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Montag, 1. April 2013

Wunderland

Die ganze Welt in einer kleinen Schachtel
Selten war ein Name so zutreffend wie die Bezeichnung "Wunderland" für die Modelleisenbahn-Landschaft in Hamburg. Auf rund 1.300 qm2 finden sich hier (Stand Anfang 2013) rund 13 km Gleise, 930 Züge, 3.660 Häuser sowie 215.000 Figuren. Ob Hamburg, Skandinavien oder Amerika, in wenigen Stunden lässt sich der halbe Globus bereisen. Wenig überraschend also, dass jüngst auch ein Spieleverlag auf diese erfolgreiche Touristenattraktion aufmerksam wurde. Wie Pegasus allerdings all die Gleise und Figuren in eine kleine Packung zwängen will bleibt abzuwarten.         




In WUNDERLAND, dem neuen Spiel von Dirk Hillebrecht, bereisen 2 bis 4 Spieler ab 8 Jahren wunderschöne Orte, bestaunen Sehenswürdigkeiten und sammeln Postkarten. Da dies alles in netter Gesellschaft deutlich mehr Spaß bereitet, reisen wir dabei nur selten alleine. Vielmehr bewegen wir uns in Gruppen an unsere Zielorte um, dort angekommen, Auftragskarten zu erfüllen. Wer hierbei am geschicktesten vorgeht und die meisten Punkte sammelt, gewinnt das Spiel.



Gleich hinter Amerika rechts abbiegen
Die Reise unserer wackeren Wunderländer beginnt stielecht in Knuffingen, welches grob zwischen Bayern, Mitteldeutschland und der Schweiz angesiedelt ist. Aber auch Amerika und Skandinavien liegen nur einen Wunderländersprung weit entfernt. Mit der Geografie nimmt man es hier nicht so genau. Das soll uns im Weiteren allerdings nicht stören, ist der Spielplan doch ansonsten durchaus ansehnlich gestaltet. Auf eben jenem Spielplan reisen wir nun rundenbasiert von Ort zu Ort. Dabei bekommt jeder Spieler zu Beginn 2 Zielkarten mit 2 bis 4 Orten die er im Spielverlauf besuchen soll. Ist man an der Reihe, kann man eine einzelne Bewegung mit beliebig vielen seiner 8 Spielfiguren (bzw. runden Scheiben) durchführen. Dazu nimmt man schlicht einen Stapel seiner Scheiben und bewegt diesen bis zu 2 Felder weiter. Damit endet auch schon der eigene Zug (Ausnahme: Wertung).

 

Gemeinsam ist man weniger allein
Nun sind wir hier aber im Wunderland und nicht etwa auf Bora Bora oder Catan. Hier unterstützt man sich gegenseitig und lässt die lieben Mitspieler gerne von den eigenen Mühen profitieren. Herunter gebrochen auf die Spielregeln bedeutet dies, dass sich die lieben Mitspieler unserer Bewegung anschließen dürfen. Dabei ist es unerheblich, wie viele Scheiben wir bewegen. Sobald wir ein Feld verlassen auf dem auch Scheiben der Kollegen liegen, steht es diesen frei, beliebig viele davon mit zu ziehen. Die einzige Beschränkung dabei ist, dass die Scheiben die gesamt Bewegung mitmachen müssen. Unterwegs mal eben aus dem Zug springen ist also nicht drin.


Sehenswürdigkeiten allerorten
Obwohl gemeinsames Reisen eigentlich schon Lohn genug sein sollte, bekommen wir für die richtigen Orte tatsächlich auch noch Siegpunkte. In Wunderland gibt es dafür 2 verschiedene Mechanismen. Zum einen die bereits anfangs erwähnten Auftragskarten. Diese benennen bis zu 4 Orte an denen wir einen unserer Reisenden platzieren müssen. Sind alle Orte besetzt geben wir dies am Ende unserer Runde bekannt. Pro Zielort wird daraufhin eine Scheibe entfernt und zurück nach Knuffingen befördert. Die Auftragskarte gilt als erledigt (Punkte dafür gibt es am Spielende) und eine Neue wird nachgezogen.
Eine weitere Art um an Siegpunkte zu kommen stellen Postkarten dar. Über das gesamt Brett verteilt gibt es 7 Orte an denen diese speziellen Siegpunktlieferanten gesammelt werden können. Beendet man seinen Zug auf einem solchen Ort, kann man beliebig viele der dort liegenden Scheiben nach Knuffingen zurückbewegen. Für jede Scheibe gibt es sofort eine passende Karte. Die dadurch erhaltenen Siegpunkte variieren dabei, je nachdem wie viele Karten man gesammelt hat und von wie vielen verschiedenen Standorten diese stammen.
Wunderland endet, sobald ein Spieler seinen fünften Auftrag erledigt hat. Die Punkte der erledigten Auftragskarten werden zu den Punkten der Postkarten addiert, wer die meisten hat gewinnt.

Ein Fazit
Ein Fazit zu WUNDERLAND muss eigentlich fast zwangsläufig mit der wunderschönen Aufmachung beginnen. Der Spielplan selbst mag durchaus noch Geschmackssache sein und die schlichten Holzscheiben (mit Stickern) eher enttäuschend. Aber all dies nimmt man kaum noch wahr wenn man die wunderschönen Postkarten betrachtet. Hier wurden unzählige Szenen aus dem Miniaturwunderland in Hamburg fotografisch festgehalten und auf Pappe gebannt. Die Menge der Bilder und der Details auf jenen erschlägt einen dabei fast. Gerade in den ersten Partien würde man nicht selten viel lieber die Bilder erforschen als seinen nächsten Zug zu planen. Alleine für diese hübsche Aufmachung hat sich die Kooperation mit dem großen Bruder in Norddeutschland gelohnt.
Allerdings lassen sich ein Buch kaum nach seinem Einband und ein Spiel nicht nur nach seinem Materialaufwand bewerten. Glücklicherweise weiß Wunderland auch in spielerischer Hinsicht zu überzeugen. Dass man es hier nicht mit einem Strategiemonster zu tun hat sollte jedem klar sein, der obige Regelzusammenfassung gelesen hat. Das Spiel ist ganz klar für den gemütlichen Abend mit der Familie konzipiert. Diese Aufgabe erfüllt es dabei allerdings vortrefflich. Die Regeln sind schnell verstanden und erklärt, der Aufforderungscharakter ist extrem hoch. Selbst unerfahrene Spieler finden sich in den Mechanismen schnell zurecht. Aber selbst Vielspieler können hier ihren Spaß haben. Das clevere Aufteilen der Scheiben, das Mitreisen sowie der Fokus auf Post- oder Aufgabenkarten sind durchaus Entscheidungen, die auch einmal zum grübeln verleiten können. Gerade bei einer Runde die nur aus Vielspielern besteht, kommt nicht selten noch ein psychologischer Effekt ins Spiel. Warum soll ich meine Scheibe bewegen, wenn dies auch die 2 anderen Spieler für mich tun können, die auf dem gleichen Feld stehen? Hier kam es durchaus schon zu Situationen, bei denen eigentlich wichtige Scheiben mehrere Runden unberührt auf dem Plan lagen, weil sich keiner bereit erklären wollte, seinen Zug dafür zu opfern.
Insgesamt stellt WUNDERLAND für mich eine positive Überraschung dar, enttäuschten Lizenzprodukte in der Vergangenheit doch zumeist. Wunderland dagegen stellt eine echte Option, nicht nur für das sonntägliche Familienspiel, dar.

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