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Mittwoch, 15. Juli 2015

XCOM: Das Brettspiel

Die Welten verschmelzen
XCOM. Vielen PC-Spielern dürfte bei diesem Namen ein wohliger Schauer über den Rücken laufen. Denn was 1994 mit UFO: Enemy Unknown seinen Anfang nahm, entwickelte sich schnell zu einer der erfolgreichsten, rundenbasierten Strategiespielserie aller Zeiten. Der Mix aus taktischen Gefechten, globaler Strategie und Ressourcenmanagement begeisterte damals wie heute. Kein Wunder also, dass nach vielen Jahren nun auch eine Umsetzung als Brettspiel folgt. Schließlich ist doch gerade dieses Metier perfekt für rundenbasierte Spiele geeignet. Sollte man meinen. Denn Brettspieler bekommen nun genau das, was den PC-Spielern bislang verwehrt wurde. Einen Echtzeitmodus.

In XCOM übernehmen wir die Verteidigung der Menschheit gegen übellaunige Aliens. Wir pusten deren Schiffe vom Himmeln, erforschen neue Technologien und meistern mannigfaltige Missionen. All das mit knappem Budget und unter Zeitdruck. Denn die benötigte App lässt währenddessen kaum Ruhe aufkommen.
 
 
Um was geht es?
Gegenüber den meisten Spielen scheinen die Aliens bei XCOM dazugelernt zu haben, befinden sich doch mehrere Invasionspläne in deren Repertoire. Und freundlich wie sie sind, überlassen sie uns zu Beginn sogar die Entscheidung, auf welchem Wege unser Untergang stattfinden soll. Abgesehen von der Wahl des Invasionsplans, übernimmt aber fast alles Weitere direkt die App. Dadurch unterscheidet sich etwa von Spiel zu Spiel wo sich unser Hauptquartier befindet, wie die aktuelle Panik der Bevölkerung ist und gegen welche Gegner wir genau antreten. Eines ist aber immer gleich. Ziel ist es, den Invasionsplan herauszubekommen und im Anschluss mit Soldaten abzuwehren.



Was macht die App?
Natürlich haben die Aliens (gesteuert durch die App) etwas dagegen. Und das macht sich insbesondere in Phase 1 des Spiels, der Echtzeitphase, bemerkbar. Alle hier stattfindenden Aktionen sind zeitlich limitiert und finden unter Hochdruck statt. Einerseits erledigen wir in dieser Zeit die unseren Rollen zugedachten Aufgaben, andererseits sorgt die App für stetig aufkommende Bedrohungen. So tauchen etwa ständig neue Ufos auf dem Plan auf, Krisenkarten bewirken unerwartete Probleme, Aliens greifen den Stützpunkt an und mögliche Missionen werden aktiviert. Obwohl oder gerade weil zu diesem Zeitpunkt die Aktionen nur geplant werden, ist Konzentration Pflicht.

Was ist zu tun?
Was genau planen wir aber nun in der Echtzeitphase? Nun, das hängt von der gewählten Rolle ab. Deren gibt es genau 4 die auch stets mit von der Partie sind. Bei weniger Spielern müssen manche Spieler entsprechend zusätzliche Rollen übernehmen. Doch kommen wir nun zu den Aufgaben.

Wer die Zentrale übernimmt bekommt das Smartphone und verwaltet von nun an die App. Obendrein kümmert er sich um die Platzierung der Ufos und die orbitale Verteidigung mittels Satelliten. Für die Verwaltung des Budgets zeichnet sich der Kommandant verantwortlich. Da Alles, vom Wissenschaftler bis zum Abfangjäger, am Ende der Phase bezahlt werden muss, sorgt er für eine ausgeglichene Verteilung der Barschaft. Obendrein entscheidet er jede Runde welche Krisenkarten ausgeführt werden und sollte entsprechend stets einen Überblick über das Geschehen haben. Etwas einfacher ist das Leben des Forschungsleiters. Dieser bestimmt welche neuen Technologien erforscht werden und damit auch, welchen Bereichen besondere Fähigkeiten zugeteilt werden. Zuletzt gibt es noch den Einsatzleiter. Dieser teilt die Soldaten für die Verteidigung der Basis ein und schickt diese auf Missionseinsätze.


Auswertungsphase
Nach einigen Minuten beendet die App die Echtzeitphase und es folgt die Auswertung. Nach und nach werden nun alle Bereiche betrachtet. Die Einhaltung des Budgets wird geprüft, die Krisenkarten ausgewertet und der aktuelle Paniklevel aller Kontinente kontrolliert. Und dann kommen die Würfel. Egal ob neue Technologien erforscht, Missionen bestritten oder Ufos abgeschossen werden, fast alles wird bei XCOM durch Würfel bestimmt. Dabei geben Spezialwürfel vor ob ein Erfolg erzielt wurde (Chance 1/3), ein Achtseiter bestimmt ob es negative Auswirkungen gibt. Auf diesem Weg zeitigen etwa Abfangjäger oder Soldaten das Zeitliche, Forscher verlieren eine Runde oder Satelliten werden abgeschossen. Das Risiko steigt dabei, je länger wir ein Unterfangen vorantreiben. 

Und am Ende?
Und warum das Alles? Nun, nach einiger Zeit gibt die App den finalen Einsatz frei, dessen Erledigung uns den Spielsieg sichert. Bis zu diesem Zeitpunkt sollte der Paniklevel nicht zu hoch steigen und die Aliens sollten stets von der Basis ferngehalten werden. Denn wie bei kooperativen Spielen üblich gibt es viele Wege zu verlieren, aber nur einen um die Menschheit zu retten. 
 

Fazit
Dank seiner Herkunft vom PC ist XCOM prädestiniert für eine App-basierte Umsetzung. Genau solche Spiele braucht es, um Brettspielen neue Impulse zu liefern oder auch Spieler vom PC ans Brett zu locken. Eine gelungene Umsetzung ist hierfür allerdings Pflicht. Und, so viel sei schon einmal verraten, das ist hier fast durchweg gelungen.

Beginnen wir doch direkt mit der App, die richtig gute Arbeit leistet. Selbst auf einem normal großen Smartphone sind alle nötigen Informationen gut zu erkennen, mit der Verwaltung oder der Funktionsweise kamen bei uns keinerlei Probleme auf. Obendrein ist ein großer Vorteil der App die hohe Variabilität. Selbst die gleiche Mission variiert stets deutlich, die App sieht mehrere Vorgehensweisen der Aliens vor. Dadurch und durch den gut einstellbaren Schwierigkeitsgrad ist ein hoher Wiederspielwert sichergestellt. Obendrein wird auf diesem Weg ein großes Problem kooperativer Spiele umgangen. Einen Spieler der alle Kommandos gibt kann es kaum geben, verfügt doch niemand stets über alle Informationen. Gleichzeitig ist dadurch die Interaktion sehr hoch, stete Absprachen sind für den Sieg unerlässlich.

Auch abseits der App weiß XCOM zu überzeugen. Das Material ist stimmig und sehr gelungen, Fans der PC-Spiele werden viele Details wiedererkennen. Die 4 verschiedenen Rollen sorgen für Abwechslung und spielen sich alle gleichermaßen spannend. Die verschiedenen Spielerzahlen funktionieren tadellos, obwohl die Rollenverteilung in Vollbesetzung natürlich etwas besser herüberkommt. Auch Leerlauf entsteht eigentlich nicht. Selbst wenn die App gerade keine Arbeit für die eigene Rolle zuteilt, gibt es immer Karten zu lesen, Einsätze zu Planen oder das Budget zu berechnen.

Leider gibt es dennoch kleinere Kritikpunkte. In der Gesamtheit fallen diese zwar nur minimal ins Gewicht, erwähnt werden sollten sie dennoch. Der größte Minuspunkt ist für mich ganz klar das Fehlen einer gedruckten Anleitung. Obwohl die App alles ordentlich erklärt, halte ich lieber ein geschriebenes Werk in Händen. Auch das Nachlesen während der Partie wird dadurch unnötig erschwert. Spielerisch kann man sich darüber hinaus noch über extreme Ausreißer beim Würfeln beschweren. Hier kann eine Pechsträhne in einer Runde durchaus das Spiel kosten. Auch liegen die hektischen Phasen sicherlich nicht jedem Spieler, obwohl gerade im niedrigen Schwierigkeitsgrad reichlich Zeit vorhanden ist.

Insgesamt konnte XCOM in meinen Gruppen fast durchweg überzeugen und stellt für mich die bislang wohl beste Verschmelzung der digitalen und analogen Welt dar.


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