Dienstag, 14. Mai 2013

Race for the Galaxy

Auf die Plätze, fertig, Race
Die Suche nach den einen, dem perfekten, dem ultimativen Brettspiel ähnelt für uns Spieler nicht selten der Jagd nach dem heiligen Gral. Ständig ist man auf der Suche nach Hinweisen, folgt jeder kleinen Spur, hofft auch noch auf das kleinste Gerücht. Ist man dann, nach langer Jagd, tatsächlich fündig geworden, entpuppt sich der Gral schlussendlich häufig als simpler Pappbecher. Umso schöner, wenn man das (fast) perfekte Spiel gänzlich unerwartet findet. In meinem Fall spreche ich dabei von „Race for the Galaxy“, einem Spiel das für eine lange Zeit ganz Oben auf meiner persönlichen Hitliste rangierte. Einem Spiel, das sogar von Udo Bartsch das Prädikat „ausgezeichnet“ erhalten hat. Einem Spiel das so gut ist, dass es nicht einmal mehr einen kreativen Namen benötigt.In Race for the Galaxy (Abacusspiele) von Tom Lehmann erkunden und besiedeln 2 bis 4 Spieler die Weiten des Weltalls. Alienrassen, Planeten, Technologien, Militär, Güterproduktion, und, und, und. Die enthaltenen Elemente sind vielfältig und werden durchweg über Karten gesteuert denen in RftG eine mehrfache Funktion zuteil wird.


Ein einzelner Planet…
Zu Spielbeginn verfügen wir über nicht mehr als einen einzigen, mickrigen Planeten in unserer Auslage der durch 4 Karten auf unserer Hand ergänzt wird. Dazu bekommt jeder Spieler noch ein Set (der gleichen) Aktionskarten auf die Hand und das Spiel kann auch schon beginnen. Jede Runde entscheidet sich nun jeder Spieler geheim für eine zu verwendende Aktionskarte. Nach dem Aufdecken der gewählten Karten werden genau jene (und auch nur jene) Aktionsphasen gespielt die mindestens ein Spieler gewählt hat. Die Aktion ausführen darf dabei jeder Spieler, der Initiator bekommt zusätzlich einen kleinen Bonus. Diese Aktionen reichen vom Nachziehen neuer Karten, über das Handeln und Verkaufen von Gütern, bis zum Ausspielen von Planeten und Entwicklungen. Dieses Prozedere wird nun so lange wiederholt, bis entweder ein Spieler 12 Karten ausliegen hat, oder die vorhandenen Siegpunktechips (für den Handel mit Gütern) aufgebraucht sind.
 

 

…Eroberung, Besiedlung, Entwicklung…
Bis zu diesem Punkt ist Race for the Galaxy weder kompliziert noch etwas Besonderes. Was dieses Spiel für mich zu einer absoluten Ausnahmeerscheinung macht sind die Karten. Diese finden ihre Verwendung sowohl als auszuspielender Planet/Entwicklung als auch als die dafür zu zahlende Währung. Um eine Karte auszuspielen, müssen fast immer mehrere Karten abgeworfen werden. Welche Karte schlussendlich den Weg in die eigene Auslage schafft, wird dabei in erster Linie von deren Effekt bestimmt. Und diese sind in Race for the Galaxy unglaublich vielfältig. Quasi jede Karte verfügt über eine oder mehrere Fähigkeiten die sich auf bestimmte Phasen des Spiels auswirken. Diese reichen dabei von reduzierten Kosten oder ertragreicherem Handel über militärische Stärke bis zu Bonussiegpunkten am Spielende. Die Karten selbst unterscheiden sich zusätzlich in Entwicklungen und Planeten von denen wiederum manche besiedelt, andere erobert werden müssen. Manche davon haben von Anfang an Rohstoffe, können diese im Spielverlauf produzieren oder sind nichts als öde Felsbrocken. Die zu produzierenden Güter reichen von Luxusartikeln über Erze bis hin zu Alien-Technologie. Ähnliche Aufzählungen lassen sich auch für die Entwicklungen tätigen. Ich unterbreche allerdings an dieser Stelle, sollte doch inzwischen Jedem die hohe Variation klar geworden sein.






… ein ganzes Imperium
Race for the Galaxy schafft es, aus einem eigentlich recht simplen Grundregelwerk ein unglaublich komplexes Gebilde zu erschaffen. Die Regeln der Aktionswahl sind bereits nach einer ersten Partie verstanden, die Menge der Karten lässt einen aber selbst nach dutzenden von Partien noch immer neue Elemente, neue Strategien und neue Kombinationen entdecken. Diese Fülle ist es, die mich vom ersten Spiel an unglaublich begeister hat. Gleichzeitig ist es allerdings auch diese Fülle, die viele Spieler abschreckt. Denn so einfach die Grundregeln auch sind, so vielfältig und verwirrend sind die Möglichkeiten und mit ihnen auch die Kartensymbole. Im Prinzip sind kleine Symbole auf jeder Karte eine richtig gute Idee. Da wirklich jede Karte über spezielle Fähigkeiten verfügt wären Textwände die Alternative. Als erfahrener Spieler brauche ich so nur Sekunden um selbst die Eigenschaften unbekannter Karten sofort zu kennen. Als unerfahrener Spieler andererseits, habe ich die Hand voller Karten und nicht den geringsten Schimmer was die Hälfte davon bewirkt. Entsprechend groß ist die Einstiegshürde. Selbst mit den anfänglichen 4 Karten auf der Hand sind die möglichen Züge bereits so umfangreich, dass schon die Aktionswahl für Grübler zum Drama ausarten kann. Muss man dann bei fast jeder gezogenen Karte nachlesen/fragen was die Symbole bedeuten, kann eine Partie sehr langwierig werden.
Darüber hinaus, wird es auch später immer mal wieder zu Partien kommen, in denen einfach nichts zusammenpasst. Race for the Galaxy ist nun einmal ein Kartenspiel und als solches ist man von ebenjenen abhängig. Der Kern des Spiels ist es, aus dem gezogenen das Beste zu machen und zu entscheiden, welche Karten ausgespielt und welche als Zahlungsmittel Verwendung finden sollen. Schlechte Karten entscheiden nur in Ausnahmefällen über den Spielsieg, können aber das Vorankommen deutlich erschweren. Gerade bei Anfängern führt dies zu extrem frustrierenden Partien. Kämpft man sich aber durch 2, 3 oder auch 21 Partien, wird man mit einer Spieltiefe und einer Optionsfülle belohnt, die Ihresgleichen sucht. Und sollte man tatsächlich irgendwann an Unterforderung leiden, so gibt es bereits jetzt 3 Erweiterungen und eine vierte ist angekündigt.
Wer nun Lust bekomen hat Race for the Galaxy einmal auszuprobieren, dem kann ich nur Keldons KI ans Herz legen: http://keldon.net/rftg/   Hier bekommt ihr zwar keine Regeln erklärt, könnt aber RftG am PC mit allen Erweiterungen gegen durchaus kompetente KI-Gegner spielen. 


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen