Nostalgie ist doch etwas
Schönes. Ab und an die Spieleklassiker der Kindheit hervorzuholen lässt einen
einfach noch einmal dieses Kribbeln, diese Begeisterung erleben. Dumm nur, dass
ehemals hochgeehrte Schätze den heutigen Ansprüchen oft nicht mehr genügen und
spielerisch doch eher Mau ausfallen. Was liegt also Näher, als die alten Lieblinge
schlicht in guter Erinnerung zu behalten und den Drang nach Nostalgie mit neuen
Werken zu befriedigen, die optisch allerdings aus den 80ern oder 90ern stammen
könnten. Eine solche Möglichkeit stellt nun Drachenhort (Ravensburger) von
Rainer Knizia dar.
Auch spielerisch schlägt
Drachenhort so ziemlich alle Entwicklungen der vergangenen Jahre in den Wind
und setzt auf einen Mechanismus der mit Heimlich und Co 1986 seinen Höhepunkt
hatte: Die geheime Verteilung der Spielfiguren.
Bunte
Hobbits
7 bunte Spielfiguren
(hier: Hobbits) starten zu Spielbeginn im Inneren eines Drachenhorts und sollen
von den Spielern zum Ausgang navigiert werden. Dazu schnappt sich, wer an der
Reihe ist, einfach den Würfel und bewegt eine der Figuren um die entsprechende
Augenzahl weiter. Figuren auf dem Weg werden dabei übersprungen, Edelsteine in der
Zielkammer direkt eingesackt. Zur Verfügung steht mir dabei jede beliebige
Figur, sofern sie aktuell noch im Licht steht. Habe ich die Figur bewegt, wird
sie anschließend im Schatten platziert, wo sie sich etwas ausruhen kann. Damit
ist eine weitere Bewegung eigentlich fürs erste ausgeschlossen. Eigentlich. Denn
das Würfelergebnis „2“ ermöglicht es, auch eine Figur im Schatten zu bewegen.
Trotzdem wurden über kurz oder lang alle Figuren bewegt. Nun schlägt die Stunde
des Drachen.
Der
Drache
Der Drache erwacht
sobald alle Figuren gezogen wurden und macht nun Jagd auf diese. Bis zu 5
Felder bewegt er sich dabei und nimmt den ersten Dieb den er erwischt direkt
gefangen. Der Hobbit scheidet für diese Runde aus. Ein Durchgang endet, sobald
die Hobbits gefangen wurden oder einer den Ausgang erreicht hat. Da unterwegs
neben dem Drachen auch noch Fallen und dunkle Räume auf die Flüchtigen warten,
kann dies schwerer sein als gedacht. Und kaum sind wir dem Verlies entkommen,
müssen wir direkt noch mal ran. Denn der Plan bietet 2 Seiten, und beide wollen
für eine Partie bespielt werden.
Das
Ergebnis
Haben wir unsere bunte
Schar durch die Drachenhöhle gelotst, wollen wir natürlich auch wissen wer der
effektivste Dieb war. Dabei bringen einerseits die zuvor gesammelten Edelsteine
Punkte. Andererseits und insbesondere werden wir nun aber für bestimmte Figuren
belohnt. 3 davon bekommt jeder Spieler zu Beginn zugelost und hält sie das
Spiel über geheim. Wie viel eine Figur am Ende wert ist, hängt schlicht davon
ab wann sie gefangen wurde oder den Ausgang erreicht hat. Zuerst die Höhle
verlassen ist natürlich besonders lukrativ, früh verspeist (sorry: gefangen) zu
werden bringt kaum Punkte. Und so versuchen wir einerseits unsere Figuren
möglichst rasch und unauffällig nach Vorne zu befördern und gleichzeitig die
Spielfiguren unseren Mitspieler möglichst nah am Drachen abzustellen.
Fazit
Drachenhort ist ein
einfaches Spiel. Die wenigen Regeln sind schnell verstanden und bereits während
der ersten Partie kann jeder Spieler aus den Vollen schöpfen. Man bekommt genau
das, was man sieht. Ohne Schnörkel, Fallstricke oder Überraschungen. Hier ist
keine Regel zu viel, kein Element übertrieben oder unnötig. Und genau das macht
auch den Reiz von Drachenhort aus.
Abzüge gibt es
allerdings (zumindest für mich) im Spiel mit größerer Personenzahl. Während in
kleineren Gruppen durchaus eine gewisse Kontrolle über das Spielgeschehen
vorhanden ist, nehmen mit steigender Spielerzahl die Unwägbarkeiten zu. Hier
entscheidet häufig der Zufall über den Spielausgang, das Chaos dominiert.
Während manche Spieler dies durchaus schätzen, bevorzuge ich dann doch die
Partien in kleinen Gruppen. Denn da weiß Drachenhort durch seine Schlichtheit
und seine Schnörkellosigkeit absolut zu gefallen.
Wenn ihr gerne als Hobbits vor Drachen flieht werft einmal einen Blick auf DER HOBBIT - SMAUGS EINÖDE (hier lang). Oder bekämpft ihr lieber die übergroßen Echsen? Dann werdet König von England in KING ARTHUR (hier).
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