Brettspiel-Fragmente
August 2013
In den vergangenen
Ausgaben der Brettspiel-Fragmente habe ich mich mit seltsamen Boxdreingaben
sowie den üblen Gesellen der Brettspielwelt beschäftigt. Nun wird es langsam
Zeit, uns den wirklich großen Dingen zuzuwenden. Dazu vorab ein kleiner Exkurs
in die Geschichte: Im Jahr 2000 kam es bei einer Partie Carcassonne zu einem
folgenschweren Vorfall: Auf der Suche nach einem passenden Begriff ergab die
Verschmelzung der Worte „my“ und „people“ den Kunstbegriff MEEPLE. Heute, etwas
mehr als 10 Jahre später, ist dieses Wort aus dem Sprachgebrauch der Spieler
nicht mehr wegzudenken. Seitdem haben die Meeple einen langen Weg hinter sich
und haben es als Kissen oder Halsketten weit gebracht. Selbst ganze
Geschäftsideen drehen sich inzwischen um die kleinen Männchen.
Die grob
menschenähnliche Form hat dabei bis heute Bestand, eine genauere Unterscheidung
ist zumeist nur über die Farbe möglich. Dass es auch anders geht findet man
allerdings in einer zunehmenden Zahl von Spielen. Hier also ohne weitere
Umschweife: Die MEEPLES präsentieren ihren Sonntagsstaat.
Stone
Age und Die ersten Funken
Dass die Geschichte der
Meeple in Wirklichkeit deutlich weiter zurückreicht als nur rund 13 Jahre
offenbaren die folgenden Gesellen. Damals, als kurz nach der Entdeckung des
Feuers DIE ERSTEN FUNKEN (links) schlugen, waren die Meeple noch wilde,
ungestüme Gestalten. Um für ausreichend Nahrung sorgen zu können war die
Bewaffnung mit einem Speer unerlässlich. Einige Jahre später hatte man sich
bereits an eine etwas luxuriösere Umgebung gewöhnt, Ackerbau und Kuschelhütte
gehörten zunehmend zu einem erfüllten Leben. In dieser STONE AGE (rechts) gab
es wohl Nahrung im Überfluss, die Form der Dorfbewohner wurde etwas rundlicher.
Gleichzeitig war der Beruf des Friseurs noch nicht entdeckt, die Haarpracht ein
wenig überbordend.
Kaum eine bedeutsame
Phase in der Geschichte kam ohne die Anwesenheit von Meeplen aus. So verwundert
es nicht, dass sie auch bei der Besiedelung Amerikas vor Ort waren. Der
HOMESTEAREDS Act wäre ohne ihre Anwesenheit undenkbar gewesen. Gegenüber
früheren Epochen hatte sich die Mode merklich weiterentwickelt, eine modische
Kopfbedeckung gehörte zum Standard. Gleichzeitig scheinen bunte Farben nicht
von größerer Bedeutung gewesen zu sein, der Wilde Westen präsentiert sich braun
in braun.
All jene Meeple die ihr
Heil nicht in der neuen Welt suchten, konnten sich zwischen dutzenden
Handelsstätten entscheiden die zur Zeit der Hanse die Weltkarten schmückten.
BRÜGGE kristallisierte sich dabei schnell als einer der beliebtesten Wohnorte
der durchtriebenen Gesellen heraus. Zu jener Zeit kleidete man sich bevorzugt
in Röcke die in mannigfaltigen und bunten Farben zur Verfügung standen. Auch
die Arbeit war im Vergleich zur neuen Welt überschaubar, wurden die Meeple doch
bevorzugt zum Häuserbau oder als Punkteanzeiger eingesetzt.
Und was machen die
Meeple Heute? Wie immer sind sie da wo es richtig zur Sache geht. Und in der
Heutigen Zeit bedeutet das: Mitmischen in der Politik und Ringen um die Macht.
Dass dafür nicht zwangsläufig eigene Fähigkeiten notwendig sind sondern FREMDEFEDERN durchaus ausreichen, überrascht nicht wirklich. Ein
angepasstes Aussehen ist dabei von enormer Bedeutung, entsprechend schlicht
auch der neueste Modegeschmack. Eckige Kanten ohne jeden Zierrat sollen den
Wähler wohl in Sicherheit wiegen und etwaige Wahlversprechen glaubhaft
erscheinen lassen.
Ihr seht, die Geschichte
der Meeple reicht bereits jetzt weit zurück. Und doch ist sie noch lange nicht
zu Ende erzählt. Ihr habt weitere einzigartige Gestalten in euren Spielen
gefunden? Lasst es mich und die anderen Leser wissen. Ich freue mich auf eure
Kommentare.
Da wären noch die langrockigen Ehrenbürger von Village, deren modisches Kleiderdesign sich von Generation zu Generation weiter entwickelt...
AntwortenLöschenOder die eher festen und sehr unterschiedlichen Bergsteiger des K2.
Danke für diesen Blog! Matthias
Hallo Matthias.
AntwortenLöschenStimmt, die Jungs (und Mädels) in Village hatte ich ganz übersehen. Unmittelbar nach Veröffentlichungen sind mir auch die Legionäre von Augustus ins Auge gesprungen. Ich glaube der Beitrag hätte locker noch einige Seiten vertragen können.
Ansonsten: Gern geschehen, ich freue mich immer wenn jemand Spaß daran hat meine Beiträge zu lesen.