Vom Himalaya bis
Xidit
Als Autor und Verleger
von Brettspielen hat man es nicht einfach. Die Spieler schreien nicht nur
regelmäßig nach Neuheiten mit spannenden Mechanismen, nein auch die Themen
sollen gefälligst innovativ und einzigartig sein. Als Stammesführer in spe den
Himalaya bereisen etwa klingt doch gänzlich unverbraucht. 2004 kam dann auch
ein Spiel mit entsprechendem Thema (und Namen) auf den Markt. Rund 10 Jahre
später kommt selbiges in überarbeiteter Form erneut in den Handel. Mit neuem
Thema. Diesmal angesiedelt in einem Fantasy-Reich, in dem wir Truppen sammeln
und in den Kampf transportieren…
Abseits von deutlich
langweiligeren Thema macht Lords of Xidit (Régis Bonnessée / Asmodee) zumindest
optisch schon einmal mehr her. Spielerisch reisen wir nach wie vor über eine
Karte, sammeln an einigen Orten Truppen ein, um sie an anderen gegen Belohnung
abzuliefern. All dies geschieht aber, indem wir die eigenen Aktionen einige
Züge im Voraus festlegen müssen.
Reisen
In Lords of Xidit
beginnen alle 3 bis 5 Spieler ihre Reise auf einem beliebigen Feld des
Spielplans. Auf diesem finden sich Städte die das Rekrutieren von Truppen
erlauben und belagerte Örtlichkeiten die mittels dieser von Feinden befreit
werden wollen. Um als Held aktiv zu werden, steht jedem Spieler ein Tableau zur
Verfügung, dass das Programmieren des eigenen Zuges erlaubt. Sechs Aktionen im
Voraus sollten wir dabei in jeder der bis zu 12 Runden planen. Dabei können wir
üblicherweise einen von 3 vorgegebenen Wegen entlang marschieren, in der Stadt
eine Aktion auslösen oder schlicht aussetzen. Haben alle Spieler ihre Planung
beendet, werden die Vorgaben abwechselnd ausgeführt. Dass der eigene Plan dabei
durchaus von den Mitspielern untergraben werden kann versteht sich von selbst.
So nützt eine Aktion Rekrutieren gar nichts, wenn der Kollege kurz zuvor am
gleichen Ort war und den letzten Magier eingesammelt hat. Konnten wir aber doch
irgendwann ausreichend Truppen rekrutieren, liefern wir diese in einer
belagerten Stadt ab um uns im Wohlwollen der Bevölkerung zu sonnen.
Belohnungen
Doch von Luft und Liebe
können wir uns auch in Xidit wenig kaufen. Und so fordern wir von den
Dorfbewohnern natürlich auch einen Ausgleich für unsere Leistungen. Dieser
kommt in 3 Formen, von denen wir jeweils eine wählen dürfen. So können wir Geld
abgreifen und hinter unserem Sichtschirm platzieren oder in der Stadt einen Magierturm
errichten. Alternativ lassen wir die Barden Lieder über unsere Taten singen und
platzieren in angrenzenden Regionen Bardenplättchen. Allen Belohnungen ist
gemein, dass sie am Ende den Spielsieger bestimmen.
Und hier entfernt sich
Lords of Xidit deutlich von ausgetretenen Pfaden. Denn um zu gewinnen muss ich
nicht etwa zwingend am meisten Belohnungen abgegriffen haben. Vielmehr werden
die einzelnen Kategorien nacheinander in einer zu Spielbeginn jeweils
festgelegten Reihenfolge ausgewertet und der jeweils schwächste Spieler fliegt
aus der Wertung. Wer alle 3 Wertungen überstanden hat, wird zum neuen Lord of
Xidit ernannt.
Fazit
Eigentlich ist Lords of
Xidit ein relativ einfaches Spiel, die Möglichkeiten während eines Zuges sind
recht überschaubar. 6 Aktionen programmieren, auswerten, fertig. Ganz im
Gegensatz dazu steht die enorme Materialfülle, die in den ersten Partien
durchaus abschrecken kann. Leider tut die Anleitung wenig, um den Einstieg zu
vereinfachen. Insbesondere die Handhabung der Stadtplättchen sorgte bei mir
(und meinen Mitspielern) lange für Verwirrung und macht fast die Hälfte der
Anleitung aus.
Persönlich auf wenig
Gegenliebe stieß bei mir darüber hinaus die Siegbedingung. Dadurch dass
eigentlich alle Informationen entweder offen sind oder sich mitzählen lassen,
artet das Spiel gegen Ende oft in eine extreme Rechenorgie aus. Ich brauche
noch 2 Gold für die 1. Wertung, die Zweite bin ich vorne und bei der Dritten
benötige ich noch 2 Turmebenen. Aber wenn mein Nachbar hier Harfenplättchen
legt dann rutscht da ein anderer Spieler aus der Wertung und ich brauche auf
einmal 5 Ebenen… außer der Spieler nimmt Geld, dann bin ich eh gleich raus.
Obwohl ich neue Ideen und kreative Lösungen sehr schätze, vermisse ich in
diesem Fall die einfachen Siegpunkte. Zumindest wäre damit das ständige
Nachzählen und Vergleichen einfacher.
Diese Punktezählerei
belastet aber in erster Linie die Endphase des Spiels. Ansonsten macht Lords of
Xidit durchaus Spaß. Das Abwägen der Möglichkeiten, das Spekulieren auf
gegnerische Züge, die Verzweiflung der Mitspieler wenn man mal wieder schneller
war. Das Programmieren des eigenen Zuges scheint dabei ja aktuell mal wieder im
Trend zu liegen und wurde durchaus unterhaltsam umgesetzt. Lobend erwähnt
werden sollte auch die Möglichkeit, die Spielzeit über eine reduzierte
Rundenzahl deutlich zu verkürzen. Auch das Material ist durchweg gelungen,
insbesondere die Figuren sind sehr schön gestaltet.
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