Gemeinsam
gegen Wind und Wetter„Die Furcht vor der
Gefahr ist schrecklicher, als die Gefahr selbst.“ Dieses Zitat aus Daniel
Defoe’s literarischem Meisterwerk „Robinson Crusoe“ spiegelt die Gefühlswelt in
Ignacy Trezwiczek neustem Werk „Robinson Crusoe: Adventure on the Cursed Island“
(Portal) fast perfekt wieder. Die Spieler sind auf einer einsamen Insel
gestrandet und müssen sich dort gemeinsam gegen allerlei Gefahren durchsetzen.
Vulkaninseln wollen erforscht und Signalfeuer erbaut werden. Wilde Tiere,
Wetter, Hunger und Krankheiten bedrohen uns dabei Tag für Tag und Nacht für
Nacht. Nur gemeinsam haben wir eine Chance, der Wildnis zu trotzen. Die Zeit
scheint dabei aber nie ausreichend, um alle gesetzten Tagesziele zu erreichen.
Von
Vulkanen und Kannibalen
Bevor die 1 bis 4 Gestrandeten
gemeinsam um ihr Leben kämpfen können, müssen sich die Spieler zwischen 6
verschiedenen Szenarien entscheiden. Unter diesen befinden sich klassische Geschichten
aus Film und Literatur, wie etwa archäologische Erkundungen einer Vulkaninsel
oder dem Kampf gegen Kannibalen. Zusätzlich erhält jeder Spieler einen von vier
verschiedenen Charakteren. Auch diese unterscheiden sich Spielmechanisch
deutlich. Während der Koch leichter an Nahrung kommt kann der Tischler effektiver
für einen Unterschlupf sorgen. Vervollständigt wird das Quartett durch Soldat
und Forscher. Bei nur 1 oder 2 Spielern geht Freitag und / oder ein Hund
zusätzlich helfend zur Hand / Pfote. Hat man alle (umfangreichen) Vorbereitungen
getroffen beginnt das Abenteuer.
Seil
+ Messer + Holz = Bogen
Zu Beginn des Spiels hat
man selten mehr als sein bloßes Leben und mit etwas Glück ein wenig Treibgut.
Der Strand an dem wir an Land gespült wurden bietet nur wenig Nahrung, ein oder
zwei Bäume die gefällt werden können und keinerlei Schutz vor dem Wetter. Es
gibt also einiges zu tun. Leider haben wir pro Runde und Spieler nur zwei
Aktionen. Diese können wir beide für die gleiche Tätigkeit verwenden die dann
garantiert erfolgreich ist. Da wir auf diese Art allerdings nicht weit kommen
muss regelmäßig etwas riskiert werden. Entsprechend versuchen wir des Öfteren
zwei Arbeiten gleichzeitig zu erledigen. In einem solchen Fall entscheiden
Würfel über den Erfolg und gegebenenfalls das Auftreten von besonderen
Ereignissen. Dass diese nur in Ausnahmefällen positiv sind dürfte kaum
überraschen.
Von
Erkundungen und mangelnder Moral
Maximal 2 Aktionen pro
Runde klingen nicht nach viel. Wie knapp diese wirklich sind, wird allerdings
erst klar, wenn man sich die Fülle der Optionen vor Augen führt. Zu Spielbeginn
steht dabei in erster Linie das Erkunden der Insel auf dem Programm. Insgesamt
10 Sechsecke bilden das gesamt Atoll, eines davon ist von Beginn an aufgedeckt.
Ein neues Feld liefert neben (hoffentlich) Nahrung und Holz auch jagdbares Wild
oder spezielle Entdeckungen. Wollen die Ressourcen allerdings verwendet werden,
müssen sie mittels der entsprechenden Aktion zum Lager gebracht werden, welches
unter Zuhilfenahme der Aktion Handwerk errichtet und ausgebaut werden kann.
Sollte dies noch nicht genug sein, gilt es verschiedene Entwicklungen zu
erschaffen, welche ihrerseits Bedingungen aufweisen und Vorteile bringen. So
kann etwa ein Damm erst Gebaut werden, wenn ein Inselfeld mit einem Fluss
entdeckt wurde, bringt dann aber Runde für Runde Nahrung. Diese wiederrum
benötigen wir zum Rundende, um Schaden für die Gruppe zu vermeiden. In der
Nacht ist dagegen ein Dach über dem Kopf hilfreich um uns vor den Auswirkungen
der Wetterwürfel zu schützen. Gleichzeitig gilt es, sich gegen wilde Tieren zu wappnen,
die Moral der Gruppe aufrecht zu erhalten und auf die eigene Gesundheit zu
achten. Und dabei handelt es sich noch nicht einmal um dies besonderen
Zusatzbedingungen und Aufgaben die jedes Szenario bereithält.
Die
Flucht
Robinson Crusoe ist ein
steter Kampf ums überleben. Das Spiel vergibt nicht viele Fehler, von Anfang an
sollte man genau überlegen wie man vorgeht. Gerade die späteren Szenarien sind
wirklich schwer. Und genau so mag ich kooperative Spiele. Es gibt fast nichts
Langweiligeres als ein kooperatives Spiel das man auf Anhieb schlägt. Bei
Robinson Crusoe ist zwar das erste von 6 Szenarien durchaus nach wenigen
Anläufen geschafft, der Schwierigkeitsgrad steigt allerdings sehr steil an.
Ständig grübelt man über die beste Vorgehensweise, entscheidet welche Tätigkeit
doch noch warten muss und überlegt, ob man das Risiko eingeht nur eine Aktion
zu verwenden. Während dies dem Spiel eine unglaubliche Dichte verleiht,
entsteht genau hier auch das typische Problem vieler kooperativer Spieler.
Einzelne, erfahrene Spieler werden schnell dazu verleitet, das Kommando an sich
zu reißen. Wird man allerdings von solchen Spielern verschont, bietet Robinson
ein Spielgefühl wie ich es noch nicht sehr oft erlebt habe. Man bangt mit
seinen Helden, hofft auf gute Würfe der Mitstreiter und betet regelrecht um
gute Karten. Ignacy Trezwiczek ist schon lange kein Unbekannter mehr in der
Spieleszene, mit Robinson Crusoe ist ihm allerdings sein Meisterstück gelungen.
Robinson Crusoe ist in der Tat wohl eins der besten Koop-Spiele. Knackig schwer und ein gutes Spieldesign. Leider ist die Anleitung der Erstauflage wirklich grausam :)
AntwortenLöschenDas die Anleitung nicht gerade perfekt ist sehe ich ähnlich. So misslungen finde ich sie allerdings nicht. Aber in der angekündigten Neuauflage von Pegasus dürfte wohl eine überarbeitete Version enthalten sein.
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