Vor mehr als einem Jahr
spielte ich erstmals Tajemnicze Domostwo und war nach gerade einmal zwei
Partien hellauf begeistert. Kaufen wollte ich mir das Spiel allerdings nicht,
bevorzuge ich doch wenn möglich die deutsche Version. Hätte ich damals geahnt
wie lange die Veröffentlichung hierzulande dauern würde, hätte ich mir das
vielleicht anders überlegt. Aber Asmodee war in dieser Zeit keinesfalls untätig
und hat umfangreiche Überarbeitungen an Material und Regeln vorgenommen. Umso
gespannter war ich, ob Mysterium (Oleksandr Nevskiy und Oleg Sidorenko), die
finale Version, meinen hohen Erwartungen standhalten kann.
Trotz einiger Änderungen
wurde das Grundprinzip natürlich beibehalten. Auch in der deutschen Version
versuchen wir gemeinsam, den gewaltsamen Tod einer einsamen Spuckgestalt
aufzuklären. Erschwert wird dies dadurch, dass der Geist sich nur mittels
Traumkarten ausdrücken kann.
Eine
gequälte Seele
Bevor eine Partie
Mysterium beginnt, müssen die Spieler zuerst einmal einen Schock verdauen. Denn
einer von Ihnen hat das Zeitliche gesegnet. Und das schon vor vielen, vielen
Jahren. Und seitdem findet seine Seele keine Ruhe. Welch Glück also, dass die
übrigen Spieler durchaus begabte Medien sind und die Nachrichten der
Spukgestalt empfangen können. Zumindest mehr oder weniger. Denn wer nur über
Träume kommunizieren kann, dem fällt eine genaue Formulierung naturgemäß
schwer.
Verwirrende
Träume
Um Ruhe zu finden,
müssen sowohl Person, Ort als auch Tatwaffe identifiziert werden. Mehrere davon
liegen zu Spielbeginn in der Tischmitte aus, nur dem Geist ist bekannt welche
der Karten zu welchem Spieler gehören. Denn jedes Medium jagt an dieser Stelle
ein unterschiedliches Set aus drei Karten. Um Informationen weiterzugeben, darf
der Geist in jeder Runde mehrere Traumkarten an jeden Spieler weitergeben,
welche auf die gewünschte Karte hinweisen sollten. Begonnen wird dabei mit der
Person, bei Erfolg geht es weiter zum Ort und danach zur Waffe.
Die
Erlösung
Wichtig ist dabei in
erster Linie das korrekte deuten der Traumkarten. Dabei können etwa darauf
abgebildete Objekte ein Hinweis sein, die Farbgebung oder schlicht die Gefühle
beim Blick auf die Karte. Ein gewisses Maß an Einfühlungsvermögen sowie eine
Vertrautheit der Spieler können dabei enorm hilfreich sein. Denn um zu
gewinnen, müssen alle Spieler ihre Kombination innerhalb eines festen
Zeitlimits herausfinden. Und obendrein muss am Ende noch erraten werden,
welcher Spiele nun tatsächlich den korrekten Täter nebsi Waffe und Ort
ermittelt hat. Denn auch wenn der Geist die meiste Zeit doch recht verwirrt
erscheint, kann seine Seele nur so erlöst werden
Hellsicht
Bis zu diesem Zeitpunkt
deckt sich die deutsche Version mit dem Original. Asmodee hat allerdings (neben
deutlichen Verbesserungen am Material) einen weiteren Spielaspekt hinzugefügt.
Die Hellsicht. Im ursprünglichen Spiel steht das Ermitteln der eigenen Kartenkombination
im Vordergrund, anderen Spielern steht man „nur“ beratend zur Seite. Mit der Hellsicht dürfen die Mystiker nun
auch jede Runde Tipps abgeben, ob die Mitspieler auf die richtige Karte gesetzt
haben oder nicht. Ist meine Annahme richtig, bekomme ich dafür Hellsichtpunkte.
Diese benötige ich, um in der finalen Raterunde (welches der Sets das richtige
ist) möglichst viele der Hinweise ansehen zu dürfen. Habe ich zuvor als
Hellseher einen schlechten Job gemacht, darf ich in der finalen Runde eventuell
nur eine Karte betrachten. Und ein Spielsieg ist auf diesem Wege natürlich
deutlich erschwert.
Fazit
Über ein Jahr habe ich
nach meiner ersten Partie auf Mysterium gewartet und musste mich
zusammenreisen, nicht doch das Original zu kaufen. Da stellt sich doch die
Frage: Hat sich die Warterei gelohnt? Und hier kann ich guten Gewissens mit ja
antworten, auch wenn einige Abstriche zu machen sind. Nach wie vor begeistert
das Prinzip des kooperativen Bilderratens mich und meine Mitspieler, die
Gedankengänge und Tipps zu erfassen ist ebenso unterhaltsam wie das Aussuchen
passender Karten. Klar dass das Spiel dabei eher für unterhaltsame und
gemeinsame Stunden gedacht ist, Strategen kommen hier nicht zum Zug. Auch das
Material ist rundum gelungen, Asmodee hat sich viele Gedanken gemacht und
Verbesserungen gegenüber dem Original implementiert.
Doch wie gesagt, einige
Abstriche sind leider auch zu machen. Das Original kranke etwas an
Leerlaufphasen bei größerer Spielerzahl. Nicht selten muss der Geist etwas
länger Grübeln, die Mystiker sitzen dabei häufig tatenlos herum. Die
Hellsichtregel steuert diesem etwas entgegen, ist man doch auch beim Mitspieler
stärker involviert. Leider ist dies aber auch der einzige Vorteil des neuen
Elements, das eigentlich keinen meiner Mitspieler überzeugen konnte. Einerseits
lässt es zu viele Ausnutzungen der Regeln zu, etwa indem ein Spieler bewusst
falsch Tippt um Mitspielern Hellsichtpunkte zu ermöglichen. Andererseits
zwingen die Hellsichtpunkte dazu, dass in der finalen Runde nicht diskutiert
wird (da jeder nur einige Karten sieht). Dies passt nicht zum sonstigen Spiel
und steht auch dem kooperativen Gedanken entgegen.
Nach einigen Partien
kann auch die Tatsache zum Problem werden, dass die Karten irgendwann alle
bekannt sind und die Mitspieler zunehmend Traumkarten mit Personen, Orten oder
Waffen verknüpfen. Zumindest hier dürfte in den kommenden Monaten aber Abhilfe
geschaffen werden, eine Erweiterung ist bereits angekündigt.
So, nun könnte man
glauben, dass ich von Mysterium doch eher enttäuscht war. Doch nichts läge
ferner von der Wahrheit. Zugegeben, mit den Hellsichtmarkern spielen wir in
meinen Gruppen eigentlich so gut wie nicht mehr. Das Material ermöglicht
allerdings auch problemlos mit den Originalregeln zu spielen. Und genau dies
machen wir seit einigen Monaten fast regelmäßig, Mysterium kommt einfach in
jeder Gruppe und mit jeder Spielerzahl hervorragend an. Insgesamt also trotz
der Kritikpunkte eine klare Empfehlung.
Das war schon häufiger zu lesen, dass die Originalregeln bevorzugt werden. Wer weiß, wo und wie man sie leicht und auf Deutsch bekommen kann?
AntwortenLöschenMir ist leider keine deutsche Version der Originalregeln bekannt. Aber eine inoffizielle Ausgabe der englischen Regeln kannst du unter folgendem Link finden:
AntwortenLöschenhttps://boardgamegeek.com/filepage/110627/english-rules-tajemnicze-domostwo-mysterium-portal
Danke! Endlich habe ich eine grobe Vorstellung davon, was mich bei Mysterium erwarten würde. Hab's schon mehrfach in der Hand gehabt, aber noch nie genauer angeguckt.
AntwortenLöschenAber vielleicht wird sich das dann ja bald ändern :)