Sonntag, 14. April 2013

Homesteaders


Garantiert ohne Schusswaffen
Dampfende Pferdeleiber, staubige Straßen, bleihaltige Duelle und echte Kerle die immer einen markigen Spruch auf den Lippen haben. Der Wilde Westen, wie man ihn aus Film und Fernsehen kennt, ist nicht unbedingt arm an Klischees. HOMESTEADERS (Alex Rockwell  / Quined Games) scheint dabei den Versuch zu unternehmen, mit den herrschenden Vorurteilen aufzuräumen. Folgerichtig sind in der Packung weder Pferde noch rauchende Colts enthalten. Und auch die echten Kerle findet man höchstens um den Spieltisch herum.

HOMESTEADERS basiert geschichtlich auf dem sogenannten „Homestead Act“ aus dem Jahr 1863. Dieser schreibt vor, dass jeder zum Besitzer eines Landstriches in den USA wird, der diesen 5 Jahre besiedelt und bewirtschaftet hat. Im Spielverlauf bedeutet dies, dass 2 bis 4 Spieler Baurechte ersteigern um ihr aufblühendes Städtchen Runde für Runde um Gebäude zu erweitern. Während Farmen und Minen Rohstoffe liefern die wir zum Gebäudebau benötigen, ermöglichen Schmieden oder Kirchen den Erwerb von Siegpunkten. Nach 10 Runden werden ebenjene ermittelt und bestimmen wie gewohnt den Spielsieger.

Versteigerungen, Trostpreise und Bauvorhaben
Im Kern ist Homesteaders also ein simples Versteigerungsspiel. In nur 10 Runden bieten die Spieler dabei auf Baurechte die im Anschluss den Bau verschiedener Gebäude ermöglichen. Abhängig von der Spielerzahl geht zumeist ein Spieler bei der Versteigerung leer aus. Wen dieses Schicksal trifft, der kann sich zumindest über einen kleinen Trostpreis in Form von Waren, Personal oder schlicht Siegpunkten freuen. Je öfter man passt, desto besser werden dabei die Entschädigungen. Auf diese sollte man allerdings trotzdem nicht allzu oft zurückgreifen, stellen die zu bauenden Gebäude doch den Kern des Spiels dar  und sind zum Spielsieg unverzichtbar.



Kühe, Gold und Äpfel
Mit den Gebäuden offenbart sich auch die wahre Tiefe von Homesteaders. Hat man die Rohstoffkosten für den Bau eines Gebäudes bezahlt (und das Geld für die gewonnene Auktion), platziert man dieses in der eigenen Auslage. Ab diesem Moment liefert es (automatisch oder mittels Arbeiter) Rohstoffe, Sonderfähigkeiten oder schlicht Siegpunkte. Da man im Spielverlauf maximal 10, zumeist eher circa 7, Gebäude bauen wird, sollten diese im Optimalfall gut aufeinander abgestimmt sein. Alle Arten von Rohstoffen zu produzieren ist fast unmöglich, Geld will verdient werden und Sonderfähigkeiten sind natürlich auch nicht zu verachten. Auch ein Markt steht zur Verfügung der, genug Handelsmarker vorausgesetzt, den Verkauf oder Erwerb weiterer Rohstoffe ermöglicht. Und zur Not kann man immer noch Darlehen aufnehmen, muss dann allerdings damit leben, horrende Zinsen aufzubringen.

Farm, Ranch und Goldmine
All diese Element gilt es bestenfalls bereits bei der Versteigerung der Baurechte zu berücksichtigen. Die Auswahl der Gebäude ist relativ umfangreich geraten und man sollte möglichst früh wissen worauf man besonderen Wert legen will. Gerade da die interessantesten Gebäude erst im späteren Verlauf ins Spiel kommen, hilft es hier ungemein diese schon vorab zu kennen. Insbesondere die Punkteträchtigen Gebäude in den letzten beiden Spielrunden sind hier zu erwähnen. Konnte man im Spielverlauf einer festen Strategie folgen (etwa viel Personal oder Gebäude einer Farbe), sind hier viele Punkte zu erringen. Einerseits mag dies Gelegenheitsspieler abschrecken, bietet andererseits für erfahrene Spieler viel Stoff zum Experimentieren und für immer wieder neue Strategien. Entsprechend überrascht es nicht, dass sich gerade die ersten Runden durchaus etwas in die Länge ziehen können. All diese Dinge zu bedenken und bereits in der Versteigerungsphase zu berücksichtigen, kann zu Beginn durchaus überfordern.

 

Fazit
Mit steigender Spielerfahrung beginnt man allerdings, die elegante Verzahnung der einzelnen Elemente wertzuschätzen. Alles greift wunderbar ineinander, viele Strategien sind zu entdecken und nach jedem Spiel kommen neue Gedanken für spätere Vorgehensweisen. Zusätzlich hat bereits das Spielmaterial einen enormen Aufforderungscharakter. Jeder Rohstoff hat dabei eine eigene, passende Form. Rinder sind sogar klassisch in schwarz-weiß gehalten. Insgesamt konnte mich Homesteaders von der ersten Partie an überzeugen. Das Spiel fesselt ohne eine übertriebene Spielzeit aufzuweisen (je nach Spielerzahl rund 1 bis 1 ½ Stunden). Die Wartezeiten zwischen den Zügen sind selbst mit mehreren Spielern überschaubar. Auch nach mehreren Partien gibt es noch immer neue Strategien zu erforschen. Damit hat sich Homesteaders seinen Platz in meiner Sammlung gesichert.



3 Kommentare:

  1. Das Spiel hatte ich noch garnicht aufm Schirm. Materialtechnisch sieht es aber schonmal super aus. Klingt aber auch spieltechnisch interessant.

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  2. Ich hab das Spiel auch lange ignoriert, den Kauf aber nie bereut. Man muss sich nur im klaren sein, dass es sich dabei zu einem wesentlichen Teil um ein Versteigerungsspiel handelt. Das Platzieren von Arbeitern ist zwar nicht zu vernachlässigen, das geschickte Bieten und das Bauen der richtigen Gebäude entscheidet aber zumeist über den Sieg.

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  3. Das Holzmaterial in Homesteaders ist echt genial. Schade nur, dass das ansonsten sehr fade (dafür aber funktionelle) Spielmaterial das nicht weiter unterstützt. Wie schön wären liebevoll gemalte Ablagetableaus, auf denen man die Rohstoffe unterbringen kann. Kühe auf die Weide, Äpfel auf nen Speicher... Ihr wisst was ich meine. Hat natürlich mit der Spielmechanik überhaupt nix zu tun, aber etwas mehr Atmosphäre stünde dem Spiel nicht schlecht. So hat man dann doch einfach nur "Berge von Zeugs" vor sich liegen, die man wild hin und her tauscht.

    Ansonsten aber ein echt interessantes Spiel, auch wenn der Versteigerungsmechanismus mit weniger Spielern stark abfällt.

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