Samstag, 5. Dezember 2020

Kurz gefasst 5.20

Größer, teurer, opulenter. Glaubt man Kickstarter, geht es bei Brettspielen fast nur noch in eine Richtung. Doch gerade Spiele mit wenig Material halten häufig die eine oder andere Überraschung bereit. Tatamokatsu benötigt dafür gerade einmal 3 Würfel, für Poule Poule genügt ein Kartendeck. Einzig die (kleine) Box von Volterra ist prall gefüllt. Einen genaueren Blick verdienen allerdings alle 3 Spiele.










Tatamokatsu (Mektoub Studio / Helvetiq)

Habt ihr schon einmal versucht, drei achtseitige Würfel mit nur einem Finger zu werfen? Nein? Dann wird es jetzt Zeit. Denn genau das blüht euch in Tatamokatsu. Und dabei fängt alles so harmlos an. Drei Würfel werfen und die Zahlen addieren… zu niedrig und ihr verliert einen Finger, hoch genug und es erwischt die Mitspieler. Kompliziert wird es erst mit den Zusatzregeln. Liegen eine 10 oder 17 aus, gewinnt, wer zuerst Tatamokatsu ruft. Gleiches gilt, wenn ein „T“ gewürfelt wird. Und das war es noch gar nicht Mal an verschiedenen Wurfergebnissen. Fast egal wie das Ergebnis aussieht, zumeist werden Finger abgeschnitten und dürfen nicht mehr benutzt werden. Nachwachsen lassen ist zwar ebenso möglich wie fingerlos noch das Ruder herumzureißen, schlussendlich kann es aber nur einen Gewinner geben.

Spiele, bei denen es auf eine schnelle Auffassungsgabe und Reaktionsvermögen ankommt, gibt es viele. Ihnen gemein sind zumeist simple Regeln aber eine möglichst verwirrende Auslage. Anders bei Tatamokatsu, wo man bereits mehrere Durchläufe benötigt, um die Regeln zu verstehen. Das nervt und sorgt für einen sehr holprigen Start. Doch selbst wenn diese Hürde genommen ist, bleibt das Spiel hinter den Erwartungen zurück. Finger „abzuschneiden“ klingt in der Theorie sehr spaßig, und ist es vielleicht in den ersten Minuten auch. Der Reiz nimmt aber in dem Tempo ab, in dem die Krämpfe in der Hand zunehmen. 

 

Volterra (Julien Griffon / Steffen Spiele)

Steffen Spiele setzt einmal mehr auf wertiges Holzmaterial in einer kleinen Box. Bei einem abstrakten Spiel für zwei Spieler sicher keine schlechte Idee. Keine schlechte Idee wohl auch, dass Spiel auf einem 5 mal 4 Feldern großen Plan beginnen zu lassen, der an ein Schachbrett erinnert. Allerdings schrumpft der Spielplan Stück für Stück. Denn jede Runde bewegen wir die eigene Figur auf ein farblich passendes Feld und nehmen eines unserer Felder, um es benachbart wieder abzulegen. So wachsen immer höhere Türmen, bis irgendwann kein Zug mehr ausgeführt werden kann. Wer dann den höchsten Bau vorweißen kann, gewinnt.

Die Regeln sind schnell erklärt und ebenso schnell verstanden. Die spielerische Umsetzung kann dann aber auch mal etwas länger dauern. Und das ist gar nicht negativ gemeint. Denn Volterra ist ein astreiner Vertreter jener Spiele, die reichlich Hirnschmalz erfordern. Hier gewinnt üblicherweise der Spieler, der weiter in die Zukunft blicken kann. Denn mit Zufall oder Glück kann sich keiner herausreden. Besonders innovativ fühlt sich das Spiel dabei zwar nicht an, Spaß macht es dennoch. Nicht wirklich überzeugen kann dagegen die Regel, die leider nicht alle Fragen restlos beantwortet. So kommt es schnell zu Unklarheiten, was den Spielspaß etwas trübt.

 

 

Poule Poule (Charles Bossart / Game Factory)

Tiere in Film und Fernsehen kennt man zur Genüge. Tiere die Filme drehen sind dagegen wohl eher ungewöhnlich. Und das überrascht nicht, führt es doch meist zu ziemlichem Chaos. Im Fall von Poule Poule bedeutet das, dass nach und nach Karten auf- und überdeckt werden, die wir uns tunlichst merken sollten. Waren insgesamt fünf Eier zu sehen, schlägt man auf den Kartenstapel, um zu punkten. Es sei denn, Hühner haben sich auf die Eier gesetzt und diese damit entfernt… sofern sie nicht von einem Fuchs verscheucht wurden. Und das ist nur die einfache Variante. Wer mehr will packt noch Bauern, Hunde und Straußeneier dazu. Die Aufgabe bleibt die gleiche, das Chaos nimmt ständig zu.

Hektik und Memory. Zwei Elemente, die viele Spieler regelmäßig an den Rand des Wahnsinns treiben. Und wer eine generelle Apathie gegen solche Spiele hat, den wird auch Poule Poule nicht bekehren. Allerdings würde man da etwas verpassen. Die Basisversion bekommen erfahrene Spieler recht schnell auf die Reihe, aber schon mit ein oder zwei zusätzlichen Elementen gibt es reichlich Knoten im Hirn. Und das macht einfach Spaß.


 

 

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