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Mittwoch, 2. Mai 2018

Santorini


Die griechische Inselgruppe Santorini zeichnet sich insbesondere durch 2 Dinge aus. Seine doch sehr bewegte und rund 7.000 Jahre lange Geschichte. Und seine rund 300 Kirchen, allesamt in weiß gehalten und mit blauen Kuppeln gekrönt. Und während sich im Spiel Santorini (Gordon Hamilton / Spin Master) alles um eben jene Gebäude dreht, erleben wir die bewegte Geschichte glücklicherweise nur sehr rudimentär. In Form von griechischen Göttern, die um die exponiertesten Plätze streiten.







Zu Beginn: Gähnende Leere
Der Spielplan thront, ganz stielecht, auf einem Felssockel. Das macht optisch schon einiges her und sorgt zumindest dafür, dass die aus 5x5 Feldern bestehende Spielfläche zu Beginn nicht ganz so schlicht wirkt. Denn abseits von 2 Arbeitern pro Spieler findet sich dort sonst nur gähnende Leere. Das ändert sich aber schnell. Denn im eigenen Zug bewegen wir stets eine unserer Figuren ein Feld (auch diagonal) und bauen im Anschluss benachbart ein Gebäudeteil. Und genau hier wird es spannend. 


Hier wird es spannend
Denn eben jene Gebäude benötigen wir für den Sieg. Genau genommen ein Bauwerk aus 3 Stockwerken, dass wir mit einer eigenen Figur erklettern müssen. Da wir beim Bewegen aber stets nur eine Ebene nach oben steigen dürfen, sollten wir den Weg über niedrigere Elemente wählen. Und natürlich hat der Gegner genau das gleiche vor und steht uns immer wieder im Weg. Oder beendet ein Gebäude, indem er (als vierte Etage) eine blaue Kuppel daraufsetzt. Das sieht zwar hübsch aus, betreten kann man so ein Bauwerk aber nicht mehr. So kann die eigentliche Planung schnell obsolet werden und es entwickelt sich ein spannendes Ringen um Positionen und Möglichkeiten.

Die Götter greifen ein
Dennoch ist Santorinia bis hierhin zwar bereits durchaus interessant, zugleich aber auch wenig Abwechslungsreich. Glücklicherweise gehen unseren Arbeitern aber (in der Variante für Fortgeschrittene) die Götter zur Hand. Und hier wird es wirklich interessant. Denn jeder der zufällig gezogenen Götter bietet uns eine eigene, recht mächtige, Fähigkeit. So können wir urplötzlich mehrere Gebäudeteile auf einmal bauen, fast unbegrenzt über den Plan rennen oder uns auf andere Art und Weise den Sieg sichern. Mit 30 Götterkarten ist auf jeden Fall für viel Abwechslung und immer wieder unterschiedliche Spielverläufe gesorgt.


Fazit
Dass Santorini ein abstraktes Spiel ist, dass wird bereits mit dem ersten Blick auf den Plan klar. Anders als die meisten Genrevertreter kommt es aber dennoch mit einem ansprechenden und hübsch umgesetzten Thema daher. Bereits diese Tatsache lockt viele Spieler ans Brett. Dazu kommt noch der denkbar simple Einstieg. Bereits mit den Grundregeln, die nach wenigen Minuten verinnerlicht sind, lässt sich ein spannendes Spiel erleben. Seinen ganzen Reiz entfaltet Santorini aber tatsächlich erst, wenn die Götterkarten ins Spiel kommen. Denn hier wird enorm viel Abwechslung geboten, das simple Spielprinzip immer wieder variiert und um neue Nuancen bereichert. Ständig schwappt das Geschehen hin und her. Eigene Bauvorhaben werden vom Gegner unterbunden, zugleich wird an anderer Stelle schon der nächste Plan vorangetrieben. Je nach Gottheit finden sich vielfältige Möglichkeiten und sind verschiedene Strategien erfolgsversprechend.

Leider sind die Götterkarten aber auch eine der Schwachstellen von Santorini. Denn diese erscheinen alles andere als ausgewogen. Manche der Götter wirken für sich genommen recht schwach oder stark, andere brillieren im Spiel gegen bestimmte gegnerische Götter. So kommt es durchaus vor, dass bereits nach der Zuteilung der Karten ein Spieler ein vermeintliches Handicap hat. An dieser Stelle wäre es wohl besser gewesen, die Zahl der Karten etwas zu reduzieren, diese aber  auszubalancieren. Eine weitere Schwäche ist das Mehrpersonenspiel. Auch wenn es anders auf der Packung steht, ist Santorini für mich ganz klar ein Spiel für Zwei. Die zusätzlichen Varianten sind allenfalls ein Versuch des Verlages, die potentielle Käuferschaft zu vergrößern. Der Spielspaß leidet bei einem Match mit drei oder vier Spielern aber spürbar.

Trotz der Schwächen gefällt mir Santorini gut. Der einfache Einstieg, der gelungene Optik und die große Variabilität wissen gerade auch unerfahrene Spieler zu begeistern. Zumindest solange man sich auf Duelle beschränkt.

1 Kommentar:

  1. Hallo,

    also bei der Stärke der Karten muss ich jetzt mal wiedersprechen. Ich würde Dir recht geben, wenn diese "blind" gezogen werden würden. Das aber ist nicht der Fall. Der "Herausforderer" wählt ja bewusst Karten aus, die er gegeneinander antreten lassen möchte. Der andere Spieler wählt dann die Karte. Wenn der Herausforderer also zwei stark unterschiedlich starke Karten auswählt, dann hat er diesen Teil des Spiels einfach schlecht gespielt. Es gehört halt dazu, zu erkennen, welche Karten gleichwertig sind. Es spielt also eigentlich überhaupt keine Rolle, wie ausgewogen die sind, weil sich zig Kombinationen von in etwa gleichwertigen Karten finden lassen.

    Viele Grüße,
    Andreas.

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