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Montag, 10. Juni 2013

La Boca



Ubongo trifft Uluru
Unkreativen Menschen wie mir wird sich wohl nie erschließen, wo Brettspielautoren die Fülle ihrer Ideen hernehmen. Dem Ideenreichtum mancher Menschen scheinen da fast keine Grenzen gesetzt zu sein. Im Falle von La Boca drängt sich mir allerdings ein ungefährer Entstehungsprozess auf: Das Autorenehepaar Brand lustwandelte, auf der Suche nach abendlicher Spielekost, gemütlich die Regale des Kosmos-Lagers entlang. Während Markus freudestrahlend ein Ubongo  aus dem Regal zieht, grinst Inga bis über beide Ohren als sie Uluru entdeckt. Anstatt sich nun in langwierigen Diskussionen darüber zu ergehen wer das letzte Spiel aussuchen durfte, einigt sich das Ehepaar kurzentschlossen für die dritte Variante: beide Spiele in den Mixer und schauen was daraus wird.



Das Ergebnis vereint dabei das Klötzchen-Puzzeln von Ubongo 3D mit dem Bauen nach Farben von Uluru. Ergänzt wird das Produkt noch durch ein allseits beliebtes Thema (Städtebau) und einen der erfolgreichsten Mechanismen der vergangenen Jahre (Kooperativ).

Im Team gegen die Zeit
In La Boca bauen 3 bis 6 Spieler in wechselnden Zweier-Teams ein vorgegebenes Gebilde nach. Je nach Schwierigkeitsgrad müssen dabei 10 oder 11 Klötze in verschiedenen Farben und Formen korrekt auf einem Raster aus 4 mal 4 Feldern platziert werden. Wie das Bauwerk am Ende auszusehen hat ist einer Aufgabenkarte zu entnehmen, die das Zielgebäude von Vorne und Hinten zeigt. Das Problem dabei ist, dass sich die beiden Spieler gegenüber Sitzen und auf jeder Kartenseite jeweils nur eine Sicht auf das Bauwerk abgebildet ist. Beide Spieler bauen dementsprechend am gleichen Gebäude, sehen dies aber aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Fügt ein Spieler einen Klotz ein, verändert dies auch den Aufbau des Mitspielers. Entsprechend wichtig ist eine rege Kommunikation und der Austausch, welcher Aufbau der Aufgabenkarte des Mitspielers entspricht.

Zusätzlicher Druck wird durch die beiliegende Stoppuhr verursacht die gnadenlos tickt. Je länger die Lösung der Aufgabe dauert, desto weniger Punkte bekommt das Team am Ende. Benötigt man über 2 Minuten oder stimmt der Aufbau am Ende nicht mit der Karte überein geht man sogar gänzlich leer aus. Auf diese Art spielt jeder 2-mal im Team mit jedem Mitspieler. Wer am Ende die meisten Siegpunkte errungen hat, gewinnt.

 

Jubel, Trubel, Heiterkeit?
La Boca wurde zuletzt mit einem Platz auf der Empfehlungsliste zum Spiel des Jahres geadelt und hat sich diese Auszeichnung redlich verdient. Die Regeln sind schnell verstanden und eingängig, nach wenigen Proberunden läuft das Spiel zumeist reibungslos. Gleichzeitig sorgen ein variabler Schwierigkeitsgrad sowie die Mengen der Auftragskarten dafür, dass die Partien nicht zu schnell langweilig werden. Ist man selbst am Zug wird geflucht und gejammert. Emotionen sind an der Tagesordnung. Funktioniert die essentielle Kommunikation nicht wie geplant, rückt die Verzweiflung mit jeder verstrichenen Sekunde näher. Selbst die Zuschauer sind nicht selten begeistert dabei und grübeln im Stillen (oder nicht ganz so Stillen) vor sich hin. Ist La Boca also ein würdiger Nachfolger für Ubongo?

Leider nicht ganz, verhindern doch kleinere Mängel ein durchweg positives Gesamtbild. Einerseits ist der Schwierigkeitsgrad der Aufgabenkarten deutlich unterschiedlich. Einzelne Aufgaben sind im Vorbeigehen zu lösen, andere bereiten fast immer Probleme. Wer des Öfteren solche Aufträge zieht hat kaum eine Chance auf den Gesamtsieg. Spieler die gerne alles unter Kontrolle haben und gleiche Bedingungen erwarten, werden hier enttäuscht werden. In die gleiche Kerbe schlägt das nächste Problem. Übereifrige oder unvorsichtige Spieler können einem als Partner durchaus wertvolle Punkte kosten. Drückt der Mitspieler bereits auf die Stoppuhr bevor man selbst seinen Aufbau kontrolliert hat, oder übersieht er Fehler in der eigenen Struktur, bekommt man auch selbst keine Punkte. Dies kann gegebenenfalls den Gesamtsieg kosten und bietet durchaus Konfliktpotential.

Kann man über diese Schwächen hinweg sehen und legt beim Spielen mehr Wert auf den Spielspaß als die Siegpunkte ist La Boca aber eindeutig einen Blick wert. In einem solchen Fall kann La Boca sogar zu Zweit im Kampf gegen die Uhr begeistern. Punkte oder einen Sieger gibt es auf diese Art zwar nicht, der Spaß ist mit dem richtigen Partner aber garantiert.

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