Seiten

Dienstag, 13. Januar 2015

Kingsport Festival

Der Schrecken weitet sich aus
Seit vielen Jahren Zeit kämpfen wir Spieler immer wieder gegen die geistigen Ausgeburten des Horror-Autors H.P. Lovecraft. Die Großen Alten zurückzudrängen scheint dabei ein ebenso nobles wie hoffnungsloses Unterfangen zu sein. Aber wir Spieler sind ja lernfähig. Und so schlagen wir uns in Kingsport Festival (A. Chiarvesio, G. Santopietro / Kosmos) endlich auf die Seite der unvermeidlichen Sieger. Als Kultisten der Alten Götter ebnen wir diesen den Weg in unsere Welt, in der Hoffnung, als Lohn an Deren Seite zu regieren.

Als Grundlage haben die Autoren Kingsburg herangezogen, ein Spiel aus dem Jahr 2007. Wie in diesem Nutzen wir Würfel, um damit verschiedene Boni zu erhalten und Gebäude zu errichten. Sonderfähigkeiten, Zaubersprüche und der Kampf gegen Ermittler liefern die nötige Spieltiefe.



Tod und Zerstörung sammeln,…
Insgesamt 12 Monate (Runden) haben die 3 bis 5 Spieler Zeit, die Großen Alten von ihrer Hingabe zu überzeugen. Am besten funktioniert dies, indem wir möglichst viele Bauwerke der namensgebenden Stadt Kingsport unter unsere Kontrolle bringen. Denn neben Sonderfähigkeiten liefern diese einen ordentlichen Schwung an Ruhm (Siegpunkten) und entscheiden damit über Sieg und Niederlage. Vor der Inbesitznahme steht aber natürlich, wie gewohnt, das Beschaffen von Rohstoffen an. Theoretisch handelt es sich dabei etwa um Tod und Zerstörung. Praktisch sehen die Rohstoffe aber eher wie kleine, farbige Holzwürfel aus.

Um diese in unseren Besitz zu bringen würfeln alle Spieler zu Beginn eines Monats ihre drei Würfel und setzen diese im Anschluss bei verschiedenen Großen Alten ein. Dabei muss für jedes Feld eine bestimmte Summe erreicht werden, wobei egal ist mit wie vielen Würfeln dies geschieht. Wenig überraschend bringen hohe Zahlen hier bessere Erträge, sind aber auch mit höheren Kosten in Form von geistigem Schaden verbunden. Diesen wiederum können wir mittels niedriger Würfelergebnisse heilen. Als Lohn für unsere Mühen dienen, neben Ressourcen, auch Zaubersprüche oder Informationen über kommende Gegner.

…Gebäude errichten…
Konnten wir über unsere Würfel ausreichend Rohstoffe beschaffen, dürfen wir diese im Anschluss zum Bau von Gebäuden verwenden. Da diese allerdings zumeist aufeinander basieren, steht uns zu Beginn einzig ein recht langweiliges Haus zur Verfügung. Mit etwas Geduld können wir im Spielverlauf aber auch die Polizeiwache, eine Kirche oder gar den örtlichen Friedhof in Besitz nehmen. Als Belohnungen winken, neben Siegpunkten, Sonderfähigkeiten wie reduzierte Baukosten, zusätzliche Einnahmen oder Kampstärke.

…und Ermittler bekämpfen.
Apropos Kampfstärke. In Regelmäßigen Abständen versuchen einige unbelehrbare Weltverbesserer (sprich: Ermittler) uns von unserem Tun abzuhalten. In solchen Momenten sollten wir über ausreichend Kampfkraft verfügen, um nicht die eher unangenehmen Konsequenzen (von Punktabzug bis zum Verlusst von Gebäuden) ertragen zu müssen. Abseits von Gebäuden erhalten wir Kampfstärke durch Zaubersprüche. Darüber lassen sich aber auch Punkte generieren oder die Stadt effektiver ausbauen. Worauf man sich konzentriert will also gut überlegt sein um am Ende als Sieger da zu stehen.


Fazit:
Der Kern von Kingsport Festival entspricht in weiten Teilen seinem Vorgänger Kingsburg. Das bedeutet, dass man einerseits zwar durchaus strategisch Planen kann (und sollte), dabei aber auch immer auf ein gewisses Maß an Würfelglück angewiesen ist. Gleichzeitig ist aber zu spüren, dass die Autoren im neuen Spiel mehr wollten. Mehr Thema, mehr Stimmung, mehr Möglichkeiten. Leider bedeutet mehr nicht zwingend auch besser. Denn die zusätzlichen Optionen lassen Kingsport Festival häufig überfrachtet wirken.

So ist die Aufmachung zwar durchaus stimmig, überfordert aber durch seine opulente, grafische Gestaltung schnell. Alleine der zentrale Spielplan enthält (neben den Gebäuden) 5 Zählleisten und ein Ablagefeld für Karten, allesamt in ähnlichen Farbtönen gehalten. Auch die Platzierung der Gebäude auf einem zentralen Plan mag zwar stimmig sein, lässt die Spieler aber schnell den Überblick über die eigenen Möglichkeiten verlieren. Mehr als einmal wurde beim Ermitteln der Stärke ein Feld übersehen oder eine nicht existente Verbindung beim Bau von Gebäuden verwendet. Dass um den Plan herum insgesamt 20 stark überdimensionierte Große Alte liegen, verstärkt diesen Eindruck weiter. Wo Kingsburg mit einem simplen Aufbau punktete, dominieren in Kingsport Festival Chaos und Verwirrung.

Bei all den Beschwerden ist ein spielerischer Mehrwert durchaus zu erkennen. Dadurch, dass man bei schlechten Würfen weniger geistige Gesundheit zahlt, wurde der Vorteil ständig hoch zu würfeln etwas reduziert. Darüber hinaus bieten die Zauber eine zusätzliche Option auf die man spielen kann, die man aber ebenso ignorieren kann ohne dadurch ins Hintertreffen zu geraten. Auch die bislang noch nicht erwähnten Szenariokarten wissen zu gefallen. Diese ändern jeweils kleinere Regeln in den einzelnen Partien ab und steigern damit den Wiederspielwert deutlich.

Insgesamt bieten die Ergänzungen spielerische einige durchaus interessante Optionen. Umso deprimierender, dass einige der eigentlich guten Ideen schlicht untergehen.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen