Dienstag, 18. August 2020

Detective: Doppelter Boden


Mehr als ein Jahr ist es inzwischen her, dass Detective zum Kennerspiel des Jahres nominiert wurde. Selten zuvor hat ein Spiel eine solche Immersion erzeugt, den Spieler so in das Geschehen hineingezogen. Und selten zuvor war ich so auf Erweiterungen gespannt. Mit „Doppelter Boden“ (Rob Daviau / Pegasus) ist nun der erste Einzelfall der Signierten Serie erschienen, die verschiedenen Autoren die Möglichkeit bieten soll, eigene Ideen einzubringen. Das Ergebnis weicht spielerisch etwas vom Basisspiel ab, schlägt aber insbesondere thematisch neue Wege ein.








Internet? Nein, danke.
Detective: Doppelter Boden verschlägt uns in die siebziger Jahre. Einmal mehr gibt es einen Kriminalfall zu lösen, der sich allerdings diesmal an nur einem Abend bewerkstelligen lässt. Damit ist sicherlich bereits eine der auffälligsten Änderungen erwähnt, waren im Original doch mehrere Abende für die Lösung einzuplanen. Doch damit hat es sich noch nicht. Denn wie es sich für die Siebziger gehört, müssen wir noch mit einer weiteren Umstellung zurechtkommen: Dem fehlenden Internet und der damit verbundenen Onlinerecherche. Eine Antares-Datenbank gibt es dennoch. Deren Oberfläche erinnert inzwischen aber an alte DOS-Anwendungen und ihr Nutzen beschränkt sich im Wesentlichen auf die Beweissicherung, die Informationssuche mittels Bibliothekar (eine Art Vorläufer der Suchmaschinen) sowie die Befragung von Verdächtigen.


Befragungen
Befragung von Verdächtigen? Ja. Denn „Doppelter Boden“ wartet durchaus auch mit einer neuen Idee auf. Alle Personen, denen wir unterwegs begegnen, lassen sich nun zur genaueren Befragung ins Hauptquartier bestellen. Dort können wir Ihnen per Tablett Fragen stellen, um weitere Infos zu den angesprochenen Themen zu bekommen. Leider ist die Zahl der Fragen dabei begrenzt und das Verhör muss zudem mit Behörden-Plättchen bezahlt werden. Entsprechend sollte man von dieser Option nur begrenzt Gebrauch machen und sich auf die wesentlichen Personen und Themen konzentrieren. Denn auch bei „Doppelter Boden“ wollen Zeit und Ressourcen effektiv genutzt werden, um die Fragen bei der Auflösung bestmöglich zu beantworten.

Fazit
Detective bestach in erster Linie durch den hohen Grad an Immersion und durch die große Komplexität der Geschichte. Es war einfach ein ganz besonderes Gefühl, sich nach mehr als 10 Stunden Spielzeit die Lösung für eine Frage selbst zu erarbeiten. Und obwohl mir „Doppelter Boden“ wirklich Spaß gemacht hat, sind das genau die Punkte, wo die Erweiterung schwächelt. Durch die Kürze des Falls kommt wesentlich weniger Stimmung auf, auch die Geschichte erreicht nicht die Qualität des Originals. Durch die fehlende Nutzung des Internets fühlt es sich zudem weit weniger „real“ an, auch wenn Teile der Handlung auf echten Begebenheiten basieren. Zuletzt überzeugt auch das Verhör nicht vollständig, die Programmierung ist nicht ausgereift. Suche ich etwa nach dem Fluchtfahrzeug, kann ich nie sicher sein, ob ich nun Auto, Fahrzeug oder Corvette eingeben muss. Da nur eine begrenzte Anzahl an Fragen zugelassen ist, stellt sich das leider schnell als echtes Problem heraus.

Trotz der klaren Schwächen hat uns „Doppelter Boden“ dennoch Spaß gemacht. Die Anpassungen an die siebziger Jahre (etwa die neue Antares-Oberfläche oder die Bibliothek) sind zumeist gelungen. Die Geschichte erreicht zwar nicht die Qualität des Originals, macht aber dennoch Spaß. Spannende Wendungen und interessante Fallstricke gibt es auch hier, der Fall erschien uns insgesamt aber etwas leichter. Entsprechend hoffe ich auf weitere Fälle der Reihe, dann aber bitte ohne die genannten Probleme.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen