Ein
neuer König?
Deckbau ist tot, lang
lebe Bag-Building. OK, das war jetzt möglicherweise ein wenig übertrieben,
kamen doch in den vergangenen Monaten durchaus einige spannende Deckbau-Spiele
auf den Markt. Trotzdem scheint das Bestücken von Beuteln mit bunten Würfeln
oder vergleichbaren Markern ein neuer Trend zu sein. Die bekanntesten Vertreter
dieser Art waren auf der vergangenen Messe sicherlich Hyperborea und Orléans.
Aber auch Korea Boardgames hat mit King’s Pouch (Keewoong Kim) einen Vertreter
des Genres im Angebot, bei dem sich ein genauerer Blick durchaus lohnt.
Bei King’s Pouch errichten
wir Gebäude und heuern zu deren Benutzung die dazu passenden Bürger an. Ob
diese uns allerdings auch tatsächlich zur Verfügung stehen, bestimmt erst der
zufällige Griff in den namensgebenden Beutel.
Spezialisten
und Korruption
Zu Beginn sieht unser
Reich noch wenig beeindruckend aus. Baracken, eine kleine Kapelle und eine
Taverne… viel mehr steht unseren Bürgern nicht zur Verfügung. Diese kommen in
Form von zylindrischen Klötzen daher und warten nur auf ihren Einsatz. Dabei
liefert etwa ein Platzieren in der Kapelle Siegpunkte, die Taverne verspricht
ein kleines Einkommen. Obendrein offerieren viele Gebäude auch noch den Erwerb
spezialisierter Bürger in Form bunter Holzquader. All die Bürger wandern am
Ende unseres ersten Zuges zurück in den Beutel, wo sie durch einen korrupten
Beamten ergänzt werden. Werden am Ende der Runde neue Bürger gezogen, sieht
deren Zusammensetzung also in jedem Zug etwas anders aus. Dabei haben spezielle
Bürger eine andere Form und lassen sich dementsprechend ertasten. Gleichzeitig
können diese aber nur in einigen wenigen Gebäuden eingesetzt werden. Bürger
sind flexibler, haben aber die gleiche Form wie korrupte Beamte. Und mit diesen
wiederum, lässt sich fast nichts anfangen.
Gebäude,
Personal und Militär
Abgesehen vom richtigen
Einsatz der Bürger, steht in King’s Pouch auch der Ausbau des eigenen Reiches
im Vordergrund. Denn die erworbenen Ressourcen wollen natürlich auch ausgegeben
werden. Geld dient dabei in erster Linie dem Bau neuer Gebäude. Eines davon
darf jede Runde den Weg auf unser Tableau finden und dient fortan als neue
Einsatzmöglichkeit für unsere Bürger. Obendrein liefert jedes Gebäude am
Spielende Siegpunkte. Diese bekommen wir auch, indem wir (ebenfalls mit Geld)
verschiedenste Charaktere beeinflussen. Welche davon ausliegen und wofür wir
Punkte erhalten, ändert sich von Partie zu Partie.
Abgesehen vom Geld sammeln
unsere Bürger auch artig militärische Stärke. Mit dieser setzen wir Truppen auf
der beiliegenden Karte ein und verjagen Mitspieler von unserem Grund und Boden.
Was hier recht martialisch klingt, ist in Wirklichkeit aber recht abstrakt
gehalten und beschränkt sich zumeist auf einen weiteren Weg Punkte zu
generieren.
Insgesamt verläuft das
Spiel über 9 Runden an deren Ende alle Punkte zusammengezählt werden und den
Sieger bestimmen.
Fazit
King’s Pouch gehört wohl
zu den eingängigeren Vertretern des neuen Genres “Bag-Building”. Weite Teile
des Spiels verlaufen dabei in bekannten Bahnen, wirklich neu sind nur die
zufällig gezogenen Arbeiter. Und dies ist Fluch und Segen zugleich. Denn
einerseits ist der Einstieg für erfahrene Spieler schnell geschafft,
andererseits fühlen sich weite Teile altbekannt an. Dabei sind aber auch die
bekannten Elemente durchaus reizvoll. Die richtige Kombination aus Gebäuden und
Bürgern zu finden ist durchaus eine Herausforderung, es bieten sich mehrere
Wege die erkundet werden wollen.
Leider ist die Zahl der
Gebäude aber sehr überschaubar und in jedem Spiel gleich. Einzig die
Reihenfolge wann sie ins Spiel kommen, variiert leicht. Abgesehen von den
punkteträchtigen Personenkarten verlaufen die einzelnen Spiele damit immer in
ähnlichen Bahnen. Als Nachteil wurde auch empfunden, dass oft schon früh ein
Sieger feststeht. Der Startspieler hat jede Runde einen beträchtlichen Vorteil,
kann er doch aus allen Gebäuden wählen. Erster ist aber immer derjenige, der
die meisten Punkte hat. Damit wird es schwer, einen einmal führenden wieder
einzuholen.
Was bleibt ist ein
durchaus interessanter Ansatz und einige kreative Ideen. Für eine Hand voll
Partien absolut genug, für anhaltende Begeisterung fehlt aber etwas Abwechslung.
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