Mittwoch, 12. Juni 2019

Arkham Horror (3. Edition)


Gehört ihr auch zu den Menschen, die nach dem (viel zu frühen) Aufstehen leicht unleidlich werden? Die vor dem ersten Kaffee zu nichts zu gebrauchen sind und denen allenfalls mal ein Grummeln über die Lippen huscht? Macht euch nichts daraus. Es könnte alles viel schlimmer sein. Denn wenn ein Großer Alter erwacht, wirken eure kleinen Macken dagegen richtiggehend sympathisch. Leicht unleidlich bedeutet in diesem Fall, dass ganze Landstriche dem Erdboden gleichgemacht werden. Und statt Kaffee verschlingt er Seelen gleich dutzendweise. Zumindest sofern sich ihm niemand in den Weg stellt. Und damit wären wir auch schon bei Arkham Horror 3. Edition (Richard Launius, Nikki Valens und Kevin Wilson / Asmodee). 




Das Böse erwacht
Einmal mehr ist es unsere Aufgabe, uns den Großen Alten in den Weg zu stellen. Wie genau das vonstattengeht variiert aber. Denn vor Beginn einer Mission entscheiden wir uns für ein Szenario und damit auch für spezifische Aufgaben, einen variabel erstellten Spielplan und besondere Gegner. Der grundlegende Ablauf bleibt dennoch immer gleich. Pro Spieler stehen uns in jedem Zug 2 Aktionen zur Verfügung, mit denen wir über den Plan laufen, Gegner verhauen oder auch sonst alle möglichen Tätigkeiten ausführen. 


Hinweise sammeln
Einem Element kommt dabei eine besondere Bedeutung zu: Den Hinweisen. Diese tauchen immer wieder an zufälligen Orten auf, die wir besuchen sollten, wollen wir den Hinweis in unseren Besitz bringen. Denn am Ende jeder Runde ziehen die Ermittler Karten passend zu ihren Orten. Hier warten alle möglichen und unmöglichen Ereignisse auf uns… und eventuell eben auch Hinweismarker. Die entsprechenden Karten wurden zuvor oben in das Deck gemischt, ihr Erscheinen ist also halbwegs vorhersehbar.

Proben über Proben
Ob wir den Marker dann aber tatsächlich bekommen, das entscheidet noch immer eine Probe. Wie im Übrigen auch so ziemlich alles andere, vom Kampf übers Zaubern bis hin zum Verstehen von Hinweisen. Stets würfeln wir so viele Würfel, wie das entsprechende Attribut angibt. Üblicherweise reicht eine 5 oder 6, damit die Probe ein Erfolg ist. Möglichkeiten den Wurf zu wiederholen sind nur sehr begrenzt vorhanden, Fortuna auf eurer Seite zu wissen ist also von Vorteil. Gerade im Hinblick auf die Hinweismarker. Denn diese benötigen wir in den meisten Szenarien, um in der Geschichte voranzuschreiten.


Wir stellen uns mit Allem was wir haben
Während wir so Stück für Stück in der Mission voranschreiten, sollten wir auch die eigene Entwicklung nicht vergessen. Denn ein besonders spaßiger Teil von Arkham Horror waren schon immer die Charaktere. Und deren Bandbreite ist auch hier gelungen. Vom Kämpfer über den Gelehrten bis hin zum Straßenkind hat jeder eine Rolle zu erfüllen. Diese lassen sich im Spielverlauf mit besseren Waffen, Zaubern und Verbündeten ausrüsten. Auch der Charakter selbst kann sich weiterentwickeln, allerdings nur sehr rudimentär. Über eine Aktion kommt man an Fokusmarker, die ein Attribut steigern oder einen Würfelneuwurf erlauben. Allerdings ist deren Zahl stark begrenzt, der Entwicklung sind hier enttäuschend schnell Grenzen gesetzt.

Die Finsternis greift nach uns
Ganz wehrlos ist aber auch der Große Alte nicht. Denn sobald jeder Spieler an der Reihe war, agieren die Monster. Je nach Typ verstecken sich manche in einer Ecke und malträtieren uns mit fiesen Effekten, andere gehen zum Angriff über. Wer zu schwer verwundet wird oder dem Wahnsinn anheimfällt ist zwar nicht aus dem Spiel, muss sich aber einen neuen Charakter nehmen. Auch sonst ist der Große Alte nicht untätig. Am Ende der Runde werden Mythosmarker gezogen, die neue Monster auf den Plan spülen, unangenehme Ereignisse auslösen oder Verderben platzieren. All das im Griff zu halten ist alles andere als einfach. Daran ändern auch die wenigen positiven Marker nichts, die etwa neue Hinweise versprechen. Gute Teamarbeit ist unerlässlich, gibt es doch stets viel mehr Brandherde, als wir zu löschen in der Lage sind.


Fazit
Die dritte Edition von Arkham Horror macht durchaus einiges richtig. Gerade im Vergleich zum Vorgänger sind die Regeln deutlich eingängiger und weniger kleinteilig. Das Spiel dauert selten länger als 3 Stunden und die verschiedenen Charaktere und Szenarien versprechend Abwechslung. Wie es sich für ein kooperatives Spiel gehört, kommt man dabei ohne Zusammenarbeit nicht weit. Jeder Charakter hat seine Funktion, die Rollen sind recht klar verteilt. Die nötigen Absprachen sorgen für zusätzliche Spannung. Zudem ist das Thema schön umgesetzt. Wer sich in der Welt von Lovecraft auskennt entdeckt viele bekannte Gesichter und Monster, als Veteran fühlt man sich sofort heimisch.

Und dennoch hat man stets das Gefühl, dass Arkham Horror hinter seinen Möglichkeiten bleibt. Zu viel Potential bleibt ungenutzt, um ein wirklich gutes Spiel zu sein. Das beginnt schon bei den Szenarien. Diese bieten zwar immer wieder Entscheidungen und stellen uns vor verschiedene Aufgaben. Am Ende läuft es dann aber eben doch immer auf das Sammeln von Hinweismarkern und das Vermöbeln von Monstern hinaus. Was nicht selten bedeutet, dass wir dekorativ an einem Platz herumstehen, bis wir die richtige Karte ziehen, um den Marker dann vielleicht zu bekommen. Oder auch nicht. Dann stehen wir weiter.

Auch an anderer Stelle bietet das Spiel dann eben doch nicht die erhoffte Abwechslung. So wird der Mythospool zwar aus verschiedenen Markern zusammengestellt, diese sind aber in jedem Szenario gleich und die Abwicklung nervt irgendwann nur noch. Der Plan ist variabel, einen spielerischen Einfluss hat das aber selten. Viele verschiedene Karten gaukeln Abwechslung vor, in der Realität haben wir aber bereits in der ersten Partie Karten doppelt gezogen. Auch die Charakterentwicklung ist deutlich weniger spannend als ich es mir erhoffen würde. Machte diese in den Vorgängern (inklusive Eldritch Horror) einen besonderen Reiz aus, ist sie hier zumeist recht schnell abgeschlossen. Dann bleibt nur das Sammeln von Gegenständen, von denen es dann wiederum nur eine begrenzte Auswahl gibt.

Am Ende bleibt der Eindruck, dass Arkham Horror (3. Edition) durchaus Potential hat, dieses aber bislang noch nicht abrufen kann.


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