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Donnerstag, 4. Juni 2015

Evolution



Anpassen an äußere Bedürfnisse
Die Evolution ist schon eine tolle Sache. Um sich den äußeren Bedingungen anzupassen lernen Tiere zu fliegen, lassen sich längere Schnäbel wachsen oder entwickeln sogar Giftdrüsen. Dabei scheinen sich aber nicht nur Tiere anzupassen. Auch Brettspiele machen eine Evolution durch. Oder wie sonst lässt sich der Werdegang von Evolution (D. Crapuchettes, D. Knorre, S. Machin / Schmidt Spiele) erklären? Denn abseits der Grundmechanismen hat die Neufassung nur noch wenig mit dem Vorgänger aus dem Jahr 2010 gemein. Und das ist auch gut so. Denn damals zeichnete sich das Spiel zwar durch nette Ideen aus, funktionierte aber nur sehr bedingt.

Die redaktionelle Bearbeitung von Schmidt Spiele lies nur das Grundgerüst bestehen. Entsprechend nutzen wir weiterhin Karten um neue Tiere entstehen oder wachsen zu lassen und obendrein hilfreiche Fähigkeiten zu entwickeln. All dies um am Ende mehr Futter als die Mitspieler zu verspeisen. Oder am besten gleich die Mitspieler selbst.


Die Evolution
Am Beginn der Evolution steht gerade einmal ein mickriges Tierchen pro Spieler, dargestellt mit Hilfe eines Papptableaus. So winzig und ohne besondere Fähigkeiten ist von Diesem noch recht wenig zu erwarten. Obendrein ist unser Tier nicht nur winzig, auch seine Populationsgröße ist noch klein, womit die Nahrungsaufnahme sehr begrenzt ist. Das sollte natürlich dringend geändert werden.
Um die Evolution unserer Tierart voran zu treiben oder eine Neue zu entwickeln, stehen uns Karten zur Verfügung. 3 Stück ziehen wir davon jede Runde zuzüglicher einer pro eigenem Tier. Diese können wir nutzen, um verschiedene Effekte auszulösen. So bringen wir etwa ein neues Tier ins Spiel oder heben die Körper- oder Populationsgröße um eine Stufe an. Am meisten Spaß macht aber sicherlich das Entwickeln neuer Fähigkeiten. Manche Karten erlauben den Tieren etwa zu klettern oder sich einzubuddeln, das Speichern von Nahrungschips oder schnelleres Fressen. Für reichlich Interaktion sorgt die Karte Fleischfresser, erlaubt sie es doch in den Reihen der Mitspieler zu wildern.

     
Das Ende der Nahrungskette
Und damit wären wir auch direkt in der letzten Phase einer Runde: Dem Fressen. Um die Evolution für sich zu entscheiden ist eine stetige Nahrungsaufnahme unverzichtbar, stellen die entsprechenden Chips doch den wesentlichen Anteil der Siegpunkte dar. Am einfachsten haben es dabei Pflanzenfresser. Diese bedienen sich schlicht der Reihe nach aus dem zentralen Vorrat dessen genauer Umfang zuvor geheim von den Spielern bestimmt wurde. Wird ein Tier dabei nicht satt, nimmt die Population ab oder das Tier stirbt sogar aus.
Habe ich genug von all dem Grünzeug, kann ich mich auch zum Fleischfresser weiterentwickeln. Damit stehen pauschal alle anderen Tiere die kleiner sind als ich auf dem Speiseplan. So lassen sich einerseits Punkt sammeln, andererseits auch die Population der Mitspieler senken. Zumindest so lange, bis alle potentiellen Beutetiere gelernt haben zu klettern, sich verstecken oder die Nachbarschaft warnen. Auch das Leben als Räuber ist dementsprechend nicht frei von Gefahren, droht doch jederzeit der Hungertod. Macht aber nichts, denn die nächste Stufe der Evolution steht schon bereit.


Fazit
Evolution ist ein eingängiges Spiel mit überschaubaren Regeln. Die Komplexität und Abwechslung kommt über die Menge der Karten und das hohe Maß an Interaktion. Und genau das macht auch den hohen Spielreiz von Evolution aus. Stets muss man sich neu an die Gegebenheiten anpassen, in jeder Runde verändert sich die Auslage. Wer nicht auf die Mitspieler reagiert hat eigentlich schon verloren, den perfekten Weg zum Sieg gibt es nicht.
Dementsprechend ist auch eine klare Lernkurve erkennbar. Zu Beginn fällt es noch schwer, die Werte der Karten in einzelnen Situationen abzuschätzen. Nach wenigen Partien entsteht aber ein angenehmer Spielfluss bei dem sich die Auslage stetig ändert. Zumindest bei mehr als 2 Spielern.

Damit wären wir auch schon bei den Kritikpunkten. Denn zu zweit kann Evolution an Spannung verlieren, oft dominieren einzelne starke Tiere das Geschehen. Dies kommt auch bei mehreren Spielern vor, ist dann aber zumeist der Unerfahrenheit der Mitspieler geschuldet. Einen deutlichen Einfluss auf den Spielverlauf haben obendrein die Karten. Mit etwas Pech kann man hier durchaus Nachteile haben. Dennoch macht es einen besonderen Reiz des Spiels aus, das Beste aus den Optionen zu machen.

Bei all dem Gemecker könnte man jetzt denken, dass Evolution kein Spiel für mich ist. Falsch. Evolution gefällt mir tatsächlich richtig gut, die kleinen Probleme kann ich leicht verschmerzen. Wenn ich mal wieder mit meinem intelligenten und im Rudel jagenden Fleischfresser über die Tierchen meiner Mitspieler herfalle, dann kommt am Tisch richtig Stimmung auf.


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