Die
wandelnden Toten
Hunderte von bleichen
Gestalten schlurfen über Straßen und Gänge auf der Suche nach etwas, dass ihren
großen, unstillbaren Hunger befriedigen kann. Gleichzeitig versucht eine kleine
Gruppe, den kaum zu bändigenden Massen Herr zu werden. Nein, dies wird kein
weiterer Nachbericht zur vergangenen Spielemesse. Vielmehr handelt es sich bei
dem beschriebenen Szenario um die deutsche Übersetzung des Kickstartet-Spiels
Zombicide.
In Zombicide (Guiton,
Lullien und Raoultis / COOL MINI OR NOT) stemmen sich bis zu 6 Spieler
gemeinsam gegen die Zombie-Apokalypse. Je nach Szenario kämpfen wir dabei aber
nicht nur um unser Überleben sondern müssen obendrein Nahrung beschaffen,
Gebäude säubern oder verseuchten Gebieten entkommen. Dass wir in dieser Zeit
Ausrüstung sammeln und unsere Fähigkeiten verbessern, versteht sich von selbst.
Die
Überlebenden
Bevor eine Partie
Zombicide beginnen kann, müssen sich die Mitspieler zuerst für eines der 10 beiliegenden
Szenarien entscheiden. Diese unterscheiden sich grundlegend in Umfang,
Spielziel und Dauer (45 min bis 180 min). Nun werden 4 bis 6 Helden sowie deren
Startausrüstung (von der Bratpfanne bis zur Pistole) unter den Spielern
verteilt und schon geht’s los.
Zu Beginn eines Zuges
agieren alle überlebenden und verwenden ihre (anfänglich) 3 Aktionspunkte auf
verschiedene Weise. Neben den Klassikern Bewegung, Angriff und Ausrüstung suchen
stehen dabei auch das Fahren von Fahrzeugen oder das Verursachen von Lärm (zum
Anlocken der Zombies) auf dem Plan. Während das Suchen von Ausrüstung in
Gebäuden direkt erlaubt eine Karte zu ziehen, bedingt ein Kampf das Werfen von
Würfeln. Deren Zahl und Zielwert hängt von der verwendeten Waffe ab. Die
Zombies selbst haben dabei immer nur einen Lebenspunkt, einige der dickeren
Brocken lassen sich aber nur mit schweren Waffen besiegen.
Hat ein Held ausreichend
Zombies vernichtet, steigt er eine Stufe auf und bekommt eine neue Fähigkeit.
Diese reichen von zusätzlichen Aktionen über verbesserte Kampffähigkeiten bis
hin zu Erster Hilfe oder Wiederholungswürfen.
Die
Zombies
Haben alle Spieler ihre
Aktionspunkte aufgebraucht, sind die Zombies am Zug. In diesem Fall bedeutet
dies, dass alle Zombies auf das nächste Ziel in Sichtline zumarschieren. Sollte
niemand zu sehen sein, wird die größte Lärmquelle angesteuert. Unangenehm wird
es, wenn ein Zombie auf dem Feld eines Überlebenden beginnt. Dann bekommt dieser
direkt eine Wunde und verliert eine seiner Waffen. Bereits mit der zweiten
Wunde segnet ein Überlebender das zeitliche. Und das kann sehr schnell gehen.
Haben sich alle Zombies
bewegt, erscheint die Verstärkung. Für jede
sogenannte Brut-Zone wird nun eine Zombie-Karte gezogen die bestimmt, welche
und wie viele Zombies an dieser Stelle den Plan betreten. Von normalen
Schlurfern über Sprinter bis hin zu Monstrositäten reicht dabei die Bandbreite.
Welche genau auftauchen bestimmt aber nicht die Karte alleine. Auch die
aktuelle Stufe der Helden hat einen spürbaren Einfluss. Je mächtiger die
Helden, desto gefährlich und häufiger die Zombies. Gerade auf höheren Stufen
wirkt sich dies sehr deutlich auf die Menge der auftauchenden Gegner aus.
Eine Mission endet, wenn
entweder alle Helden das zeitliche gesegnet haben, oder das Missionsziel
(zumeist den Plan an einem Ende verlassen oder einige Kontrollpunkte
aktivieren) erreicht wurde.
Viel
Licht, etwas Schatten
Zombicide schafft es,
eine thematisch dichte Geschichte zu erzählen. Die Partien selbst sind immer
spannend und bis zum Schluss fesselnd, genau wie kooperative Spiele sein sollen.
Die Tatsache, dass ein Spieler bereits nach 2 Wunden aus dem Spiel ist, sorgt
dabei für stetigen Druck. Das Aufsteigen
der Helden, das Sammeln von Erfahrung und neue Fähigkeiten bewirken eine
motivierende Entwicklung im Spiel. Dabei ist eine Zusammenarbeit unerlässlich,
wer sich von der Gruppe trennt überlebt dieses Vorgehen selten länger als ein
oder zwei Runden. Entsprechend fiebert man auch mit den Mitstreitern, stetig
ist man im Spiel und von den Vorgängen gefesselt.
Und doch ist auch bei
Zombicide nicht alles Gold was glänzt. Die Tatsache, dass ein Held sehr schnell
eliminiert ist, kann zu Frust führen. Wer zu Beginn eines 3-stündigen Szenarios
seinen einzigen Helden verliert, der kann dann eigentlich früher nach Hause
fahren. Auch die Tatsache, dass es keinerlei Anpassungen an die Spielerzahl
gibt, ist mir negativ aufgefallen. Viele Szenarien sind für 4 oder mehr Helden
ausgelegt. Mit 6 Streitern sind diese deutlich einfacher als zu viert.
Gleichzeitig bin ich kein Freund davon, mehr als 1 Helden steuern zu müssen.
Bei 3 oder weniger Spielern lässt sich dies aber nicht vermeiden. Dass der
Spielverlauf wesentlich von Würfelwürfen beeinflusst wird mag ebenfalls einige
Spieler abschrecken. Bei mir sorgt es allerdings eher für Spannung.
Trotz der aufgeführten
Schattenseiten überwiegen bei Zombicide deutlich die positiven Aspekte. Nur
wenige Spiele schaffen es, dauerhaft einen solchen Druck und ein so intensives
Spielgefühl zu erzeugen. Eine klare Empfehlung für all jene die das Thema im
speziellen, und kooperative Spiele im Allgemeinen mögen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen