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Donnerstag, 2. Mai 2013

Kniffel: Das Kartenspiel



Würfel müssen draußen bleiben

Es gibt nur wenige Spiele deren Erwähnung selbst bei den eingefleischtesten Nicht-Spielern ein wissendes Nicken hervorlocken. Monopoly gehört in diese Kategorie oder Uno. Auch Kniffel kennt in Deutschland jedes Kind. Alleine bei der Erwähnung des Namens denken die Meisten sofort an Würfel, Schreibblock und Bleistift. Und genau an dieser Stelle könnt ihr in Zukunft für einige Überraschung sorgen. Denn Kniffel: Das Kartenspiel kehrt den aktuellen Trend, aus allem ein Würfelspiel zu machen, gnadenlos um. In der Box findet sich nicht ein einziger Würfel. Auch einen Block oder Schreibutensilien sucht man vergebens.
In Kniffel: Das Kartenspiel (Ted Alspach / Schmidt Spiele) sammeln die Spieler vielmehr Karten um mit diesen verschiedene Kombinationen zu bilden. Erfolge ermöglichen in den folgenden Spielzügen weitere Boni und bringen einem den Spielsieg näher.


Drilling
Wie bei einem Spiel dieses Namens zu erwarten, sind die Grundregeln denkbar einfach. Zu Rundenbeginn kann ich mich zwischen 3 möglichen Aktionen entscheiden. Einerseits kann ich mehrere offene und verdeckte Karten ziehen und auf die Hand nehmen. Die zweite Option erlaubt mir das Ausspielen von Kartenkombinationen, etwa 5 Karten gleicher Farbe oder einen Drilling. Führe ich diese Aktion durch, darf ich im Anschluss Holzwürfel (nein, keine mit Zahlen darauf) auf dem entsprechenden Feld meines eigenen Tableaus platzieren. Diese Würfel entnehme ich dabei meinem persönlichen Vorrat, der unter Zuhilfenahme der dritten Aktion aufgefüllt werden kann. Schaffe ich es alle meine Würfel auf dem Tableau zu platzieren, gewinne ich das Spiel. 

Neben dem Spielsieg verbessert das Platzieren der Würfel zusätzlich auch die Möglichkeiten der Spieler. Je nach gesammelter Kartenkombination vergrößert sich etwa mein Handkartenlimit oder die Zahl der zu ziehenden Karten. Je mehr Würfel ich dabei in einem Bereich unterbringe, desto größer die Belohnung. Hier bieten sich durchaus auch taktische Möglichkeiten. Konzentriere ich mich auf einzelne Bereiche um etwa große Kartenmengen nachziehen zu können, oder verteile ich die Würfel gleichmäßig um flexibel zu sein.

 
Full House
Wie beginnt man ein Fazit zu einem Spiel, das eigentlich schon nach dem Lesen des Namens eine gewisse Erwartungshaltung weckt? Wer den Namen Kniffel liest, erwartet ein recht geradliniges Würfelspiel mit großem Kultstatus. Dies ist etwas, was Schmidt Spiele mit Sicherheit bei der Namensgebung berücksichtigt hat, ist doch eine zugkräftige Lizenz ein fast sicherer Verkaufsgarant. Entsprechend ist nicht auszuschließen, dass einige Käufer nach Erwerb des Spiels verwirrt, vielleicht sogar enttäuscht sein werden. Gleichzeitig werden Vielspieler von einem solchen Namen gegebenenfalls sogar abgeschreckt. Das wäre allerdings wirklich schade, ist Kniffel: Das Kartenspiel doch ein wirklich gutes Spiel. Die Regeln sind eingängig und schnell verstanden, die verschiedenen Felder (und deren Effekt auf die eigene Kartenhand) erlauben durchaus variable Vorgehensweisen. Beginnt man am Anfang mit wenigen Karten und Optionen, gewinnt das Spiel nach einiger Zeit zunehmend an Fahrt. Kann man erst einmal 5 Karten pro Runde ziehen und 8 auf der Hand behalten, dauert das sammeln einer neuen Kombination nur noch wenige Runden. Als einziges Manko sei an dieser Stelle die relativ lange Spielzeit bei 4 Spielern genannt. Rund eine Stunde kann eine Partie bei grüblerisch veranlagten Personen da durchaus dauern. Über einen solch langen Zeitraum trägt das recht simple Spielprinzip leider nicht immer. Trotzdem, für das gemütliche Spiel zwischendurch stellt Kniffel: Das Kartenspiel eine echte Alternative dar, gerade auch mit 2 oder 3 Spielern.


Perpetual-Motion Machine
Vielleicht fiel dem einen oder anderen Leser bei obiger Beschreibung die Ähnlichkeit zu einem Spiel auf, welches bislang nur in englischer Sprache erhältlich war. Kniffel: Das Kartenspiel ist effektiv eine grafisch überarbeitete Version von Ted Alspach‘s Perpetual-Motion Machine. Dabei wurden einige der komplexeren Elemente entfernt, fanden in der neuen Auflage aber in Form von Varianten den Weg ins Spiel. Entsprechend liegen der Box auch Spielertableaus mit 2 Seiten bei. Die Rückseite bietet ein etwas längeres und, zusammen mit den Varianten, leicht taktischeres Spielerlebnis. Trotzdem bleibt das Spiel auch in dieser Form überschaubar und leicht beherrschbar. Erfahrene Brettspieler sollten sich also nicht scheuen, direkt die anspruchsvollere Variante anzugehen.

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