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Sonntag, 13. November 2022

Batman - Everybody lies

2019 wurde Detective zum Kennerspiel des Jahres nominiert. Der spannende Kriminalfall und die hohe Immersion konnten damals nachhaltig beeindrucken. Seitdem erscheinen in regelmäßigen Abständen Ableger des Originals. Inzwischen können wir im kalten Krieg oder sogar auf dem Wüstenplaneten ermitteln. Mit „Batman - Everybody lies“ (Ignacy Trzewiczek & Weronika Spyra / Pegasus Spiele) statten wir nun Gotham einen Besuch ab.

 

 

 

Charaktere und deren Geheimnisse 
Wie beim Original beginnt unsere Mission auch in Gotham mit der Wahl der Charaktere. Und wer hier auf Batman hofft, wird direkt enttäuscht. Denn die Fledermaus steht uns nur sporadisch als Helfer zur Verfügung. Dafür dürfen wir, unter Anderem, in die Haut von Harvey Bullock oder Catwoman schlüpfen. Erstmals beinhaltet diese Wahl tatsächlich auch geheime Informationen und persönliche Ziele für jeden Charakter. Neben dem Hauptfall hat also jede Spielerin weitere Interessen, die (je nach eigenen Vorlieben) geheim oder offen angegangen werden können.
 
 
Viele Spuren, wenig Zeit
Die Missionen (ebenso wie die Stories der einzelnen Charaktere) beginnen stets mit einigen wenigen Informationen und Hinweisen darauf, wo wir unsere Ermittlungen beginnen können. Wollen wir einer Spur folgen, ziehen wir die entsprechende Karte und erhalten so weitere Hinweise und Handlungsstränge. Erneut ist dabei auch eine Website Voraussetzung, deren Verwendung bleibt aber recht oberflächlich. Egal welchem Hinweis wir folgen, stets benötigen wir etwas von unserer knappen Zeit und teilweise auch spezielle (und ebenfalls knappe) Marker. Da wir kooperativ agieren, ist eine intensive Absprache zu empfehlen. Gleiches gilt für Hinweise und Spuren, die besser notiert werden sollten.

Vier Missionen, eine Geschichte
Jede Mission endet, wenn uns entweder die Zeit ausgeht oder wir keine weiteren Spuren mehr verfolgen wollen. Da die benötigte Zeit in die Wertung einfließt, kann ein früher Abbruch sich durchaus lohnen. Wichtiger ist aber, dass wir die durch die App gestellten Fragen beantworten können. Das beinhaltet übrigens auch die persönlichen Geschichten der einzelnen Charaktere. „Everybody lies“ bietet dabei 4 Fälle, die stets einen eigenen Abschluss, zugleich aber auch eine übergeordnete Geschichte bieten. Es ist also hilfreich, wenn ihr in einer festen Gruppe spielt und die Zeit zwischen den Missionen nicht zu lange ist. 
 
  
Fazit
Ich nehme es gleich vorweg: Als Comic-Fan hat mich das Setting direkt angesprochen. Dennoch kann „Everybody lies“ nicht ganz mit seinem großen Vorgänger mithalten. Das liegt in erster Linie an den Fällen selbst. Diese sind insgesamt zwar in Ordnung, lassen aber sowohl die Tiefe als auch die Komplexität des Originals vermissen. Hier spielt auch die Verwendung der Website hinein, die sehr blass bleibt. Sie dient fast ausschließlich weiteren Texten, die genauso gut als Karten hätten beiliegen können. Technische Spielereien, die etwa die Bat-Höhle geboten hätte, gibt es nicht. Zuletzt wirkt auch das Regelkonstrukt selbst nicht ausgereift. Besonders die Verwendung der Marker irritiert mehr, als sie nutzt. Um besondere Standorte zu betreten, müssen Zugangsplättchen für Hinweismarker ertauscht werden. Allerdings werden die Plättchen dann direkt wieder ausgegeben und haben damit schlicht keine echte Funktion. Gleiches gilt für den Bewegungsmarker, der unseren Standort markiert. Möglicherweise interessant, spielerisch aber absolut irrelevant. Hier hätte das Spiel noch einmal entschlackt werden müssen.

Entscheidend ist allerdings weniger das Regelkonstrukt, sondern vielmehr die Geschichte selbst. Und gerade als Comic-Fan kann man sich auf spannende Abenteuer und Auftritte vieler bekannter Charaktere freuen. Unterstützt wird das von Karten, die einige der wesentlichen Handlungen noch einmal als Comic-Strip zeigen. Auch die persönlichen Ziele bereichern das Erlebnis. Sicher ein kontroverses Thema in einem kooperativen Spiel, haben bei uns die eigenen kleinen Storys für zusätzliche Würze gesorgt. Richtig ausgespielt kann man tatsächlich ein wenig in die gewählte Rolle schlüpfen, was wir so bislang noch von keinem Detective-Spiel kannten. Dadurch macht die Geschichte, trotz der teilweise fehlenden Tiefe, Spaß. 


 

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