Vor etwas mehr als einem
Jahr erschütterte ein kleines Beben die Spieleszene. Die Jury nominierte ein
Spiel für den roten Pöppel, über welches ich postulierte, dass die anfängliche
Begeisterung doch sehr schnell nachlasse (hier nachzulesen). Tja, jeder macht mal Fehler. Und die Jury korrigierte den Ihren
ja, indem sie dann doch Colt Express (hier)
zum Spiel des Jahres kürte. Aber warum komme ich genau jetzt darauf? Naja, mit
der gerade erschienenen Erweiterung „Großstadtbauten“ (Masao Suganuma / Kosmos)
kann ich erstmals wirklich nachvollziehen, warum das Spiel auf der
Nominierungsliste gelandet ist.
Dabei befinden sich in
der kleinen Box tatsächlich sogar 2 Erweiterungen. Denn die ursprüngliche
Hafen-Erweiterung sowie die Millionaire’s Row wurden hier schlicht kombiniert. Macht
aber nichts, schließlich bestehen beide nur aus einem Packen Karten.
Eine
bunte Mischung
140 Karten bieten die
Erweiterungen insgesamt, wobei eine bunte Mischung aus neuen Optionen enthalten
ist, die teilweise oder als Gesamtheit mit dem Grundspiel kombiniert werden
können. Bei den Gebäudekarten (in den bekannten Farben) liegt der Fokus diesmal
stärker auf den höheren Nummern. Darüber hinaus sind auch 3 neue
Großbauprojekte mit von der Partie, die das Spiel bereichern.
Komme
was wolle
An den Regeln des
Basisspiels ändert sich auch mit der Erweiterung wenig. Mit einer Ausnahme. Die
Variante „Komme was wolle“, die im Basisspiel nur als Option angeboten wurde,
gilt nun als Grundregel. Damit liegt in jeder Partie stets eine fest definierte
Zahl verschiedener Karten aus, wobei dabei auch nach den Zahlenwerten getrennt
wird. Auf diesem Weg wird ausreichend Variation sichergestellt.
Großbauprojekte
Zu den spannendsten
neuen Karten gehören sicherlich die 3 Großbauprojekte. Während das Rathaus
dabei kostenlos ist, reist der Flughafen mit einem Preis von 30 Münzen ein
gewaltiges Loch in die Geldbörse. Zuletzt bleibt der Hafen, der ab einem
Wurfergebnis von zehn oder mehr erlaubt zwei weitere Punkte hinzuzuzählen. Damit
lassen sich nun auch Karten mit einem Wert von 13 oder 14 aktivieren. Alle diese
Großbauprojekte können schlicht zu den Basisprojekten dazu gepackt werden,
wodurch sich das Spiel natürlich verlängert.
Der
Hafen
Die übrigen Karten der
Erweiterung decken höhere Nummern ab, interagieren mit dem Großprojekt Hafen
oder bieten allerlei neue Effekte. So kann man sich inzwischen (das
Kreditinstitut vorausgesetzt) Geld von der Bank leihen oder Gebäude in den
Urlaub schicken. Damit werfen sie während der nächsten Aktivierung keinen
Ertrag ab. Und der Ertrag wird noch nötiger gebraucht als im Basisspiel. Denn
die Ziele sind die gleichen geblieben, der Weg dorthin gestaltet sich aber
deutlich kostenintensiver.
Fazit
In meiner Besprechung
von Machi Koro benannte ich vor rund einem Jahr die mangelnden Optionen und den
starken Fokus auf die 1-Würfel-Strategie als größte Schwächen des Spiels.
Einzig die „Komme-was-wolle“-Variante bot dabei zumindest etwas Abwechslung,
reichte aber nicht aus um für dauerhaften Spaß zu sorgen. Und jetzt kommt eine
Erweiterung die eben jene Variante zur Standardregel befördert, neue Gebäude
mit mehr Variation bietet und zuletzt auch die 2-Würfel-Startegie stärkt. Das
kann ja eigentlich nur gut gehen. Und tatsächlich. Die neuen Karten bieten
deutlich mehr Abwechslung und Variationen, verschiedene Vorgehensweisen bieten
anhaltend Spaß.
Allerdings kommt die
gesteigerte Abwechslung auch zu einem Preis. Denn die Spieldauer hat sich
gegenüber dem Basisspiel deutlich verlängert und auch die Auslage ist
dramatisch angewachsen. Bei all den Optionen kann man schnell den Überblick verlieren.
Zugleich ist der Glücksanteil weiterhin hoch, was sich gerade mit der langen
Spielzeit nicht besonders gut verträgt.
Doch das nehme ich gerne
in Kauf, denn mit der Großstadterweiterung habe ich erstmals das Gefühl bei
Machi Koro auch relevante Entscheidungen zu treffen. Zumindest ich werde in
Zukunft wohl nicht mehr ohne die neuen Karten spielen.
Ein schöner Artikel. Wir kommen zu demselben Fazit. Die Würfel sind immer noch das Maß aller Dinge, aber das Ungleichgewicht hat sich doch schon anständig in Richtung Strategie geschoben. Bei uns sind beide Packungen magisch miteinander verschmolzen & nicht mehr zu trennen :)
AntwortenLöschenMeintest du in deinem ersten Satz nicht ein halbes Jahr? Aber Kleinigkeit, wie du und auch mein Vor-Kommentator meine ich, dass es durch die Erweiterung erst gut wird.
AntwortenLöschenZugegeben, 1 Jahr passt nicht ganz. Aber schön, dass ich mit meiner Meinung nicht alleine bin.
LöschenEigentlich stimme ich Dir in allen Punkten zu, aber die 1-Würfel-Strategie ist im Grundspiel keineswegs dominant. Die "Käsefabrik" dürfte mindestens genauso mächtig sein, eher noch mächtiger.
AntwortenLöschenViele Grüße,
Andreas.