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Montag, 24. Februar 2014

Prosperity



Das Einmaleins des Städtebauens
„Gut Ding will Weile haben“ ließ mein Vater mich früher schon immer wissen, wenn ich es mal wieder etwas zu eilig hatte. Diesen Leitsatz haben sich wohl nun auch Reiner Knizia und Sebastian Bleasdale  zu Herzen genommen, sind sie mit ihrem neuen Städtebauspiel doch gefühlt ein ganzes Jahr zu spät. Waren entsprechende Spiele während der Messe 2012 nämlich noch an allen Ecken zu finden (namentlich erwähnt seien hier Suburbia, Ginkgopolis und City Tycoon), war die Auswahl für Fans von Sim City und Konsorten 2013 ziemlich limitiert. Im Gegenzug punktet Prosperity (Ystari) dafür mit einigen neuen Ideen und sehr interessanten Elementen.

Über einen Zeitraum von 70 Jahren errichten 2 bis 4 Spieler in Prosperity ihre eigene, kleine Stadt. Wie es sich heutzutage gehört, darf dabei nicht wahllos in Industrie und Forschung investiert werden, auch der Umweltschutz muss stets im Auge behalten werden. Das richtige Abwägen zwischen den eigenen Finanzen, dem wissenschaftlichen Fortschritt und der Infrastruktur ist dabei ebenso wichtig, wie den richtigen Zeitpunkt zum steigern des eigenen Wohlstandes zu treffen.


 
Von Ökologie bis Wohlstand
Wohlstand ist dabei nur eine der 5 Kategorien die in Prosperity das Vorgehen bestimmen. Die anfänglichen Spielertableaus liefern darüber hinaus geringfügige Mengen an Energie, Einkommen und Forschung. Auf Umweltschutz wird andererseits noch nicht wirklich Rücksicht genommen. Dagegen muss natürlich etwas unternommen werden. Also zieht der aktive Spieler zu Beginn seiner Runde ein neues Ausbauplättchen und bestimmt damit, welches der 5 Merkmale in der laufenden Runde gewertet wird. So kommt neues Geld in die Kasse, Wohlstand generiert Siegpunkte oder negative Ökologie überwuchert die Wohlstandsleiste. Wurde das neue Plättchen regelgerecht in der zentralen Auslage platziert, stehen dem Spieler 2 Aktionen zur Verfügung. Neben Gelderwerb oder wissenschaftlichem Fortschritt steht der Ausbau der Stadt dabei im Vordergrund. Also eines der ausliegenden Plättchen kaufen (der Preis hängt dabei vom eigenen Forschungsfortschritt ab) und in die eigene Stadt integriert.

Kopfrechnen
An dieser Stelle beginnt, was in vielen Rezensionen als Hauptkritikpunkt angeführt wurde… das Kopfrechnen. Denn jedes Plättchen liefert einerseits positive, andererseits aber auch negative Symbole. Kraftwerke etwa sorgen für Energie, der Wert für Ökologie sinkt aber gleichzeitig. Ein Plättchen mit +4 Energie und -2 Ökologie liefert netto also +2. Da für Plättchen allerdings nur begrenzt Baufelder zur Verfügung stehen, wird häufig ein älteres Gebäude überbaut. Dies muss zusätzlich berücksichtigt werden. Hatte also das alte (und nun überbaute) Kraftwerk einen Nettogewinn von +1 sinkt der Wert des neuen Kraftwerkes entsprechend. Obendrein sollte berücksichtig werden was in der laufenden Runde bereits gewertet wurde. Gab es etwa gerade eine Ökologiewertung, so wird diese nun für einige Runden nicht mehr vorkommen. Hier kann also etwas rabiater vorgegangen werden. Gleichzeitig herrscht trotzdem stets ein gewisser Zufall, welche Wertung als nächstes Folgt ist selten gänzlich vorhersehbar. 




Fazit
Dieser Zufall kann gerade in einem ansonsten vollständig planbaren Spiel zu Frust führen und stellt damit durchaus einen Kritikpunkt dar. Auch die ständige Rechnerei wird von einigen Spielern negativ aufgefasst, die einzelnen Partien wollen genau analysiert und durchkalkuliert werden. Ich persönlich mag solche Spiele sehr gerne. Ich kann bereits von der ersten Runde an mein Vorgehen planen und mir überlegen, wo mich eine Partie hinführen soll. Welche Plättchen wann kommen ist zwar (in Grenzen) zufällig, aber selten spielentscheidend. Auch der vielzitierte Satz „Das fühlt sich wie Arbeit an“ trifft auf mich hier nicht zu. Dafür sind die Grundregeln zu eingängig, die Spieldauer zu überschaubar. Ich empfinde Prosperity vielmehr als anspruchsvolles Spiel welches planvolles Vorgehen belohnt und dabei erfasst und gelernt werden will. Ich hatte an allen bisherigen Partien meinen Spaß und halte „Prosperity“ durchaus für eine Bereicherung meiner Spielesammlung.

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