Als Freund
kooperativer Spiele ist die Auswahl an Themen doch eher eingeschränkt. Da gibt
es Zombies, diverse Fantasy-Welten, Zombies, Seuchenbekämpfung und Zombies. OK,
das war jetzt vielleicht ein wenig übertrieben. Aber tatsächlich habe ich
manchmal den Eindruck, dass gerade in diesem Genre sehr häufig auf Bewährtes
zurückgegriffen wird. Da kommt ein Spiel wie Mercs Recon (Brian Shotton /
Heidelberger Spieleverlag) doch gerade recht.
Denn in
Mercs Recon schlüpft ihr nicht etwa in die Rolle von Elfen oder Zwergen,
sondern dringt als Kommandoeinheit in einen Gebäudekomplex ein. Und auch
spielerisch wartet Mercs Recon mit einigen neuen Ideen auf.
Die Mission
Eine Mission
beginnt stets gleich. Wir entscheiden uns für eines von zwei enthaltenen Teams,
teilen drei bis fünf Agenten unter uns auf und bauen das Gebäude auf. Noch eine
Karte für das Spielziel gezogen, den Gebäudekomplex mit Markern und Truppen
besetzt und los geht’s. Üblicherweise bedeutet dies, dass wir uns mit unseren
Truppen langsam durch das Gebäude arbeiten und dem Missionsziel immer
näherkommen. Zumeist ist dessen Standort unklar, handelt es sich doch um einen
von mehreren verdeckten Markern. Gleiches gilt übrigens für die Gegner, welche
anfänglich nur in Form von Hitzesignaturen (farbige Chips) vorliegen. Mit was
genau wir es zu tun haben, erfahren wir also erst nach und nach. Das ist sowohl
thematisch als auch spielerisch sehr reizvoll.
Die Mercs
Wie es sich
gehört, unterscheidet sich jedes unserer Teammitglieder durch allerlei
Fähigkeiten. Schwere Waffen, Heilfähigkeiten, Scanner… die Optionen sind
durchaus vielfältig. Die Aktionen selbst sind dagegen (bis auf wenige
Ausnahmen) identisch. Und hier kommt bei Mercs Recon ein Punktesystem zum
Tragen. Ob wir uns bewegen, unsere Waffen abfeuern / nachladen oder
Sonderfähigkeiten nutzen, all das kostet Aktionspunkte. Da wir von diesen jede
Runde nur eine begrenzte Zahl regenerieren, sollten wir stets vorsichtig
haushalten. Eine weitere Besonderheit sind dabei Teamaktionen. Diese werden von
mehreren Teammitgliedern gemeinsam bezahlt und ausgelöst und ermöglichen etwa
auch im Zug der Mitstreiter zu agieren.
Stürmen und
Räumen
Eine der
wichtigsten Teamaktionen ist „Stürmen und Räumen“, welche mindestens drei
Teammitglieder benötigt. Dabei führen wir einen Sturmangriff gegen einen Raum
durch, der auf einem separaten Plan ausgeführt wird. Alle Teammitglieder feuern
nur ein einziges Mal, und sehen sich dabei dem gegnerischen Beschuss
ausgesetzt. Üblicherweise versuchen wir dabei, einen Missionsmarker zu
zerstören oder zu erobern und damit dem Spielsieg etwas näher zu kommen.
Kampf
Auch Abseits
von Stürmen und Räumen zeichnet sich der Kampf durch einige Besonderheiten aus.
Allerdings bezieht sich das weniger auf den Mechanismus selbst, der recht
klassisch mit Würfeln ausgeführt wird. Spannend sind vielmehr die Gegner.
Anfänglich bewegen sich diese in Form farbiger Chips über den Plan, erst, wenn
sie in Sichtlinie kommen offenbart sich was dahintersteckt. Und dabei handelt
es sich nicht nur um kampferprobte Sicherheitskräfte, die uns mit Waffengewallt
begegnen. Auch Gebäudepersonal befindet sich unter den Markern. Ganz allgemein
führt das Besiegen von Gegnern zu einer Erhöhung der Alarmstufe und damit zu
mehr Gegnern. Das Töten von Personal zieht dagegen weitere Konsequenzen nach
sich. Also nehmen wir diese lieber gefangen und verhören sie, um etwas über
unsere Zielmarker zu erfahren. Was sich allerdings nicht immer als ganz einfach
herausstellt, da viele unserer Waffen Kollateralschaden verursachen und damit
sogar ganze Räume in Brand setzen können. Und da wir im besten Fall unauffällig
vorgehen sollten, ist das nicht unbedingt förderlich um das Missionsziel zu
erreichen.
Fazit
Nicht
zuletzt aufgrund des spannenden und unverbrauchten Themas habe ich mich quasi seit
dem ersten Blick auf die Box auf meine erste Partie Mercs Recon gefreut. Leider
war der erste Kontakt mit dem Material und den Regeln dann allerdings alles
andere als erfreulich. Was zuerst auffällt ist das bestenfalls durchwachsene
Material. Die Figuren müssen aus mehreren Einzelteilen zusammengeklebt werden
und sind dabei auch noch schlecht gegossen. Spaß kommt so keiner auf und der
entsprechende (und zumindest von mir überlesene) Hinweis auf der Rückseite ist
auch kein Trost. Ich habe das Unterfangen entsprechend schnell aufgegeben,
meine Figuren müssen nun ohne Arme zurechtkommen. Darüber hinaus lassen auch
die Würfel zu wünschen übrig. Was die enthaltene Pappe (Marker, Plan, etc.)
angeht gibt es dagegen nichts auszusetzen.
Nachdem der
erste Schock also überwunden war habe ich zur Regel gegriffen und direkt den
nächsten bekommen. Die Strukturierung ist fürchterlich, die Schrift winzig, die
Seiten total überfrachtet und die Regel ganz allgemein nicht vollständig.
Zweimal habe ich sie (unter seelischen Schmerzen) komplett gelesen und dann
erst mal ein Erklärvideo geschaut um überhaupt zu verstehen, wie das alles
gedacht ist. Dass ich inzwischen alles richtig Spiele halte ich dennoch für
unwahrscheinlich. Zuletzt kam dann noch der Aufbau. Die Gebäude sollen jeweils
nach Belieben errichtet werden, vorgegebene Szenarien gibt es nicht (bzw. nur
auf der Homepage). Leider reichen die Teile nur ebenso aus und je nach
Situation gehen einem dann gegen Ende Gänge oder Räume aus. Dann wird lustig
umgedreht herumgeschoben und geflucht.
So, erst mal
genug gemeckert. Kommen wir zum eigentlichen Spiel. Und hier hat Mercs Recon
(nach ein oder zwei Kennenlernrunden) durchaus einiges zu bieten. Das
Spielgefühl ist deutlich anders als bei vergleichbaren Werken, anstatt wild zu
ballern muss hier sehr planvoll agiert werden. Das Zusammenspiel der Truppe und
das Nutzen deren Fähigkeiten steht im Vordegrund, wildes Voranstürmen endet
sicherlich im Fiasko. Auch die Teams und deren Mitglieder spielen sich deutlich
unterschiedlich, was zum Ausprobieren einlädt. Wenig Abwechslungsreich sind
dagegen die Missionen, deren Verlauf sich häufig nur marginal unterscheidet.
Auch die Gebäude selbst, ebenso wie die Truppen, wiederholen sich doch sehr
schnell. Hier wurde leider einiges an Potential verschenkt.
Insgesamt macht Mercs
Recon, nachdem man sich durch die fürchterliche Anleitung gekämpft hat,
durchaus für einige Runden Spaß. Gerade das Teamspiel wurde sehr schön
umgesetzt. Leider fehlt am Ende aber doch die Abwechslung, weshalb es, trotz
der guten Ideen, wohl bei einigen wenigen Partien bleiben wird.
Stimme Dir in fast allen Punkten zu: Der Zusammenbau war nach Download der "Anleitung" auf der Homepage relativ problemlos - und ich kann sowas normalerweise gar nicht! :-))
AntwortenLöschenDie Anleitung ist aber wirklich grauenhaft....