Mittwoch, 5. Juli 2017

Villen des Wahnsinns (2. Edition)



Zugegeben, wenn man mich zu früh aus dem Schlaf reist, dann ist meine Laune auch nicht unbedingt die Beste. Aber was die Großen Alten immer wieder anstellen wenn sie erwachen, das geht dann doch etwas zu weit. Da werden ganze Städte dem Erdboden gleichgemacht, Zivilisationen ausgelöscht und dutzende von Ermittlern in den Wahnsinn getrieben. Und das nicht nur einmal. Denn nach Arkham Horror (hier) und Eldritch Horror (da) wartet der Wahnsinn einmal mehr auf eine kleine Handvoll furchtloser Protagonisten.

Bei Villen des Wahnsinns (Nikki Valens / Asmodee) handelt es sich dabei bereits um die zweite Edition. Diese zeichnet sich in erster Linie durch die Verwendung einer App aus, die einerseits ein vollständig kooperatives Spiel, andererseits aber auch eine enorm packende Geschichte ermöglicht.
 

Ermitteln
Bevor wir uns den Villen des Wahnsinns stellen, müssen wir zuerst einige Ermittler auswählen. Wie üblich verfügen diese über verschiedenste Fähigkeiten und Attribute sowie etwas Startausrüstung, die durch die App bestimmt wird. Nun noch ein Startfeld ausgelegt (das ebenfalls die App angibt) und schon geht es los. Nacheinander führen wir nun jeweils zwei Aktionen aus. Üblicherweise bestehen diese aus Bewegung, dem Untersuchen verschiedener Objekte (einmal mehr durch die App bestimmt) oder dem Kampf gegen Gegner. In den meisten Fällen führt dies zu einer würfelbasierten Probe, bei denen unsere Fähigkeiten zum Tragen kommen. Egal welche Aktion wir ausführen, stets offenbart uns die App das Ergebnis. So kann die Durchsuchung eines Schrankes erfolglos sein (misslungene Probe), ein Messer (ein Erfolg) oder gar einen Beweis für das aktuelle Mysterium (mehrere Erfolge) offenbaren. Erkunden wir dagegen den Rand des Plans, werden neue Gebiete ausgelegt, voll mit spannenden Punkten, Monstern und Rätseln. 


Mythos
Haben wir unsere Aktionen beendet, schlägt die App zurück. Das bedeutet, dass wir mit allerlei Gefahren konfrontiert werden. Gegner bewegen sich auf uns zu und greifen an, Horrorproben zehren an unserer geistigen Gesundheit und verschiedenste Probleme tun sich vor uns auf. Vieles davon führt dazu, dass wir körperlichen oder geistigen Schaden bekommen. Erreicht dieser das erste Mal unser Maximum bekommen wir einen dauerharten Nachteil, beim zweiten Mal sind wir aus dem Spiel, womit zumeist eine Niederlage verbunden ist. Insbesondere geistige Schäden können bereits früher einen starken Einfluss auf den Spielverlauf haben. So kann es durchaus passieren, dass ein Spieler von nun an gegen die Gruppe arbeitet oder das gesamte Spiel über kein Wort mehr sagen darf.


Ziele
Warum lassen wir all dieses Elend denn eigentlich über uns ergehen? Nun, um ganz genau zu sein, wissen wir das zu Beginn eines Abenteuers eigentlich gar nicht so genau. Denn das gegebene Mysterium entfaltet sich erst im Verlauf einer Partie, wie wir gewinnen finden wir erst nach und nach heraus. Und natürlich unterscheidet sich das von Szenario zu Szenario. Insgesamt vier davon sind enthalten, wer über die erste Version von Villen des Wahnsinns oder Erweiterungen verfügt, der hat Zugriff auf einige weitere Abenteuer.


Fazit
Die zweite Edition von Villen des Wahnsinns ist ein besonderes Spiel. Denn anders als viele Spiele dieser Art setzt es weniger auf eine Vielzahl von Regeln, epische Schlachten oder eine diffizile Charakterentwicklung, sondern auf eine packende Story. Spürbar ist das bereits an den Regeln, die überraschend simpel ausfallen. Kein Wunder, übernimmt die App doch einen wesentlichen Teil der Verwaltung. Und auch darüber hinaus bietet sie so einiges. Jeder Kampf, jede Aktion und jede Erkundung werden begleitet von stimmungsvollen Texten, die uns tief in das Geschehen hineinziehen. Zudem wartet jedes Szenario mit Überraschungen auf, Routine gibt es nicht. Darüber hinaus wird auf diese Art und Weise auch noch Zeitdruck erzeugt. Wenn wir zu viel herumtrödeln, können wir üblicherweise nicht gewinnen. Es muss also stets abgewogen werden, ob wir einen Marker doch noch untersuchen, oder doch lieber Vollgas geben. Das fordert, das macht Spaß.

Dennoch wäre für mein Empfinden gerade bei der App etwas mehr drin gewesen. Denn die Zahl der Szenarien ist doch sehr überschaubar. Gerade einmal vier verschiedene gibt es, deren Wiederspielwert mit dem Lösen der Aufgabe doch merklich sinkt. Zudem ist der Schwierigkeitsgrad fest vorgegeben. Schön wäre es gewesen, hier noch Einstellungen vornehmen zu können. Gerade auch, weil der Ausgang eines Abenteuers doch stark vom Zufall abhängt. Bereits ein Schritt in die falsche Richtung kann ein Schritt zu viel sein. Kennt man das Szenario nicht, hat man darauf aber wenig Einfluss. Zuletzt haben uns auch die Wahnsinns-Karten gestört, die man erhält, sobald man zu viel geistigen Schaden erhalten hat. Thematisch sind diese zwar absolut gelungen, spielerisch haben sie aber das Potential, extrem zu nerven. Verliert man nach vier Stunden ein Szenario, weil ein Mitspieler auf einmal gegen uns arbeitet, kann das frustrieren. Und wenn man dem Wahnsinn verfällt und nicht mehr sprechen darf, dann können die kommenden drei Stunden Spielzeit schon sehr lang werden.

Das ganze Gejammer klingt jetzt so, als hätte uns Villen des Wahnsinns enorm frustriert. Aber auch wenn es entsprechende Momente gibt, handelt es sich doch um ein intensives und stimmungsvolles Spiel. Wer auf der Suche nach einer spannenden Geschichte und einem allgemein packenden Spiel ist, der sollte unbedingt einen Blick in die Villa werfen. 


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