Ein griechischer
Sonnengott, Elfen und Zwerge, steampunkartige Gebäude, ein Drache als
Startspielermarker und Mammutbaumholz als Rohstoff… über einen Mangel an verschiedenen
Themen kann man sich bei Helios, dem neuesten Spiel von Hans im Glück (Martin
Kallenborn und Matthias Prinz), wahrlich nicht beschweren. Allerdings vermute
ich ja, dass dieses thematische Chaos genau so gewollt war und als subtiler
Hinweis auf die vielfachen und verzahnten Möglichkeiten des Spiels verstanden
werden soll.
Obwohl Helios selbst in
Maximalbesetzung von 4 Spielern nicht sehr viel länger als 1 Stunde dauert,
werden wir Spieler in dieser Zeit mit einer Fülle von Möglichkeiten überhäuft.
Die eigene Landschaft ausbauen, Gebäude errichten, Personal anwerben und
obendrein auch noch die Sonne bewegen. Und all dies nur, um am Ende mal wieder
mehr Siegpunkte zu besitzen als unsere Mitspieler.
Rohstoffe,
Tempel und eine Sonne
Aber beginnen wir am
Anfang. Zu Spielbeginn besitzt jeder Spieler gerade einmal ein mickriges
Landschaftsplättchen auf seinem Tableau, die Stadt selbst ist sogar gänzlich
verweist. Um dies zu ändern, stehen uns 3 verschiedene Aktionsplättchen zur
Verfügung. Solange diese noch nicht aufgebraucht sind haben wir jede Runde die
freie Auswahl, welche der Aktionen wir ausführen wollen. Gerade zu Beginn ist
der Ausbau unseres Reiches dabei sehr beliebt. Wir schnappen uns einfach eines
der ausliegenden Rohstoff- oder Siegpunktplättchen und legen dieses an unser
wachsendes Reich an, auf dass es uns von nun an mit Waren versorge. Um eine
stetige Warenproduktion sicherzustellen, steht uns als weitere Aktion die
Sonnenbewegung zur Verfügung. Dabei bewegen wir eine Sonnenscheibe um unser
Reich herum. Felder benachbart zum Zielort werden von dieser beschienen und
Produzieren Waren (Rohstoffplättchen) oder Siegpunkte (Tempel). Stichwort
Tempel: Als dritte Aktion steht uns der Tempel- oder Hausbau zur Verfügung.
Während die Tempel Siegpunkte und Mana liefern, bringen Häuser
Spezialfunktionen, vergrößern die Sonnenreichweite, oder liefern ebenfalls
einige Punkte.
Mana
und Siegpunkte
Der Nutzen von
Siegpunkten und Rohstoffen muss wohl kaum weiter erläutert werden, was wir nun
aber mit Mana anstellen können verdient genauerer Betrachtung. Denn am Ende
jeder der insgesamt 4 gespielten Durchgänge dürfen wir für eben jenes Mana Personen
anheuern. Diese liegen allerdings so lange gelangweilt bei uns herum, bis sie
obendrein noch mit Rohstoffen aktiviert werden. Dann bringen sie einerseits
wieder kurzfristige Boni, obendrein aber auch ordentlich Siegpunkte für
bestimmte Errungenschaften (etwa Geländeplättchen oder die Sonnenreichweite). Zu
diesen Siegpunkten werden nach den 4 mal 8 gespielten Aktionen die im Spielverlauf
erworbenen Punkte sowie die errichteten Gebäude hinzuaddiert und schon steht
der Sieger fest.
Fazit
Helios ist komplex.
Wirklich komplex. Es wollen stets mehrere Dinge gleichzeitig angegangen werden,
die Zeit reicht aber allenfalls für einen Bruchteil. Vor allem in den ersten
Partien werden viele Spieler an der Fülle der Optionen verzweifeln und vielleicht
sogar eine gewisse Überforderung spüren. Wenn das Spiel gerade in dem Moment
endet, bevor der eigene Plan beginnt aufzugehen, ist das frustrierend. Die
häufig begrenzten Zug-Optionen vergrößern den Druck dabei noch, das eigene Vorgehen
muss ständig überdacht und angepasst werden. Ohne einen Plan ist man allerdings
ebenso aufgeschmissen, gemütliches „aus-dem-Bauch-heraus“-Spielen ist bereits
vom Beginn an zum Scheitern verurteilt. Die Autoren haben es dabei aber trotz
aller Komplexität geschafft, alle Elemente aufeinander abzustimmen. Unzählige
Wege führen in Helios zum Ziel (zu Punkten) und alle wollen ausprobiert,
analysiert und verbessert werden. Für langanhaltenden Spielspaß ist also
gesorgt.
Gleichzeitig bietet genau
die Fülle an Optionen allerdings auch viel Raum für Fehler, eine Partie ist
schnell an die Wand gefahren. Einige Runden werden mit Sicherheit ins Land
ziehen, bis man mit den eigenen Ergebnissen zufrieden ist. Darüber hinaus ist
Helios fast schon ein Solitärspiel. Interaktion zwischen den Mitspielern kommt
allenfalls beim Erwerb der Personen und der Wahl der Aktionsplättchen auf.
Ansonsten werkelt jeder in Ruhe vor sich hin. Während dies einige Spieler mit
Sicherheit abschrecken wird, mag ich persönlich solche Spiele sehr gerne.
Entsprechend sehe ich
auch gerne über die kleineren Probleme (schwieriger Einstieg, fehleranfällig)
hinweg und betrachte Helios als ein absolut gelungenes Vielspielerspiel mit
überraschend kurzer Spielzeit und einigen innovativen Mechanismen.
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