Seiten

Donnerstag, 10. November 2016

Kanagawa



Wenn es irgendwelche Spiele gibt bei denen ich traditionell schlecht abschneide, dann sind es Spiele bei denen gemalt oder gezeichnet werden muss. Schon mein Lehrer der bildenden Künste hielt mich für einen hoffnungslosen Fall und daran hat sich in all den Jahren nicht viel geändert. Doch nun haben B. Cathala und C. Chevallier endlich ein Spiel entwickelt, bei dem ich trotz zu zeichnender Gemälde echte Siegchancen habe. Zugegebenermaßen könnte dies aber in erster Linie daran liegen, dass wir in Kanagawa (Iello) zwar ein Gemälde erstellen, dazu aber weder Stift noch Papier benötigen. Denn unser Kunstwerk entwickeln wir nach und nach aus erworbenen Karten, die zugleich auch dem Ausbau unseres Ateliers dienen. 





Die Lehren des großen Meisters
Auch der größte Künstler hat dereinst klein angefangen. Und so starten wir mit einem mickrigen Atelier und einem Bild mit gerade einmal einigen wenigen Pinselstrichen. Um daran etwas zu ändern, gehen wir bei einem großen Meister in die Lehre. Dazu werden jede Runde einige Karten auf den Spielplan (eine sehr schöne Bastmatte) gelegt. Genau genommen beginnt jeder Runde mit einer Karte pro Spieler, die meisten davon offen, einige wenige verdeckt. Nun wird reihum jeder Spieler gefragt, ob er eine der Reihen an sich nehmen möchte und damit aus der Runde aussteigt. Nicht genommene Reihen werden um eine weitere Karte ergänzt und erneut hat jeder die Möglichkeit sich zu bedienen. Nach spätestens drei Runden muss jeder Spieler zugreifen und darf nun seine maximal drei neuen Erwerbungen im Atelier unterbringen.





Das Atelier füllt sich
Sobald sich ein angehender Künstler mit neuen Karten eingedeckt hat, bieten sich zwei Möglichkeiten. Entweder wandert die Karte in das Atelier wo sie von nun an die eigenen Möglichkeiten erweitert. Alternativ vergrößert sie unser Bild und verspricht damit Siegpunkte. Beginnen wir mit dem Atelier, wo Karten gänzlich ohne Vorbedingungen abgelegt werden können. Jede der Karten lehrt uns dabei das Zeichnen einiger Bildelemente, viele offerieren darüber hinaus zusätzliche Farbtöpfe, Siegpunkte oder weitere Fähigkeiten.


Ein wahres Meisterwerk
Was genau machen wir denn aber nun mit einem solch luxuriös ausgestatteten Atelier. Nun, wir malen Bilder. Denn jede Karte kann alternativ an das eigene Bild angelegt werden. Dazu müssen wir allerdings über die passenden Voraussetzungen verfügen, die wir zuerst im Atelier ansammeln müssen. Sind diese Bedingungen erfüllt, verspricht jede Zeichnung mannigfaltige Siegpunkte. Einerseits betrifft dies möglichst lange Reihen gleicher Jahreszeiten auf dem Bild, andererseits gibt es auch einige Ziele zu erfüllen. So ist das Sammeln verschiedener Menschen, Gebäude und Tiere auf den Bildern lukrativ aber auch der Ausbau des Ateliers kann sich lohnen. Denn nur dem größten Künstler wird am Ende die Ehre zuteil, die Nachfolge des großen Meisters anzutreten.




Fazit
Kanagawa weiß bereits vom ersten Moment an durch sein Material zu überzeugen. Eine Bastmatte als Spielbrett, kleine Holzfigürchen und liebevoll illustrierte Karten lassen das Thema lebendig werden. Doch auch spielerisch kann Kanagawa überzeugen. Das einfache und schnell verinnerlichte Spielprinzip zwingt jede Runde zu einer Reihe spannender und wichtiger Entscheidungen. Auf welches Ziel soll ich mich konzentrieren? Brauche ich die Karte für mein Atelier oder das Bild? Besser mit einer sehr guten Karte aussteigen oder auf größere Beute hoffen? Dazu kommt noch ein (für ein solches Spiel) ordentliches Maß an Interaktion. Da ich von jeder Kategorie nur ein Zielplättchen für mich in Anspruch nehmen darf (und ich natürlich ein hochwertiges will) sollten die Mitspieler stets beobachtet werden, um nicht leer auszugehen.


Schwächen hat das Spiel meiner Meinung nach allerdings zu zweit. Hier verliert der Mechanismus um Karten zu erhalten spürbar. Obendrein wirkt das Spiel allgemein etwas beliebiger, nicht zuletzt da pro Spieler viel mehr Karten gesammelt werden und damit auch das Ringen um die Bonusplättchen weniger intensiv wird. Darüber hinaus wird auch die Verwaltung der Karten, die untereinander geschoben wrden müssen, mit zunehmender Auslage fummeliger und nerviger.

Abgesehen davon kam Kanagawa in meinen Runden allerdings sehr gut an. Und ich kann nun endlich meinem Lehrer für bildende Künste berichten, dass doch noch ein echter Künstler aus mir wurde.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen