Stellt euch einfach mal
vor, direkt vor euch steht ein Mixer. Und daneben einige Spiele. Genauer
gesagt, Kniffel, Texas Hold’Em Poker und Bluff. Und nun (an dieser Stelle
solltet ihr besonders stark sein) schmeißt ihr all diese Spiele zusammen in das
bereitgestellte Küchengerät und drückt den Startknopf. Was hier nach wenigen
Sekunden herauskommt erinnert naturgemäß wenig an Smoothies, Cocktails und Co.
Und auch mit Zock 'n' Roll (Jörg von Rüden / Schmidt) dürfte das Ergebnis
optisch recht wenig gemein haben. Aber immerhin habe ich auf diesem Wege die
langwierige Suche nach einer Einleitung gemieden und kann direkt mit dem
Wesentlichen beginnen.
Und obendrein sind im
Spiel von Jörg von Rüden viele Parallelen zu den genannten Werken zu erkennen.
So würfeln wir verdeckt, versuchen die Mitspieler in die Irre zu führen und bilden
schlussendlich Kombinationen aus eigenen und allgemeinen Würfeln.
Ungewohnte Einblicke
Bevor wir überhaupt starten, sollten wir uns für eine von zwei Varianten entscheiden. Spielerisch unterscheiden sich diese aber eigentlich nur in der Zahl der Spielerwürfel (zwei oder drei) sowie der verwendeten Seite des Spielertableaus und damit der zulässigen Kombinationen. Entsprechend schnell sind auch die Vorbereitungen abgeschlossen, bekommt doch jeder Spieler einfach nur (zusätzlich zu Tableau und Würfeln) einen Stift sowie einen Würfelbecher. Gerade dieser hat aber eine auffällige Besonderheit, ist er doch sowohl oben als auch unten offen, um dem Besitzer einen Blick hinein zu ermöglichen.
Lukrative Feigheit
Jede Runde beginnen wir
nun, indem wir unsere Würfel in den Becher werfen. Obendrein wirft ein Spieler
drei der neutralen Würfe in die Tischmitte. Mittels dieser fünf (oder sechs)
Würfel versuchen wir nun, eine möglichst lukrative Konstellation zu bilden. Mit
Straße, Pasch und ähnlichem finden sich hier die üblichen Verdächtigen.
Natürlich sind seltenere Kombinationen mehr Punkte wert. Diese bekommen wir
aber nur, wenn wir an dieser Stelle passen, den Becher lüften und aus der
aktuellen Runde aussteigen. In der ersten Runde wird dies sogar mit einem
Bonuspunkt belohnt.
Riskanter
Mut
Trauen wir unserem
Ergebnis dagegen den großen Wurf zu, bleiben wir besser in der Runde. Dann wird
ein vierter neutraler Würfel geworfen und wir haben erneut die Chance
auszusteigen und Punkte einzustreichen. Bleiben wir dagegen Standhaft, folgt
der fünfte und letzte Würfel. Nun müssen alle Spieler den Becher heben und nur
der Sieger bekommt eine Belohnung. Da hier weitere Bonuspunkte locken, ist ein
Sieg durchaus lukrativ. Zugleich geht man allerdings gänzlich leer aus, wenn
man die Finalrunde verliert. Glücklicherweise folgt direkt eine weitere Runde.
Denn Zock 'n' Roll endet erst, wenn ein Spieler sechs Mal die gleiche
Kombination erzielt hat und der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.
Fazit
Ein neues Spiel kann sicher schlechtere Vorbilder haben als ein Spiel des Jahres (Bluff), eines der weltweit bekanntesten Kartenspiele (Texas Hold’Em) und ein quasi omnipräsentes Würfelspiel (Kniffel). Bei all diesen Vorbildern hängt die Latte für Zock 'n' Roll allerdings auch recht hoch. Und wird dann leider auch gerissen. Zock 'n' Roll will ein einfaches und schnelles Würfelspiel sein, ergänzt durch Zock- und Bluffelemente. Und teilweise klappt das durchaus auch. Gerade zu Beginn wägen wir nach jedem neuen Würfel unsere Chancen und Möglichkeiten ab, überlegen was die Mitspieler haben könnten oder nicht und entscheiden dementsprechend. Kurzfristig kommt hier Spannung auf, man fiebert mit, hofft und bangt.
Kurzfristig. Denn
bereits nach einer halben Partie werden die Probleme offensichtlich und es
stellt sich Routine ein. So lohnt es sich nur selten, in der ersten Runde
auszusteigen. Der eine Bonuspunkt wird fast immer durch den zusätzlichen Würfel
aufgewogen. In der zweiten Runde ist dagegen zumeist halbwegs offensichtlich, welche
Zahl zum Sieg benötigt wird. Wo Spielkarten viel Variation bieten, sind die
Ergebnisse durch die sechs Seiten des Würfels einfach zu begrenzt. Ein wenig
Bluffen ist hier zwar durchaus möglich, gerade mit steigender Spielerzahl ist
der zum Sieg nötige Wurf aber häufig offensichtlich. Aus dem gleichen Grund
enden viele Durchgänge unentschieden, insbesondere da die Ergebnisse gleich
stark sind, ob ich nun ein Pärchen aus Zweiern oder aus Sechsern bilde.
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