Seiten

Dienstag, 12. Oktober 2021

Rettet die Eisbären

Natur- und Artenschutz sind, wenig überraschend, nicht nur in der Politik topaktuell. Auch Brettspiele mit entsprechendem Thema erscheinen im Moment häufiger. Da kann auch der Kobold Spieleverlag nicht zurückstehen, und nimmt sich mit „Rettet die Eisbären“ (Huang Yiming & Jog Kung) einem wichtigen wie ansprechenden Thema an. Schön wäre es natürlich, wenn in solchen Fällen dann nicht „Made in China“ auf der Box stehen würde. 
 
 
 
 
 
 
 
 
Alles voller Eisbären
Doch kümmern wir uns erst mal um das Spiel. Und da fallen direkt die wirklich schön gestalten Eisbären ins Auge. Männliche und weibliche Erwachsene sowie der Nachwuchs werden zu Spielbeginn großzügig auf Eisschollen auf dem Spielplan verteilt. Nach und nach schmilzt das Eis, wir sollten also möglichst viele Tiere retten. Allerdings ist das nicht unsere Hauptaufgabe. Vielmehr müssen wir ausreichend Datenmarker sammeln, um den Klimawandel zu erforschen, bevor zu viele Eisbären in Seenot geraten.
 
 
Aktionsreiche Schiffahrt
Um das zu bewerkstelligen, steht jedem Spieler ein einzigartiges Schiff zur Verfügung. Einerseits unterscheiden sich diese in ihrer Geschwindigkeit und dem Platz, der für gerettete Eisbären zur Verfügung steht. Andererseits verfügen sie alle über besondere Fähigkeiten und lassen sich mit gesammelten Datenmarkern auch noch aufwerten. Das ist auch bitter nötig, um mit unseren wenigen Aktionen über den Plan zu fahren, Daten zu sammeln und Eisbären zu evakuieren. Stets gibt es viel zu viel zu tun und nach jeder Runde schlägt das Klima zurück und die Temperatur steigt.
 
Gar nicht so einfach
In der Natur ist die schrumpfende Population der Eisbären ein großes Problem. Hier ist es anders. Denn Probleme bereitet uns insbesondere das Vermehren der Eisbären. Wird eine Scholle zu voll und in der Nachbarschaft ist kein Platz, plumpst der Vierbeiner ins Wasser und muss per Hubschrauber gerettet werden. Gleiches gilt, wenn die Temperatur würfelgesteuert zu sehr steigt und die Scholle schmilzt. Die Eisfläche und damit der Lebensraum der Bären werden dadurch stetig kleiner, der Druck auf die Spieler wächst. Aufzuhalten ist diese Entwicklung leider nicht. Bleibt nur zu hoffen, dass wir genug Daten bergen können, bevor auch die letzte Scholle geschmolzen ist.
 
 
Fazit
Was bereits beim ersten Blick in die Schachtel auffällt, ist das tolle Material. Die Eisbären sind nicht nur schnöde Würfel, die Schiffe sind allesamt individuell gestaltet und auch der Rest überzeugt. Entsprechend hoch ist der Aufforderungscharakter. Leider verhindert die alles andere als optimale Anleitung allerdings einen schnellen Einstig, der etwas kleinteilige Spielverlauf bremst die ersten Runden aus. Ständig müssen Marker gelegt oder verschoben werden, was gerne auch mal vergessen wird. Wird diese Hürde allerdings genommen, wird man mit einem unterhaltsamen und kurzweiligen Spiel belohnt. Fast alle unsere Partien endeten denkbar knapp, die Spannung ist stets greifbar. Dabei ist das Spiel schwieriger, als die Aufmachung suggeriert. Unerfahrene Spieler stoßen hier an ihre Grenzen. Für erfahrene Spieler bieten die unterschiedlichen Schiffsfähigkeiten sowie mehrere Schwierigkeitsgrade dagegen Abwechslung.
 
Nicht vollständig überzeugend finde ich leider das Thema. Das liegt einerseits am Material. Produziert in China und mit einem (unnötigen) Plastik-Inlay ausgestattet, passt das einfach nicht zum Öko-Aspekt. Andererseits hakt es aber auch an der thematischen Umsetzung. So zerstören wir Eisschollen, um den Temperaturanstieg zu verhindern oder retten nur Eisbären eines Geschlechts, um die exorbitant schnelle Vermehrung auszubremsen. Da war thematisch mehr drin. Spielerisch kann „Rettet die Eisbären“ aber überzeugen und macht Lust auf weitere Partien.
 

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen