Würfel
müssen draußen bleiben
Es gibt nur wenige Spiele deren Erwähnung selbst bei den eingefleischtesten Nicht-Spielern ein wissendes Nicken hervorlocken. Monopoly gehört in diese Kategorie oder Uno. Auch Kniffel kennt in Deutschland jedes Kind. Alleine bei der Erwähnung des Namens denken die Meisten sofort an Würfel, Schreibblock und Bleistift. Und genau an dieser Stelle könnt ihr in Zukunft für einige Überraschung sorgen. Denn Kniffel: Das Kartenspiel kehrt den aktuellen Trend, aus allem ein Würfelspiel zu machen, gnadenlos um. In der Box findet sich nicht ein einziger Würfel. Auch einen Block oder Schreibutensilien sucht man vergebens.
In Kniffel: Das Kartenspiel (Ted
Alspach / Schmidt Spiele) sammeln die Spieler vielmehr Karten um mit diesen
verschiedene Kombinationen zu bilden. Erfolge ermöglichen in den folgenden
Spielzügen weitere Boni und bringen einem den Spielsieg näher.
Drilling
Wie bei einem Spiel dieses Namens zu
erwarten, sind die Grundregeln denkbar einfach. Zu Rundenbeginn kann ich mich
zwischen 3 möglichen Aktionen entscheiden. Einerseits kann ich mehrere offene
und verdeckte Karten ziehen und auf die Hand nehmen. Die zweite Option erlaubt
mir das Ausspielen von Kartenkombinationen, etwa 5 Karten gleicher Farbe oder
einen Drilling. Führe ich diese Aktion durch, darf ich im Anschluss Holzwürfel
(nein, keine mit Zahlen darauf) auf dem entsprechenden Feld meines eigenen
Tableaus platzieren. Diese Würfel entnehme ich dabei meinem persönlichen
Vorrat, der unter Zuhilfenahme der dritten Aktion aufgefüllt werden kann. Schaffe
ich es alle meine Würfel auf dem Tableau zu platzieren, gewinne ich das Spiel.
Neben dem Spielsieg verbessert das
Platzieren der Würfel zusätzlich auch die Möglichkeiten der Spieler. Je nach
gesammelter Kartenkombination vergrößert sich etwa mein Handkartenlimit oder
die Zahl der zu ziehenden Karten. Je mehr Würfel ich dabei in einem Bereich
unterbringe, desto größer die Belohnung. Hier bieten sich durchaus auch
taktische Möglichkeiten. Konzentriere ich mich auf einzelne Bereiche um etwa große Kartenmengen nachziehen zu können, oder verteile ich die Würfel
gleichmäßig um flexibel zu sein.
Full House
Wie beginnt man ein Fazit zu einem
Spiel, das eigentlich schon nach dem Lesen des Namens eine gewisse
Erwartungshaltung weckt? Wer den Namen Kniffel liest, erwartet ein recht
geradliniges Würfelspiel mit großem Kultstatus. Dies ist etwas, was Schmidt
Spiele mit Sicherheit bei der Namensgebung berücksichtigt hat, ist doch eine
zugkräftige Lizenz ein fast sicherer Verkaufsgarant. Entsprechend ist nicht auszuschließen,
dass einige Käufer nach Erwerb des Spiels verwirrt, vielleicht sogar enttäuscht
sein werden. Gleichzeitig werden Vielspieler von einem solchen Namen gegebenenfalls
sogar abgeschreckt. Das wäre allerdings wirklich schade, ist Kniffel: Das
Kartenspiel doch ein wirklich gutes Spiel. Die Regeln sind eingängig und
schnell verstanden, die verschiedenen Felder (und deren Effekt auf die eigene
Kartenhand) erlauben durchaus variable Vorgehensweisen. Beginnt man am Anfang
mit wenigen Karten und Optionen, gewinnt das Spiel nach einiger Zeit zunehmend
an Fahrt. Kann man erst einmal 5 Karten pro Runde ziehen und 8 auf der Hand
behalten, dauert das sammeln einer neuen Kombination nur noch wenige Runden.
Als einziges Manko sei an dieser Stelle die relativ lange Spielzeit bei 4
Spielern genannt. Rund eine Stunde kann eine Partie bei grüblerisch veranlagten
Personen da durchaus dauern. Über einen solch langen Zeitraum trägt das recht
simple Spielprinzip leider nicht immer. Trotzdem, für das gemütliche Spiel
zwischendurch stellt Kniffel: Das Kartenspiel eine echte Alternative dar,
gerade auch mit 2 oder 3 Spielern.
Perpetual-Motion Machine
Vielleicht fiel dem einen oder anderen Leser bei obiger Beschreibung die
Ähnlichkeit zu einem Spiel auf, welches bislang nur in englischer Sprache
erhältlich war. Kniffel: Das Kartenspiel ist effektiv eine grafisch
überarbeitete Version von Ted Alspach‘s Perpetual-Motion Machine. Dabei wurden
einige der komplexeren Elemente entfernt, fanden in der neuen Auflage aber in
Form von Varianten den Weg ins Spiel. Entsprechend liegen der Box auch
Spielertableaus mit 2 Seiten bei. Die Rückseite bietet ein etwas längeres und,
zusammen mit den Varianten, leicht taktischeres Spielerlebnis. Trotzdem bleibt
das Spiel auch in dieser Form überschaubar und leicht beherrschbar. Erfahrene
Brettspieler sollten sich also nicht scheuen, direkt die anspruchsvollere
Variante anzugehen.
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