst mehrere Minuten warten, nur um dann Aktionen auszuführen, die man eigentlich gar nichts ausführen will. Die Wartezeit wird dabei durch die fast gänzlich fehlende Interaktion weiter verlängert. Auch das Spielende fällt eher unbefriedigend aus. Denn eine Partie endet genau in dem Moment, in dem der letzte Raubzug abgewickelt ist. Das ist einerseits sehr unbefriedigend für die anderen Spieler und bedeutet manchmal auch einen Startspielervorteil. Andererseits ist der letzte Raubzug häufig nicht lukrativ, insbesondere da die ausgegebenen Wikinger und Boote auch Punkte bringen. Es kommt entsprechend vor, dass gar kein Spieler das Ende einleiten will, da dies sogar zu Minuspunkten führen würde.

In der Summe bleibt damit ein solides Strategiespiel, dass sich aber allenfalls über Thema und Aufmachung aus der breiten Masse vergleichbarer Werke absetzt.

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