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Dienstag, 15. November 2016

Adrenaline



Das Videospiele eine Umsetzung als Brettspiel bekommen ist ja schon lange nichts Ungewöhnliches mehr. Üblicherweise beschränkt sich dies allerdings auf das Thema, nicht zuletzt da sich viele Elemente moderner Videospiele schlecht aufs Brett bringen lassen. Dazu gehört auch die Hektik und das Adrenalin eines guten Shooters. Und doch gibt es immer wieder Versuche, genau dieses Gefühl doch umzusetzen. Der neueste stammt von Filip Neduk (CGE) und nennt sich gleich mal vielversprechend Adrenaline.

Eine Arena, eine Handvoll Streiter, Munition und reichlich verschiedene Waffen. Mehr braucht es nicht, und schon kann die wilde Ballerei beginnen.

 
Die Arena
Bevor ihr mit euren Streitern in die Schlacht teleportiert werdet, müsst ihr die Arena Vorbereiten. Im Wesentlichen bedeutet das, sich für eine Seite des Plans zu entscheiden, in den meisten Räumen Munitionsplättchen zu platzieren und Waffen an drei verschiedene Standorte zu verteilen. Sobald wir danach den Kampfplatz über einen der drei Teleporter betreten gibt es eigentlich nur noch ein Ziel. So viel Schaden auszuteilen wie möglich. Dazu stehen uns jede Runde zwei Aktionen zur Verfügung. Damit können wir uns einige Räume weit bewegen, Munition oder Waffen an unserem Standort aufnehmen oder auf einen unserer Konkurrenten feuern.


Die Waffen
Damit wären wir auch direkt beim spannendsten Teil von Adrenaline: Die Waffen. Denn gerade mit deren Vielfalt kann das Spiel punkten. Allgemein ist dabei allen Kanonen, dass sowohl deren Erwerb als auch die Nutzung Munition benötigen. Selbige sammeln wir in Form dreier verschiedenfarbiger Würfel in der Arena ein. Kommt nun ein Mitspieler in unsere Reichweite, nutzen wir die Angriffsaktion um Schaden auszuteilen. Jede Waffe unterscheidet sich dabei in Reichweite, Schaden und einer Vielzahl von Sonderoptionen. So fügen manche Waffen in kompletten Bereichen Schaden zu, Schubsen Gegner (oder uns selbst) herum oder erlauben sogar das feuern um Ecken. Wer über ausreichend Munition verfügt, der kann darüber hinaus häufig noch alternative Modi (mehr Schaden oder sonstige fiese Dinge) auslösen. 


Schaden, viel mehr Schaden
Warum genau ballern wir jetzt aber eigentlich aufeinander? Naja, einerseits, weil es Spaß macht. Andererseits aber auch, weil es (mal wieder) Siegpunkte bringt. Denn sobald ein Spieler ausreichend Schaden gefangen hat, folgt die Auszahlung. Dabei wird derjenige belohnt der den ersten Schaden ausgeteilt hat, aber auch wer den finalen Schuss abgegeben hat. Besonders lukrativ ist allerdings, den meisten Schaden auf einen Gegner zu machen. Zumindest anfänglich. Denn mit jedem Tod winken für einen Abschuss weniger Punkte. Und Tode gibt es viele. Denn wir tauchen sofort an einem der Teleporter wieder auf um uns erneut ins Gefecht zu stürzen und uns an unseren Peinigern zu rächen. Zumindest so lange, bis eine gewisse Anzahl an Abschüssen erreicht wurde und das Spiel endet.


Fazit
Dass es für ein Brettspiel nicht einfach ist, das Spielgefühl eines Shooters einzufangen, das versteht sich fast von selbst. Und Adrenaline macht bei diesem Unterfangen einiges richtig. Eingängige Regeln ermöglichen einen schnellen Einstieg, aufgrund der überschaubaren und schnellen Aktionen bleiben längere Wartepausen üblicherweise aus. Dazu kommt eine enorme Auswahl an Waffen die sich allesamt deutlich unterscheiden und dadurch für reichlich Abwechslung sorgen. Gleiches gilt für verschiedene Szenarien, die die Art wie man Punkte sammelt leicht variieren. Zuletzt bieten auch die Regeln einige Kniffe. Indem besiegte Gegner in Zukunft weniger Punkte wert sind, wird der Schaden gleichmäßig verteilt. Zugleich stärkt erhaltener Schaden die eigenen Aktionen, häufig wird etwas Beschuss sogar gerne in Kauf genommen. Diesbezüglich passt also alles zusammen.

Und dennoch fühlt sich Adrenaline für mich nur bedingt wie ein Shooter an. Dazu ist das Spiel schlicht zu planbar und phasenweise auch zu langsam. Durch die Art wie Punkte vergeben werden, kommt es immer mal wieder zu seltsamen Situationen. So kann etwa ein Gegner direkt vor mir stehen, auf den ich gar nicht schießen will, weil mir dies keine weiteren Punkte bieten würde. Also lieber Aktionen nutzen um stets knappe Munition aufzunehmen anstatt sie zu verschwenden. Gerade in solchen Situationen kann Adrenalin nicht verhehlen, dass es doch auch einige Elemente eines Eurogames besitzt. Gerade zu dritt kommt es obendrein immer wieder zu Leerlauf, Phasen in denen die Spieler aufrüsten anstatt zu ballern. Auch einige der Waffen entwickeln im Spiel zu dritt nicht ihre volle Wirkung. Zwar kann auch ein Bot mitspielen der als weiteres Ziel dient, dennoch ist Adrenaline eher ab vier Spielern zu empfehlen.

Auch wenn sich Adrenaline damit nicht vollständig wie ein Shooter anfühlt, macht es (ab vier Spielern) dennoch reichlich Spaß und bietet einiges an Abwechslung. Lange anhaltenden Spielspaß sehe ich hier aber eher nicht.


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