Zugegeben, wenn man mich
zu früh aus dem Schlaf reist, dann ist meine Laune auch nicht unbedingt die
Beste. Aber was die Großen Alten immer wieder anstellen wenn sie erwachen, das
geht dann doch etwas zu weit. Da werden ganze Städte dem Erdboden
gleichgemacht, Zivilisationen ausgelöscht und dutzende von Ermittlern in den
Wahnsinn getrieben. Und das nicht nur einmal. Denn nach Arkham Horror (hier)
und Eldritch Horror (da) wartet der Wahnsinn einmal mehr auf eine kleine
Handvoll furchtloser Protagonisten.
Bei Villen des Wahnsinns (Nikki
Valens / Asmodee) handelt es sich dabei bereits um die zweite Edition. Diese
zeichnet sich in erster Linie durch die Verwendung einer App aus, die
einerseits ein vollständig kooperatives Spiel, andererseits aber auch eine
enorm packende Geschichte ermöglicht.
Ermitteln
Bevor wir uns den Villen
des Wahnsinns stellen, müssen wir zuerst einige Ermittler auswählen. Wie üblich
verfügen diese über verschiedenste Fähigkeiten und Attribute sowie etwas
Startausrüstung, die durch die App bestimmt wird. Nun noch ein Startfeld
ausgelegt (das ebenfalls die App angibt) und schon geht es los. Nacheinander
führen wir nun jeweils zwei Aktionen aus. Üblicherweise bestehen diese aus
Bewegung, dem Untersuchen verschiedener Objekte (einmal mehr durch die App
bestimmt) oder dem Kampf gegen Gegner. In den meisten Fällen führt dies zu
einer würfelbasierten Probe, bei denen unsere Fähigkeiten zum Tragen kommen.
Egal welche Aktion wir ausführen, stets offenbart uns die App das Ergebnis. So
kann die Durchsuchung eines Schrankes erfolglos sein (misslungene Probe), ein Messer
(ein Erfolg) oder gar einen Beweis für das aktuelle Mysterium (mehrere Erfolge)
offenbaren. Erkunden wir dagegen den Rand des Plans, werden neue Gebiete ausgelegt,
voll mit spannenden Punkten, Monstern und Rätseln.
Mythos
Haben wir unsere Aktionen
beendet, schlägt die App zurück. Das bedeutet, dass wir mit allerlei Gefahren
konfrontiert werden. Gegner bewegen sich auf uns zu und greifen an,
Horrorproben zehren an unserer geistigen Gesundheit und verschiedenste Probleme
tun sich vor uns auf. Vieles davon führt dazu, dass wir körperlichen oder
geistigen Schaden bekommen. Erreicht dieser das erste Mal unser Maximum
bekommen wir einen dauerharten Nachteil, beim zweiten Mal sind wir aus dem
Spiel, womit zumeist eine Niederlage verbunden ist. Insbesondere geistige
Schäden können bereits früher einen starken Einfluss auf den Spielverlauf haben.
So kann es durchaus passieren, dass ein Spieler von nun an gegen die Gruppe
arbeitet oder das gesamte Spiel über kein Wort mehr sagen darf.
Ziele
Warum lassen wir all
dieses Elend denn eigentlich über uns ergehen? Nun, um ganz genau zu sein,
wissen wir das zu Beginn eines Abenteuers eigentlich gar nicht so genau. Denn
das gegebene Mysterium entfaltet sich erst im Verlauf einer Partie, wie wir gewinnen
finden wir erst nach und nach heraus. Und natürlich unterscheidet sich das von
Szenario zu Szenario. Insgesamt vier davon sind enthalten, wer über die erste
Version von Villen des Wahnsinns oder Erweiterungen verfügt, der hat Zugriff
auf einige weitere Abenteuer.
Fazit
Die zweite Edition von
Villen des Wahnsinns ist ein besonderes Spiel. Denn anders als viele Spiele
dieser Art setzt es weniger auf eine Vielzahl von Regeln, epische Schlachten
oder eine diffizile Charakterentwicklung, sondern auf eine packende Story. Spürbar
ist das bereits an den Regeln, die überraschend simpel ausfallen. Kein Wunder,
übernimmt die App doch einen wesentlichen Teil der Verwaltung. Und auch darüber
hinaus bietet sie so einiges. Jeder Kampf, jede Aktion und jede Erkundung
werden begleitet von stimmungsvollen Texten, die uns tief in das Geschehen
hineinziehen. Zudem wartet jedes Szenario mit Überraschungen auf, Routine gibt
es nicht. Darüber hinaus wird auf diese Art und Weise auch noch Zeitdruck
erzeugt. Wenn wir zu viel herumtrödeln, können wir üblicherweise nicht
gewinnen. Es muss also stets abgewogen werden, ob wir einen Marker doch noch
untersuchen, oder doch lieber Vollgas geben. Das fordert, das macht Spaß.
Dennoch wäre für mein
Empfinden gerade bei der App etwas mehr drin gewesen. Denn die Zahl der
Szenarien ist doch sehr überschaubar. Gerade einmal vier verschiedene gibt es,
deren Wiederspielwert mit dem Lösen der Aufgabe doch merklich sinkt. Zudem ist
der Schwierigkeitsgrad fest vorgegeben. Schön wäre es gewesen, hier noch
Einstellungen vornehmen zu können. Gerade auch, weil der Ausgang eines
Abenteuers doch stark vom Zufall abhängt. Bereits ein Schritt in die falsche
Richtung kann ein Schritt zu viel sein. Kennt man das Szenario nicht, hat man
darauf aber wenig Einfluss. Zuletzt haben uns auch die Wahnsinns-Karten
gestört, die man erhält, sobald man zu viel geistigen Schaden erhalten hat.
Thematisch sind diese zwar absolut gelungen, spielerisch haben sie aber das
Potential, extrem zu nerven. Verliert man nach vier Stunden ein Szenario, weil
ein Mitspieler auf einmal gegen uns arbeitet, kann das frustrieren. Und wenn
man dem Wahnsinn verfällt und nicht mehr sprechen darf, dann können die
kommenden drei Stunden Spielzeit schon sehr lang werden.
Das ganze Gejammer klingt
jetzt so, als hätte uns Villen des Wahnsinns enorm frustriert. Aber auch wenn
es entsprechende Momente gibt, handelt es sich doch um ein intensives und
stimmungsvolles Spiel. Wer auf der Suche nach einer spannenden Geschichte und
einem allgemein packenden Spiel ist, der sollte unbedingt einen Blick in die
Villa werfen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen