Montag, 1. Juni 2015

Rivet Wars



Kampfräder gegen Dampfpanzer
Brettspiele deren thematischer Fokus auf historischen Konflikten jedweder Art liegt haben es in Deutschland nicht leicht. Selbst international sehr erfolgreiche Spiele, wie etwa Memoir’44, sind hier nur in englischer Sprache erhältlich. Ein gangbarer Weg ist es da, Spiele in ein Fantasy-Thema einzukleiden. In jüngster Vergangenheit konnte dabei etwa Battlelore (hier) glänzen. Oder aber man macht es wie Super Robot Punch bei Rivet Wars (Bill Podurgiel und Ted Terranova /Asmodee). Einerseits zeigt das Spiel ein klares Weltkriegsthema auf, kommt aber andererseits mit komplett überspitzten Steampunk-Einheiten daher.

In einer alternativen Zeitlinie duellieren sich dabei äußerst ansehnliche Figuren und ringen um jeden Meter Boden sowie wertvolle Kontrollpunkte. Die geschickte Auswahl von passenden Einheiten, der richtigen Strategie und Glück beim Würfeln entscheiden über Sieg oder Niederlage.


 
Am Vortag der Schlacht
Bevor eine Schlacht in Rivet (so der Name der umkämpften Welt) beginnen kann, müssen sich beide Generäle zuerst auf ein Szenario einigen. Diese unterscheiden sich deutlich in Komplexität und Spieldauer, gerade die ersten ermöglichen einen unkomplizierten Einstieg. Das umkämpfte Gebiet wird dabei aus mehreren Plänen erstellt die allesamt in 9 Segmente unterteilt sind, welche wiederum aus 4 Feldern bestehen. Natürlich wird der Plan im Anschluss noch durch allerlei Gelände ergänzt. Von Bunkern über Mienen bis hin zu Laufstegen ist dabei alles zu finden, was man aus vergleichbaren Spielen kennt.


Die Armee mustern
Nachdem wir uns nun ausführlich mit dem Gelände beschäftigt haben, kommen wir zu dem was euch alle wohl am meisten interessiert: Den Truppen. Über 30 Spielfiguren sind in der Box enthalten. Die Spanne reicht dabei von Infanterie über Kampfräder bis hin zu Panzern. Natürlich unterscheiden sich all diese Einheiten in ihren Eigenschaften und Kosten.
Darunter befinden sich die Bewegungs- und Kampfreichweite, Trefferpunkte sowie diverse Sonderfertigkeiten. Besonders spannend ist die Angriffsübersicht. Denn diese gibt an, mit wie vielen Würfeln ich gegen welchen Rüstungstyp würfeln darf. So sind einige Truppen besonders stark gegen gepanzerte Gegner, aber völlig nutzlos gegen ungepanzerte Infanterie.

An dieser Stelle kommt nun auch eine der Besonderheiten von Rivet Wars zum Tragen. Denn Truppen rekrutieren wir nicht etwa nur zu Spielbeginn, sondern jede Runde aufs Neue. Dazu steht uns eine bestimmte Menge an Rekrutierungspunkten zur Verfügung, für einen steten Nachschub ist also gesorgt. Besonders kampfstarke Truppen kosten obendrein Rivets, welche zumeist knapp sind. Damit ist sichergestellt, dass das Spielgeschehen nicht von wenigen übermächtigen Einheiten dominiert wird.


Letzte Anweisungen
Das Spiel selbst verläuft rundenbasiert. Abwechselnd führen die Spieler nacheinander alle Phasen einer Runde aus, aktivieren ihre Truppen und kümmern sich um alles was so anfällt. Und da gibt es durchaus noch einiges zu bedenken. So beginnt jede Runde mit der Kartenphase. In dieser kommen wir an die stets gerne genommenen Action!- sowie Missionskarten. Erstgenannte sorgen für Abwechslung indem sie das Spielgeschehen auf unerwartete Weiße (zumindest für den Gegner) beeinflussen. So können etwa besondere Angriffe oder Bewegungen ausgelöst werden. Die Missionskarten dagegen dienen dem zusätzlichen Erwerb von Siegpunkten. Diese werden üblicherweise über Orte auf dem Schlachtfeld oder das Besiegen besonderer Gegner generiert. Die Karten ermöglichen es, dem Sieg auch abseits dieser festgelegten Wege näher zu kommen.

Der Kampf beginnt
Kommen wir nun zum spannendsten Teil von Rivet Wars: Dem Kampf. Dieser findet unmittelbar nach der Kartenphase aber vor der Bewegung der Truppen statt und bietet durchaus einige Besonderheiten. Zum einen werden die Truppen nicht einzeln aktiviert sondern immer direkt ein ganzes Segment (aus 4 Feldern). Dabei profitieren alle Truppen in diesem Segment von den Vorteilen der Anderen. Eine geschickte Kombination kann hier also selbst aus Schwächlingen wahre Helden machen. Sind nach der Aktivierung feindliche Figuren in Reichweite, wird der Angriff ausgewürfelt. Dabei ist aber nur das Zielsegment frei auswählbar. Welche Truppen in diesem genau angegriffen werden, wird durch die Platzierung der Einheiten auf den Feldern bestimmt. Ein cleverer Spieler nutzt dies aus, um mit stark gepanzerten Truppen wichtige Einheiten zu schützen. Der Angriff selbst ist dann recht simpel. Einfach alle Würfel werfen und bei mindestens einer 5 bekommt der Gegner einen Schaden. Zumeist genügt dies schon um die Einheit zu vernichten, nur einige stärkere Einheiten verfügen über mehrere Trefferpunkte.

Nachdem die gegnerischen Einheiten hoffentlich ordentlich dezimiert wurden, folgt die Bewegung. Deren Ziel sollte es natürlich sein, auf dem Feld eine vorteilhafte Position einzunehmen. Insbesondere strategische Ziele sind dabei begehrt, liefern diese doch im Anschluss an die Bewegung Siegpunkte. Wurde dabei eine Szenario-abhängige Grenze überschritten, steht der Sieger fest.


Fazit
Rivet Wars will eines ganz klar nicht sein: Ein komplexes Wargame. Spieler die epische Schlachten, Nachschublinien oder Regeln für dutzende Geländetypen suchen werden hier enttäuscht werden. Denn Rivet Wars ist vor allem und in erster Linie ein schnelles, kurzweiliges und beeindruckend ausgestattetes Spiel. Diese Empfindung wird durch den stetigen Nachschub an Truppen und die kurzen Wege zum Feind zusätzlich verstärkt. Gleichzeitig schwappt das Geschehen ständig hin und her, das Schlachtenglück kann sich jede Runde wenden. Je nach Szenario kann eine Partie dabei durchaus schon nach 45 Minuten zu Ende sein, Leerlauf oder Langeweile kommen in dieser Zeit nicht auf.

Als etwas problematisch habe ich allerdings die Regeln empfunden. So werden einige Dinge eher unzureichend, andere sogar schlicht falsch erklärt. So steht in der Regel etwa, dass die Spielreihenfolge jede Runde neu ausgewürfelt wird. Damit wären Doppelzüge einzelner Spieler möglich. Da ich diese Regel etwas seltsam fand, habe ich diverse Foren durchsucht und herausgefunden, dass die Initiative nur zu Beginn ausgewürfelt wird und dann alle Spieler abwechselnd an der Reihe sind. Ein Regelfehler der das gesamte Spielgefühl auf den Kopf stellt und so nicht geschehen sollte. Was im Basisspiel ebenfalls stört ist die Tatsache, dass alle Truppenkarten über diverse Werte verfügen, die noch keine Relevanz haben. Schaden gegen schwer gepanzerte Truppen oder Reichweite gegen Flieger kommen frühestens in den Erweiterungen zum Tragen. Ob diese allerdings auf Deutsch erscheinen bleibt abzuwarten.

Trotz der kleineren Schwächen kann ich Rivet Wars jedem empfehlen, der ein kurzweiliges und flottes Spiel sucht und sich am eher ausgefallenen Thema nicht stört.


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