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Freitag, 28. Juli 2023

Kurz gefasst 2.23

Jahr für Jahr bereichern neue Brettspielverlage die Szene, mal mehr und mal weniger erfolgreich. Und dennoch ist Kendi Games etwas Besonderes. Denn die Verlagsmitarbeiter um Franz Jurthe, Reinhard Staupe und Steffen Benndorf sind keine Unbekannten, sondern waren jahrelang für den Nürnberger Spielkartenverlag aktiv. Entsprechend überrascht die Auswahl der ersten 3 Neuheiten auch nicht. „Durchmarsch“ und „The Choice“ sind flotte, kleine Würfelspiele, bei „Get It!“ müssen Karten ohne Kommunikation in der richtigen Reihenfolge abgelegt werden. Bekannte Ideen, aber mit neuen Kniffen.
 
 

 

Durchmarsch (Reinhard Staupe / Kendi)

Die Idee von „Durchmarsch“ könnte einfacher kaum sein. Denn um zu gewinnen, müssen wir einfach nur Zahlen von 10 bis 1 nacheinander abkreuzen. Dazu stehen uns anfänglich 8 Würfel zur Verfügung, die wir einmal werfen. Können wir zwei davon zu einer 10 addieren, wird diese durchgestrichen. Ein Würfel wird entfernt und wir versuchen uns an der 9. Fünf Würfel stehen uns dabei mindestens zur Verfügung und für niedrigere Zahlen müssen wir nicht mehr addieren. Geht ein Wurf schief, wird für die Reihe ein Fehlversuch markiert, bei zweien ist die Reihe gestrichen. Um dies zu vermeiden, dürfen wir allerdings auch freiwillig aussteigen und zur nächsten der vier Reihen weitergehen. Schließt dennoch niemand eine Reihe ab, gewinnt, wer zuletzt noch Versuche übrighat.

 Kurz gesagt: „Durchmarsch“ ist der mit Abstand schwächste Vertreter der neuen Kendi-Spiele. Die Theorie hinter der Idee ist wohl, dass wir mit schwindender Zahl an Würfeln irgendwann freiwillig passen, um keinen Fehlwurf zu riskieren. Quasi simples Push-Your-Luck. In der Praxis macht das aber fast niemand. Jeder würfelt einfach so lange, bis ein Fehlwurf kommt. Dadurch verkommt das Spiel zu einem reinen Glücksspiel ohne jede Entscheidung. Im Extremfall ist es sogar möglich, dass die Startspielerin mit dem ersten Anlauf das Spiel beendet… ohne dass die anderen Spielerinnen überhaupt am Zug waren.

 

Get It! (Steffen Benndorf / Kendi)

Gemeinsam Zahlenkarten in aufsteigender Reihenfolge ablegen, ohne dabei miteinander zu kommunizieren. Klingt bekannt? So ging es mir auch. Und dennoch gewinnt „Get It!“ dieser Idee ganz neue Aspekte ab. Denn jeder von uns hat vor sich einen kleinen Kartenstapel und eine offene Karte, die nur die Mitspielerinnen sehen. Aufgabe aller Teilenehmer ist es nun, die Person intensiv anzustarren, die ihrer Meinung die niedrigste Zahlenkarte hat. Da ich meine eigene Karte nicht kenne, kann das verwirrender sein als es gerade klingt. Insbesondere, da wir natürlich mit einem Zeitlimit arbeiten. Dennoch werden fast alle die erste Stufe schnell meistern, und sich an die beiliegenden Sonderkarten wagen. Auf einmal muss die Mitspielerin nicht mehr angestarrt, sondern knapp an ihr vorbei geschielt werden. Oder die Zahlen der sichtbaren Karten werden vorgelesen. Natürlich steigt gleichzeitig auch die Menge der Karten, was auch in erfahrenen Gruppen für eine Herausforderung sorgt.

Die Idee von „Get It!“ Klingt erst mal nicht nach einem besondere Spielgefühl. Bis man die erste Partie startet und überraschend viel Spaß an diesem kleinen Werk hat. Das gegenseitige Anstarren (und aneinander vorbei Schielen) führen zu einem ganz eigenen Spielgefühl und zu reichlich Lachern. Der Schwierigkeitsgrad zieht angenehm an und bleibt herausfordern. In höheren Stufen führen die vielen Sonderkarten und das knappe Zeitlimit allerdings teilweise zu Verwirrung und zu Spielfehlern. Zudem würde ich es eher in größeren Gruppen empfehlen, auch wenn es dann noch einmal ein gutes Stück schwerer ist.

 

The Choice (Reinhard Staupe / Kendi)

 
In „The Choice“ wollen wir möglichst viele Felder unseres Blocks durchstreichen und dafür Punkte kassieren. Was dabei sofort auffällt, sind die 3 Würfel. Denn diese zeigen, zusätzlich zu den Zahlen, auch farbige Flächen. Als aktive Spielerin habe ich zwei Würfe und muss die Ergebnisse dann auf meinen Block eintragen. Zahlen wandern in die Mitte, Farben an den Rand, wobei stets eine zusammenhängende Fläche entstehen muss. Während ich als aktiver Spieler Fehlwürfe kassiere, wenn Würfel nicht verwendet werden, dürfen sich die Mitspieler nach Belieben bedienen. Wurden zu viele Fehlwürfe gesammelt oder ich sehe kein Potential mehr, darf das Blatt gewendet werden und der Spaß beginnt von vorne. Erst wenn die zweite Seite ebenfalls gefüllt und die Ergebnisse addiert wurden, steht die Siegerin fest.

 „The Choice“ bietet auf den ersten Blick wenig Besonderes. Zusammenhängende Kästchen per Würfelwurf füllen ist seit Jahren absolute Standardkost. Durch das Bespielen der zweiten Seite kommt aber doch ein neuer Dreh dazu. Denn einerseits ist das gerade dann hilfreich, wenn im ersten Durchgang gar nichts läuft. Dann wird eben gewechselt und auf mehr Glück gehofft. Andererseits erhöhe ich so auch den Druck auf meine Mitspieler, indem ich ein mögliches Spielende forciere. Dadurch entsteht eine interessante Dynamik, die zudem für etwas Interaktion sorgt. Insgesamt ragt das Spiel damit knapp aus der breiten Masse heraus.

 



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