Kampfräder
gegen Dampfpanzer
Brettspiele deren
thematischer Fokus auf historischen Konflikten jedweder Art liegt haben es in
Deutschland nicht leicht. Selbst international sehr erfolgreiche Spiele, wie
etwa Memoir’44, sind hier nur in englischer Sprache erhältlich. Ein gangbarer
Weg ist es da, Spiele in ein Fantasy-Thema einzukleiden. In jüngster
Vergangenheit konnte dabei etwa Battlelore (hier) glänzen. Oder aber man macht
es wie Super Robot Punch bei Rivet Wars (Bill Podurgiel und Ted Terranova
/Asmodee). Einerseits zeigt das Spiel ein klares Weltkriegsthema auf, kommt
aber andererseits mit komplett überspitzten Steampunk-Einheiten daher.
In einer alternativen
Zeitlinie duellieren sich dabei äußerst ansehnliche Figuren und ringen um jeden
Meter Boden sowie wertvolle Kontrollpunkte. Die geschickte Auswahl von
passenden Einheiten, der richtigen Strategie und Glück beim Würfeln entscheiden
über Sieg oder Niederlage.
Am
Vortag der Schlacht
Bevor eine Schlacht in
Rivet (so der Name der umkämpften Welt) beginnen kann, müssen sich beide
Generäle zuerst auf ein Szenario einigen. Diese unterscheiden sich deutlich in
Komplexität und Spieldauer, gerade die ersten ermöglichen einen unkomplizierten
Einstieg. Das umkämpfte Gebiet wird dabei aus mehreren Plänen erstellt die
allesamt in 9 Segmente unterteilt sind, welche wiederum aus 4 Feldern bestehen.
Natürlich wird der Plan im Anschluss noch durch allerlei Gelände ergänzt. Von
Bunkern über Mienen bis hin zu Laufstegen ist dabei alles zu finden, was man
aus vergleichbaren Spielen kennt.
Die
Armee mustern
Nachdem wir uns nun
ausführlich mit dem Gelände beschäftigt haben, kommen wir zu dem was euch alle
wohl am meisten interessiert: Den Truppen. Über 30 Spielfiguren sind in der Box
enthalten. Die Spanne reicht dabei von Infanterie über Kampfräder bis hin zu
Panzern. Natürlich unterscheiden sich all diese Einheiten in ihren Eigenschaften
und Kosten.
Darunter befinden sich
die Bewegungs- und Kampfreichweite, Trefferpunkte sowie diverse Sonderfertigkeiten.
Besonders spannend ist die Angriffsübersicht. Denn diese gibt an, mit wie
vielen Würfeln ich gegen welchen Rüstungstyp würfeln darf. So sind einige
Truppen besonders stark gegen gepanzerte Gegner, aber völlig nutzlos gegen
ungepanzerte Infanterie.
An dieser Stelle kommt
nun auch eine der Besonderheiten von Rivet Wars zum Tragen. Denn Truppen
rekrutieren wir nicht etwa nur zu Spielbeginn, sondern jede Runde aufs Neue.
Dazu steht uns eine bestimmte Menge an Rekrutierungspunkten zur Verfügung, für
einen steten Nachschub ist also gesorgt. Besonders kampfstarke Truppen kosten
obendrein Rivets, welche zumeist knapp sind. Damit ist sichergestellt, dass das
Spielgeschehen nicht von wenigen übermächtigen Einheiten dominiert wird.
Letzte
Anweisungen
Das Spiel selbst
verläuft rundenbasiert. Abwechselnd führen die Spieler nacheinander alle Phasen
einer Runde aus, aktivieren ihre Truppen und kümmern sich um alles was so
anfällt. Und da gibt es durchaus noch einiges zu bedenken. So beginnt jede
Runde mit der Kartenphase. In dieser kommen wir an die stets gerne genommenen
Action!- sowie Missionskarten. Erstgenannte sorgen für Abwechslung indem sie
das Spielgeschehen auf unerwartete Weiße (zumindest für den Gegner)
beeinflussen. So können etwa besondere Angriffe oder Bewegungen ausgelöst
werden. Die Missionskarten dagegen dienen dem zusätzlichen Erwerb von
Siegpunkten. Diese werden üblicherweise über Orte auf dem Schlachtfeld oder das
Besiegen besonderer Gegner generiert. Die Karten ermöglichen es, dem Sieg auch
abseits dieser festgelegten Wege näher zu kommen.
Der
Kampf beginnt
Kommen wir nun zum
spannendsten Teil von Rivet Wars: Dem Kampf. Dieser findet unmittelbar nach der
Kartenphase aber vor der Bewegung der Truppen statt und bietet durchaus einige
Besonderheiten. Zum einen werden die Truppen nicht einzeln aktiviert sondern
immer direkt ein ganzes Segment (aus 4 Feldern). Dabei profitieren alle Truppen
in diesem Segment von den Vorteilen der Anderen. Eine geschickte Kombination
kann hier also selbst aus Schwächlingen wahre Helden machen. Sind nach der
Aktivierung feindliche Figuren in Reichweite, wird der Angriff ausgewürfelt. Dabei
ist aber nur das Zielsegment frei auswählbar. Welche Truppen in diesem genau
angegriffen werden, wird durch die Platzierung der Einheiten auf den Feldern
bestimmt. Ein cleverer Spieler nutzt dies aus, um mit stark gepanzerten Truppen
wichtige Einheiten zu schützen. Der Angriff selbst ist dann recht simpel.
Einfach alle Würfel werfen und bei mindestens einer 5 bekommt der Gegner einen
Schaden. Zumeist genügt dies schon um die Einheit zu vernichten, nur einige
stärkere Einheiten verfügen über mehrere Trefferpunkte.
Nachdem die gegnerischen
Einheiten hoffentlich ordentlich dezimiert wurden, folgt die Bewegung. Deren Ziel sollte es natürlich sein, auf dem Feld eine vorteilhafte Position
einzunehmen. Insbesondere strategische Ziele sind dabei begehrt, liefern diese
doch im Anschluss an die Bewegung Siegpunkte. Wurde dabei eine
Szenario-abhängige Grenze überschritten, steht der Sieger fest.
Fazit
Rivet Wars will eines
ganz klar nicht sein: Ein komplexes Wargame. Spieler die epische Schlachten,
Nachschublinien oder Regeln für dutzende Geländetypen suchen werden hier
enttäuscht werden. Denn Rivet Wars ist vor allem und in erster Linie ein
schnelles, kurzweiliges und beeindruckend ausgestattetes Spiel. Diese Empfindung
wird durch den stetigen Nachschub an Truppen und die kurzen Wege zum Feind
zusätzlich verstärkt. Gleichzeitig schwappt das Geschehen ständig hin und her,
das Schlachtenglück kann sich jede Runde wenden. Je nach Szenario kann eine
Partie dabei durchaus schon nach 45 Minuten zu Ende sein, Leerlauf oder
Langeweile kommen in dieser Zeit nicht auf.
Als etwas problematisch
habe ich allerdings die Regeln empfunden. So werden einige Dinge eher
unzureichend, andere sogar schlicht falsch erklärt. So steht in der Regel etwa,
dass die Spielreihenfolge jede Runde neu ausgewürfelt wird. Damit wären
Doppelzüge einzelner Spieler möglich. Da ich diese Regel etwas seltsam fand,
habe ich diverse Foren durchsucht und herausgefunden, dass die Initiative nur
zu Beginn ausgewürfelt wird und dann alle Spieler abwechselnd an der Reihe
sind. Ein Regelfehler der das gesamte Spielgefühl auf den Kopf stellt und so
nicht geschehen sollte. Was im Basisspiel ebenfalls stört ist die Tatsache,
dass alle Truppenkarten über diverse Werte verfügen, die noch keine Relevanz
haben. Schaden gegen schwer gepanzerte Truppen oder Reichweite gegen Flieger
kommen frühestens in den Erweiterungen zum Tragen. Ob diese allerdings auf
Deutsch erscheinen bleibt abzuwarten.
Trotz der kleineren
Schwächen kann ich Rivet Wars jedem empfehlen, der ein kurzweiliges und flottes
Spiel sucht und sich am eher ausgefallenen Thema nicht stört.
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