Montag, 29. April 2013

Robinson Crusoe: Adventure on the Cursed Island



Gemeinsam gegen Wind und Wetter„Die Furcht vor der Gefahr ist schrecklicher, als die Gefahr selbst.“ Dieses Zitat aus Daniel Defoe’s literarischem Meisterwerk „Robinson Crusoe“ spiegelt die Gefühlswelt in Ignacy Trezwiczek neustem Werk „Robinson Crusoe: Adventure on the Cursed Island“ (Portal) fast perfekt wieder. Die Spieler sind auf einer einsamen Insel gestrandet und müssen sich dort gemeinsam gegen allerlei Gefahren durchsetzen. Vulkaninseln wollen erforscht und Signalfeuer erbaut werden. Wilde Tiere, Wetter, Hunger und Krankheiten bedrohen uns dabei Tag für Tag und Nacht für Nacht. Nur gemeinsam haben wir eine Chance, der Wildnis zu trotzen. Die Zeit scheint dabei aber nie ausreichend, um alle gesetzten Tagesziele zu erreichen.
Von Vulkanen und Kannibalen
Bevor die 1 bis 4 Gestrandeten gemeinsam um ihr Leben kämpfen können, müssen sich die Spieler zwischen 6 verschiedenen Szenarien entscheiden. Unter diesen befinden sich klassische Geschichten aus Film und Literatur, wie etwa archäologische Erkundungen einer Vulkaninsel oder dem Kampf gegen Kannibalen. Zusätzlich erhält jeder Spieler einen von vier verschiedenen Charakteren. Auch diese unterscheiden sich Spielmechanisch deutlich. Während der Koch leichter an Nahrung kommt kann der Tischler effektiver für einen Unterschlupf sorgen. Vervollständigt wird das Quartett durch Soldat und Forscher. Bei nur 1 oder 2 Spielern geht Freitag und / oder ein Hund zusätzlich helfend zur Hand / Pfote. Hat man alle (umfangreichen) Vorbereitungen getroffen beginnt das Abenteuer.
Seil + Messer + Holz = Bogen
Zu Beginn des Spiels hat man selten mehr als sein bloßes Leben und mit etwas Glück ein wenig Treibgut. Der Strand an dem wir an Land gespült wurden bietet nur wenig Nahrung, ein oder zwei Bäume die gefällt werden können und keinerlei Schutz vor dem Wetter. Es gibt also einiges zu tun. Leider haben wir pro Runde und Spieler nur zwei Aktionen. Diese können wir beide für die gleiche Tätigkeit verwenden die dann garantiert erfolgreich ist. Da wir auf diese Art allerdings nicht weit kommen muss regelmäßig etwas riskiert werden. Entsprechend versuchen wir des Öfteren zwei Arbeiten gleichzeitig zu erledigen. In einem solchen Fall entscheiden Würfel über den Erfolg und gegebenenfalls das Auftreten von besonderen Ereignissen. Dass diese nur in Ausnahmefällen positiv sind dürfte kaum überraschen.
 
Von Erkundungen und mangelnder Moral
Maximal 2 Aktionen pro Runde klingen nicht nach viel. Wie knapp diese wirklich sind, wird allerdings erst klar, wenn man sich die Fülle der Optionen vor Augen führt. Zu Spielbeginn steht dabei in erster Linie das Erkunden der Insel auf dem Programm. Insgesamt 10 Sechsecke bilden das gesamt Atoll, eines davon ist von Beginn an aufgedeckt. Ein neues Feld liefert neben (hoffentlich) Nahrung und Holz auch jagdbares Wild oder spezielle Entdeckungen. Wollen die Ressourcen allerdings verwendet werden, müssen sie mittels der entsprechenden Aktion zum Lager gebracht werden, welches unter Zuhilfenahme der Aktion Handwerk errichtet und ausgebaut werden kann. Sollte dies noch nicht genug sein, gilt es verschiedene Entwicklungen zu erschaffen, welche ihrerseits Bedingungen aufweisen und Vorteile bringen. So kann etwa ein Damm erst Gebaut werden, wenn ein Inselfeld mit einem Fluss entdeckt wurde, bringt dann aber Runde für Runde Nahrung. Diese wiederrum benötigen wir zum Rundende, um Schaden für die Gruppe zu vermeiden. In der Nacht ist dagegen ein Dach über dem Kopf hilfreich um uns vor den Auswirkungen der Wetterwürfel zu schützen. Gleichzeitig gilt es, sich gegen wilde Tieren zu wappnen, die Moral der Gruppe aufrecht zu erhalten und auf die eigene Gesundheit zu achten. Und dabei handelt es sich noch nicht einmal um dies besonderen Zusatzbedingungen und Aufgaben die jedes Szenario bereithält.
 
Die Flucht
Robinson Crusoe ist ein steter Kampf ums überleben. Das Spiel vergibt nicht viele Fehler, von Anfang an sollte man genau überlegen wie man vorgeht. Gerade die späteren Szenarien sind wirklich schwer. Und genau so mag ich kooperative Spiele. Es gibt fast nichts Langweiligeres als ein kooperatives Spiel das man auf Anhieb schlägt. Bei Robinson Crusoe ist zwar das erste von 6 Szenarien durchaus nach wenigen Anläufen geschafft, der Schwierigkeitsgrad steigt allerdings sehr steil an. Ständig grübelt man über die beste Vorgehensweise, entscheidet welche Tätigkeit doch noch warten muss und überlegt, ob man das Risiko eingeht nur eine Aktion zu verwenden. Während dies dem Spiel eine unglaubliche Dichte verleiht, entsteht genau hier auch das typische Problem vieler kooperativer Spieler. Einzelne, erfahrene Spieler werden schnell dazu verleitet, das Kommando an sich zu reißen. Wird man allerdings von solchen Spielern verschont, bietet Robinson ein Spielgefühl wie ich es noch nicht sehr oft erlebt habe. Man bangt mit seinen Helden, hofft auf gute Würfe der Mitstreiter und betet regelrecht um gute Karten. Ignacy Trezwiczek ist schon lange kein Unbekannter mehr in der Spieleszene, mit Robinson Crusoe ist ihm allerdings sein Meisterstück gelungen.

2 Kommentare:

  1. Robinson Crusoe ist in der Tat wohl eins der besten Koop-Spiele. Knackig schwer und ein gutes Spieldesign. Leider ist die Anleitung der Erstauflage wirklich grausam :)

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  2. Das die Anleitung nicht gerade perfekt ist sehe ich ähnlich. So misslungen finde ich sie allerdings nicht. Aber in der angekündigten Neuauflage von Pegasus dürfte wohl eine überarbeitete Version enthalten sein.

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