Da ich in der Schule immer
schön aufgepasst habe, weiß ich natürlich, dass Rom im Jahre 64 nach Christus
durch einen Stadtbrand fast bis auf die Grundmauern zerstört wurde. Was ich
allerdings in meiner Schulzeit wohl verpasst habe, das waren all die anderen
Brände und Zerstörungen, die die Hauptstadt des einst mächtigsten Weltreiches
erschüttert haben müssen. Oder wie sonst ist zu erklären, dass wir Spieler Rom
immer und immer wieder neu aufbauen müssen. Doch nicht nur das Thema ist bei
Carpe Diem (Stefan Feld / Alea) austauschbar. Auch die Grafik wäre besser
ausgetauscht worden. Aber schließlich kommt es ja auf die inneren Werte an.
Plättchen
sammeln
Wie frisch nach einem
Großbrand, zeigt sich unser persönliches Tableau zu Beginn der Partie noch
ziemlich leer. Das zu ändern und damit möglichst viele Punkte einzufahren
sollte unser Ziel sein. Zur Verfügung steht uns dazu ein einsamer Arbeiter, der
auf dem Spielplan auf seinen Einsatz wartet. Sieben Felder gibt es dort, jedes
ist mit zwei weiteren verbunden. Wer am Zug ist, bewegt seinen Arbeiter entlang
einer der beiden Linien und nimmt sich ein Plättchen vom Zielfeld. Das
Plättchen wandert auf das eigene Tableau und wird dort passgenau abgelegt.
Vielmehr gibt es nicht zu tun.
Plättchen
werten
Natürlich stimmt das noch
nicht ganz, ist es doch von essentieller Bedeutung, welches Plättchen wir genau
nehmen. Denn diese unterscheiden sich deutlich voneinander. Manche gelten für
sich alleine schon als fertig und bringen uns Geld, Brote oder sonstige einmalige
Boni. Andere bestehen aus mehreren Teilen, so etwa der Forellenteich oder die
Weinstöcke, die mehr Ertrag versprechen aus je mehr Plättchen sie bestehen.
Auch zusätzliche Plättchen oder schlicht Siegpunkte lassen sich erhalten.
Wertungskarten
Warum genau mühen wir uns
aber nun so ab? Nun, in erster Linie aufgrund der Wertungskarten. Von diesen werden
zu Spielbeginn einige zufällig ausgewählt, die wir viermal im Spiel werten
müssen. Das Gemeine: Stets müssen wir zwei benachbarte Karten werten und dabei
entweder verschiedene Waren abgeben oder über bestimmte Gebäude verfügen. Wer
die Bedingung allerdings nicht erfüllen kann, der wird knallhart mit
Minuspunkten bestraft. Den Überblick über die Wünsche der Mitspieler zu haben
ist dabei ebenso hilfreich, wie führend auf der Banderolenleiste zu sein. Denn
dann darf ich meinen Wertungsstein in dieser Runde zuerst setzen.
Hier
und da und dort
Natürlich gibt es auch
nach den insgesamt zu spielenden vier Durchgängen noch Punkte. So verspricht
etwa der Spielrahmen der eigenen Auslage Punkte, wenn man in der richtigen
Reihe die richtigen Gebäude errichtet. Auch die Villen werden auf einmal
lukrativ, nachdem sie ansonsten das ganze Spiel kaum einen Nutzen hatten. Und
häufig stehen genau diese langfristigen Punkte unseren kurzfristigen Plänen im
Weg.
Fazit
Carpe Diem kann
spielerisch vollauf überzeugen. Feld-typisch haben wir stets eine Vielzahl von Möglichkeiten,
lang- und kurzfristiges Vorgehen will gegeneinander abgewogen werden. Dennoch
sind die einzelnen Züge selbst sehr kurz, das Spiel überraschend eingängig und
flott im Verlauf. Die Wertungskarten geben dabei von Beginn an eine Richtung
vor und sorgen zugleich für Spannung und Abwechslung, ist doch stets nur ein
Bruchteil davon im Spiel. Was muss ich tun, um eine Aufgabe sicher zu
bewerkstelligen? Kann mir ein anderer Spieler dabei zuvorkommen? Vielleicht
also doch lieber noch einen oder zwei Züge in die Banderolenleiste investieren?
Solche und viele weitere Entscheidungen trifft man hier quasi im Minutentakt.
Dabei ist das Spiel zu zweit deutlich freundlicher, bekommt man doch eigentlich
immer etwas Brauchbares. Zu viert bleiben am Ende dagegen oft nur ungeliebte
Plättchen übrig, was aber ebenso seinen Reiz hat.
Dass Carpe Diem dennoch
kein herausragendes Spiel ist, das liegt im Wesentlichen an der Gestaltung. Die
Farben der Plättchen sind kaum zu unterscheiden, Gebäude sehen sich zum
Verwechseln ähnlich und deren Formen auf den Randteilen entsprechen nicht ihrem
Pendant auf den Plättchen. Das sind einfachste grafische Fehler, die aber in
den ersten Partien immer wieder für Irritation und auch für Spielfehler sorgen.
Auch die Bewegung entlang eines siebenzackigen Sterns kann ich nicht
nachvollziehen. Mathematisch wäre eine Bewegung im Kreis identisch, zugleich
aber viel einfacher zu durchschauen. Allerdings ist das schon Jammern auf hohem
Niveau, während die grafischen Unzulänglichkeiten dem Spiel tatsächlich eine
(noch) bessere Wertung verbauen. Schade.
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