Anpassen
an äußere Bedürfnisse
Die Evolution ist schon
eine tolle Sache. Um sich den äußeren Bedingungen anzupassen lernen Tiere zu
fliegen, lassen sich längere Schnäbel wachsen oder entwickeln sogar Giftdrüsen.
Dabei scheinen sich aber nicht nur Tiere anzupassen. Auch Brettspiele machen
eine Evolution durch. Oder wie sonst lässt sich der Werdegang von Evolution (D.
Crapuchettes, D. Knorre, S. Machin / Schmidt Spiele) erklären? Denn abseits der
Grundmechanismen hat die Neufassung nur noch wenig mit dem Vorgänger aus dem
Jahr 2010 gemein. Und das ist auch gut so. Denn damals zeichnete sich das Spiel
zwar durch nette Ideen aus, funktionierte aber nur sehr bedingt.
Die redaktionelle
Bearbeitung von Schmidt Spiele lies nur das Grundgerüst bestehen. Entsprechend
nutzen wir weiterhin Karten um neue Tiere entstehen oder wachsen zu lassen und
obendrein hilfreiche Fähigkeiten zu entwickeln. All dies um am Ende mehr Futter
als die Mitspieler zu verspeisen. Oder am besten gleich die Mitspieler selbst.
Die
Evolution
Am Beginn der Evolution
steht gerade einmal ein mickriges Tierchen pro Spieler, dargestellt mit Hilfe
eines Papptableaus. So winzig und ohne besondere Fähigkeiten ist von Diesem
noch recht wenig zu erwarten. Obendrein ist unser Tier nicht nur winzig, auch
seine Populationsgröße ist noch klein, womit die Nahrungsaufnahme sehr begrenzt
ist. Das sollte natürlich dringend geändert werden.
Um die Evolution unserer
Tierart voran zu treiben oder eine Neue zu entwickeln, stehen uns Karten zur
Verfügung. 3 Stück ziehen wir davon jede Runde zuzüglicher einer pro eigenem
Tier. Diese können wir nutzen, um verschiedene Effekte auszulösen. So bringen
wir etwa ein neues Tier ins Spiel oder heben die Körper- oder Populationsgröße
um eine Stufe an. Am meisten Spaß macht aber sicherlich das Entwickeln neuer
Fähigkeiten. Manche Karten erlauben den Tieren etwa zu klettern oder sich
einzubuddeln, das Speichern von Nahrungschips oder schnelleres Fressen. Für reichlich
Interaktion sorgt die Karte Fleischfresser, erlaubt sie es doch in den Reihen
der Mitspieler zu wildern.
Das
Ende der Nahrungskette
Und damit wären wir auch
direkt in der letzten Phase einer Runde: Dem Fressen. Um die Evolution für sich
zu entscheiden ist eine stetige Nahrungsaufnahme unverzichtbar, stellen die
entsprechenden Chips doch den wesentlichen Anteil der Siegpunkte dar. Am
einfachsten haben es dabei Pflanzenfresser. Diese bedienen sich schlicht der Reihe
nach aus dem zentralen Vorrat dessen genauer Umfang zuvor geheim von den
Spielern bestimmt wurde. Wird ein Tier dabei nicht satt, nimmt die Population
ab oder das Tier stirbt sogar aus.
Habe ich genug von all
dem Grünzeug, kann ich mich auch zum Fleischfresser weiterentwickeln. Damit
stehen pauschal alle anderen Tiere die kleiner sind als ich auf dem Speiseplan.
So lassen sich einerseits Punkt sammeln, andererseits auch die Population der
Mitspieler senken. Zumindest so lange, bis alle potentiellen Beutetiere gelernt
haben zu klettern, sich verstecken oder die Nachbarschaft warnen. Auch das
Leben als Räuber ist dementsprechend nicht frei von Gefahren, droht doch
jederzeit der Hungertod. Macht aber nichts, denn die nächste Stufe der
Evolution steht schon bereit.
Fazit
Evolution ist ein
eingängiges Spiel mit überschaubaren Regeln. Die Komplexität und Abwechslung
kommt über die Menge der Karten und das hohe Maß an Interaktion. Und genau das
macht auch den hohen Spielreiz von Evolution aus. Stets muss man sich neu an
die Gegebenheiten anpassen, in jeder Runde verändert sich die Auslage. Wer
nicht auf die Mitspieler reagiert hat eigentlich schon verloren, den perfekten
Weg zum Sieg gibt es nicht.
Dementsprechend ist auch
eine klare Lernkurve erkennbar. Zu Beginn fällt es noch schwer, die Werte der
Karten in einzelnen Situationen abzuschätzen. Nach wenigen Partien entsteht
aber ein angenehmer Spielfluss bei dem sich die Auslage stetig ändert.
Zumindest bei mehr als 2 Spielern.
Damit wären wir auch
schon bei den Kritikpunkten. Denn zu zweit kann Evolution an Spannung
verlieren, oft dominieren einzelne starke Tiere das Geschehen. Dies kommt
auch bei mehreren Spielern vor, ist dann aber zumeist der Unerfahrenheit der
Mitspieler geschuldet. Einen deutlichen Einfluss auf den Spielverlauf haben
obendrein die Karten. Mit etwas Pech kann man hier durchaus Nachteile haben. Dennoch
macht es einen besonderen Reiz des Spiels aus, das Beste aus den Optionen zu
machen.
Bei all dem Gemecker
könnte man jetzt denken, dass Evolution kein Spiel für mich ist. Falsch.
Evolution gefällt mir tatsächlich richtig gut, die kleinen
Probleme kann ich leicht verschmerzen. Wenn ich mal wieder mit meinem
intelligenten und im Rudel jagenden Fleischfresser über die Tierchen meiner
Mitspieler herfalle, dann kommt am Tisch richtig Stimmung auf.
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