Wir Spieler sind je
eigentlich ein ganz genügsamer Menschenschlag. Ich persönlich bin schon
glücklich, wenn ich mit einem schönen Spiel und einem kalten Bier (wahlweise
auch Wein) in der Sonne sitzen und den Tag genießen kann. Umso besser, wenn das
Spiel mir dann gleich noch erlaubt, selbst Bier zu brauen. Seltsam allerdings,
wenn besagtes Spiel dann so trocken ausfällt, dass jedes Gefühl von Bier brauen
auf der Strecke bleibt. Warum Heaven & Ale (Michael Kiesling & Andreas
Schmidt / Eggertspiele) dennoch ein gutes Spiel ist, lest ihr hier.
Allerlei
Zutaten
Um das leckerste Bier zu
brauen, müssen wir 5 Zutaten und unseren Braumeister möglichst gut entwickeln.
So viel zum Thema. In der Praxis müssen insgesamt 6 Marker möglichst weit auf
einer Skala voran bewegt werden. Denn am Ende zählt die schlechteste Zutat,
wobei durchaus noch etwas hin und her getauscht werden darf. Stellt sich also
im Wesentlichen die Frage, wie wir unsere Marker voran bewegen. Genau hierfür
sammeln wir Zutatenplättchen aus der zentralen Auslage und platzieren diese auf
unserem Landstrich. Je nach Platzierung bringt uns das, mit der passenden Aktivierung,
ein paar Schritte auf der Leiste oder (mindestens genauso wichtig) Geld.
Rohstoffplättchen
Um an die Plättchen zu
kommen, steht allen Spielern ein Rundkurs zur Verfügung. In unserem Zug können
wir uns auf diesem stets so weit bewegen, wie wir wollen. Aber leider nur
vorwärts. Erreichen wir das Ende, endet für uns auch die Runde. Stets muss also
abgewogen werden, wie viele Felder wir bereit sind zu überspringen, für das
besonders spannende Plättchen ganz am Ende. Und natürlich müssen auch die
Kosten einkalkuliert werden. Denn so ein Plättchen will bezahlt werden, egal ob
es sich dabei um Rohstoffe oder Mönche handelt. Genau diese Zwänge machen den
Reiz von Haven & Ale aus, insbesondere, da Geld stets knapp ist und dessen
Verwendung eine genau Planung benötigt.
Wertungen
Neben den Plättchen finden
sich auf dem Rundkurs immer wieder Wertungsscheiben, welchen ebenfalls eine
essentielle Bedeutung zukommt. Denn genau mit diesen lösen wir, wie der Name
schon sagt, Wertungen aus. Je nach Scheibe wird dann etwa jedes Hopfenfeld,
bestimmte Mönche oder jeder Marker mit dem gleichen Zahlenwert aktiviert.
Besonders lukrativ ist das natürlich am Ende des Spiels, wenn wir schon eine
volle Auslage haben. Aber genau hier wird es gemein. Denn die Wertungen bringen
uns, neben den Bewegungen unserer Rohstoffmarker, auch ein finanzielles
Einkommen. Und da Geldmangel eigentlich eher der Normalfall ist, muss bereits
sehr früh gewertet werden. Ebenfalls ein Anreiz zur frühen Wertung sind die
Sonderkarten, die verschiedene Boni versprechen. Eine weitere Zwickmühle und
ein ständiger Kampf zwischen dem Gewünschten und dem Notwendigen.
Scheunen
Glücklicherweise gibt es
einen weiteren Weg, Plättchen zu aktivieren. Und zwar immer dann, wenn die
Scheunenplätze in der eigenen Auslage komplett umbaut wurden. Stets werden
einerseits einige der umliegenden Plättchen aktiviert und andererseits der
Braumeister ein paar Schritte nach vorne bewegt. Und gerade diesem kommt eine
besondere Rolle zu, ist seine Position am Ende doch wesentlich für die
erzielten Punkte. Einige davon bekommen wir darüber hinaus über Aufgaben, die
wir im Laufe des Spiels erfüllen. So oder so ist der Weg dorthin mühsam und
wird (gerade in den ersten Runden) wenig ertragreich sein.
Fazit
Heaven & Ale ist ein
beeindruckendes Werk. Daran dürfte es nicht erst seit der Nominierung zum
Kennerspiel des Jahres kaum Zweifel geben. Hier ist alles auf den Punkt gebracht,
keine der Regeln wirkt aufgesetzt oder deplatziert. Die zu treffenden
Entscheidungen sind niemals trivial, sondern fordern stets durchdachtes
Vorgehen. Ständig befindet man sich in einer Zwickmühle, belauert die
Mitspieler und bastelt an den eigenen Plänen. Auch nach dutzenden von Partien
hat man das Gefühl, noch immer etwas lernen zu können. Mechanisch ist Heaven
& Ale einfach rundum gelungen.
Dennoch ist Heaven &
Ale kein Spiel, das mich wirklich gefesselt hat. Denn leider bleibt das Thema
komplett aufgesetzt. Zu keinem Zeitpunkt fiebere ich mit meinen Mönchen mit,
das Ende ist schlicht eine Herumrechnerei. Klar, das kann man vielen Spielen
dieses Genres vorwerfen. Hier fällt dieses Empfinden (zumindest bei mir) aber
sehr deutlich aus. Ein zweites Manko ist die enorme Lernkurve, die mit der
Wertung einhergeht. Gerade in der ersten Partie ist es nicht unüblich, dass man
am Ende gerade so die Marke von 0 Punkten überquert. Das liegt sicherlich nicht
zuletzt an der eher ungewöhnlichen Endwertung, kann aber auf jeden Fall enorm
frustrieren. Während sich manche Spieler dadurch angespornt fühlen, verweigern
andere weitere Partien.
Keine Frage, Heaven &
Ale ist ein wirklich gutes Spiel. Mir persönlich ist es aber eben doch zu
trocken.
Das Spiel richtet sich nach der Anleitung auch ausschließlich an "Spielerinnen". Frechheit, so was.
AntwortenLöschenEin Skandal weitet sich aus. Ich habe jetzt in vielen Anleitungen genau das Gegenteil gefunden. Ausschließlich an "Spieler" richtet man sich da. So eine Frechheit.
AntwortenLöschenIch glaube, es sind einfach sehr aufgekratzte Zeiten. Bei all Eurem Gefrotzel ist aber zu bedenken, dass hinter den Anleitungen auch nur Menschen stehen. Der eine will die große Politik einfließen lassen und sich positionieren, der andere will sie gerade raushalten, damit man wenigstens beim Zocken mal seine Ruhe hat. Jeder hat seine Gründe, nach denen er selbst entscheidet. Das ist normal. Lasst Euch die Freude nicht an unsern kleinen Eigenheiten verderben. Beim Spielen sammeln sich die unterschiedlichsten Leute an einem Tisch. Mensch ärgere Dich nicht.
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