Onibi bedroht mit seinen
Flammen unseren mystischen Wald. Als Naturgeister sind wir aufgerufen, das
Feuer zu löschen, Bäume zu pflanzen und Sanki zu erwecken. Wenn ihr jetzt nur
Fragezeichen über dem Kopf hat kann ich euch sagen: Genau so habe ich auch
geschaut. Glücklicherweise ist der Spielablauf von Living Forest (Aske
Christiansen / Pegasus) weit weniger verwirrend als die Hintergrundgeschichte.
Der Einzelgänger auf
der Hand
Jede Partie Living Forest
beginnt mit 14 Karten pro Spieler, die wir nach und nach in unsere Auslage
legen. Jede dieser Karten zeigt verschiedene Symbole, wie Sonnen, Wasser und
Bäume. Je mehr davon zu sehen sind, desto stärker wird die entsprechende
Aktion. Logschwerweise wollen wir also möglichst viele Karten auslegen.
Allerdings befinden sich in unserem Deck anfänglich 4 Einzelgänger. Legen wir
drei davon aus, endet die Runde und in der Folgephase steht uns nur eine Aktion
zur Verfügung. Hören wir dagegen rechtzeitig auf, bekommen wir möglicherweise
zwar weniger Symbole, dafür aber 2 Aktionen.
Ein oder zwei Aktionen
Haben alle Spielerinnen
ihre Karten ausgelegt, führt jede nacheinander ihre Aktion(en) aus. Mit Sonnen
werden bessere Karten für das Deck gekauft, für Bäume erhalten wir
entsprechende Plättchen, die uns dauerhafte Boni gewähren. Wasserpunkte nutzen
wir, um Flammen zu löschen, sofern welche ausliegen. Diese Plättchen kommen
immer dann ins Spiel, wenn in der Vorrunde Karten gekauft wurden. Dadurch
entsteht ein interessanter Rhythmus zwischen Kaufen und Löschen. Insbesondere,
da ungelöschte Flammen negative Karten in unser Deck spülen können und es damit
verstopfen. Die letzte mögliche Aktion ist die Fortbewegung auf einem Rundkurs.
Überholen wir dabei Mitspieler, können wir diesen ein Plättchen stehlen, das
eine Flamme, einen Baum oder eine Lotusblüte zeigt.
Drei Wege zum Ziel
Und damit wären wir auch
schon bei den Siegbedingungen. Denn jedes der genannten Plättchen hilft uns bei
einer der drei Optionen eine Partie zu beenden. Stets benötigen wir dabei 12:
Bäume, Flammen oder Lotusblüten. Bäume sind immer verfügbar, können aber nur in
begrenzter Menge erworben werden. Die Anzahl der Flammenplättchen andererseits
schwankt deutlich, dafür können mitunter mehrere in einer Aktion gesammelt
werden. Während wir unseren Vorrat an Bäume und Flammen stetig füllen, sind die
meisten Lotusblüten auf Karten abgebildet und werden am Rundenende abgelegt. Deren
Verlauf ist also etwas weniger planbar, insgesamt aber nicht weniger
erfolgsversprechend. Was tatsächlich auf alle drei Siegbedingungen zutrifft,
die ähnlich häufig zum Erfolg führen.
Fazit
Die einzelnen Elemente von
Living Forest kennt man eigentlich zur Genüge. Deckbau, Aktionswahl, ein wenig
Plättchen legen… hier ist es die Mischung, die daraus ein besonderes Spiel
macht. Denn all diese Elemente sind toll verzahnt, bieten Abwechslung und ein
überraschend hohes Maß an Interaktion. Anfänglich scheint die Feuer-Strategie
geradezu übermächtig. Bis ein Mitspieler nur noch wenige hochwertige Karten
kauft und kaum etwas zum Löschen da ist. Stattdessen werden klammheimlich
Lotusblüten gesammelt und das Spiel damit gewonnen. Wie in kaum einem anderen
Spiel müssen die Mitspieler bei Living Forest genau beobachtet und auf die
Aktionen reagiert werden. Um diese Interaktion zu verinnerlichen, benötigt es
allerdings ein paar Partien.
Und damit wären wir auch
schon bei den Kritikpunkten. Und der größte ist für mich tatsächlich, dass die
Interaktion erst ab 3 Spielerinnen wirklich greift. Auf dem Rundkurs ist zu
zweit zu wenig los und auch das Löschen der Flammen kann im Duell recht
einseitig werden. Häufig werden nur dann mehrere Karten gekauft, wenn ich in
der Folgerunde zuerst Löschen kann. Manche Spieler empfinden das als spannend,
ich fand es eher zu einschränkend. Die Zahl der unterschiedlichen Aktionen ist
sowieso schon klein. Durch diese zusätzliche Limitierung bleibt, gerade in den
ersten Partien, in manchen Runden kaum noch Entscheidungsspielraum.
Lustigerweise tritt genau dieses Problem oft auch in den ersten Runden einer
Viererpartie auf. Bis der letzte Spieler an die Reihe kommt sind die Feuer
gelöscht, die Karten gekauft. Somit stehen noch genau 2 Aktionen zur Auswahl. Erfahrenere
Spiele ziehen dann bewusst bis zum dritten Einzelgänger, um in der Folgerunde mehr
Möglichkeiten zu haben. Wirklich befriedigend sind diese Behelfsstrategien aber
nicht. Trotz der Schwächen bietet Living Forest gute Unterhaltung und fühlt
sich auch nach dutzenden Partien noch nicht ausgespielt an.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen