Top-Listen sind ja seit
einigen Jahren der letzte Schrei. Die 10 besten Würfelspiele zum Thema
Auberginenanbau, die 7 ½ schlechtesten Hühneraugenpflaster oder die 42
lustigsten Axolotl-Videos… die Auswahl ist schier unerschöpflich. Auch wenn ich
persönlich kein großer Freund solch ausufernder Listen bin, kann ich mich dem
Sog wohl doch nicht ganz entziehen. Also hier: Top Ten (Aurélien Picolet / Asmodee)
500 Top-Listen
So, nachdem ich euch mit
der komplett irreführenden Anleitung hierhergelockt habe, kann ich jetzt ja
auch mit der Wahrheit herausrücken. Eigentlich findet ihr hier keine Topliste,
sondern gleich 500. Denn genauso viele Fragen sind im kooperativen Partyspiel
enthalten. Doch bevor wir mit einer davon starten, bekommt erst mal alle
Spielenden geheim eine Zahl zwischen eins und zehn zugeteilt. Nachdem der
Kapitän im Anschluss eine Frage vorgelesen hat, geben alle Spieler eine zu
ihrer Zahl passende Antworten. Um nur ein Beispiel zu nennen: Erfinde ein neues
Musical von 1 (will keiner sehen) bis 10 (Welterfolg). In beliebiger
Reihenfolge geben die Mitspieler nun Antworten. „Ohrenschmalz – Das Musical“
dürfte wohl eher im niedrigen Nummernbereich liegen, dem „Micro Macro – Musical“ stehen die Tore der Welt dagegen
offen. Neben den eher theoretischen Aufgaben müssen wir mitunter auch praktisch
eingreifen und etwa eine Massage andeuten oder lauthals loslachen.
Punkte… die niemanden
interessieren
Haben alle Spielenden ihre
Hinweise gegeben, ist der Kapitän gefragt. Denn dieser muss die Antworten nun
in die richtige Reihenfolge bringen. Und wie es sich gehört, bringen falsche
Antworten Strafpunkte und uns damit der gemeinschaftlichen Niederlage näher. Das
ist aber eigentlich ziemlich egal. Denn spannend sind in erster Linie die
Gedankengänge und Diskussionen, wenn die Antworten aufgedeckt werden.
Fazit
Top Ten ist ein Spiel,
dass am Tisch für Spannung, Emotionen und reichlich Diskussionen sorgt. Wenn
die Meinungen komplett auseinandergehen, die Antworten zwar spaßig aber wenig
hilfreich sind und eigentlich nur noch gelacht wird, dann brilliert das Spiel.
Wenn eine Runde nur benachbarte Zahlen bekommt und die Aufgabe dank genialer
Hinweise dennoch fehlerfrei gemeistert wird, dann ist die Begeisterung mit
Händen zu greifen. Obendrein ist die Zusammenstellung der Aufgaben überwiegend
gut gelungen, sie sind abwechslungsreich ohne ins Peinliche abzudriften. Selbst
die körperlichen Aufgaben empfanden wir selten als unangenehm, obwohl ich
sicher kein Freund entsprechender Aktivitäten bin.
Dennoch begeistert Top Ten
nicht in allen Runden. Denn wer gewinnorientiert spielt, beraubt sich viel Spielspaß. Auch wer sich bei pantomimischen Aktivitäten unwohl fühlt oder
nicht gerne kreativ ist, wird weniger Freude an Top Ten haben. Klar, schlussendlich
entscheiden die Spieler selbst, ob sie kreative und lustige Antworten geben, oder
eben nicht. Auch kann stets zwischen zwei Aufgabenstellungen gewählt werden.
Und doch gibt es immer wieder Gruppen, in denen das Spiel nicht zündet. Zuletzt
erschließt sich mir auch nicht, warum die Minuspunkte als Kothaufen dargestellt
werden. Will da unbedingt ein Trend bedient werden? Das sind aber
Kleinigkeiten, die den Spielspaß in der passenden Gruppe kaum schmälern.
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