Samstag, 25. Mai 2013

Saint Malo

Würfeln wie Gott in Frankreich
Die sogenannte Alea-Reihe genießt bei uns Spielern nicht nur aufgrund der im Regal so hübsch aussehenden Schachtelrückseiten einen ausgezeichneten Ruf, gehören ihr doch solche Perlen wie Ra, Puerto Rico oder Macao an. Entsprechend groß war der Aufschrei als mit Vegas ein Spiel mit dem niedrigsten möglichen Strategielevel von 1 (auf einer Skala von 1 bis 10) auf den Markt gebracht wurde. Vegas eroberte allerdings schnell eine große Fan-Basis, was in der Nominierung zum Spiel des Jahres 2012 gipfelte. Mit Saint Malo (Inka und Markus Brand) brachte Alea nun zur Essener Spielemesse 2012 ein weiteres Spiel mit niedrigem Strategielevel (2) auf den Markt. Die Erwartungshaltung war entsprechend hoch, ob auch diesem Spiel ein vergleichbarer Erfolg beschieden sein würde.

In Saint Malo nutzen wir Würfelwürfe um eine Stadt zu errichten. Dabei stehen uns, ganz im Stile von Kniffel, 2 Wiederholungswürfe zur Verfügung um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Die gewürfelten Symbole erlauben den Bau von Kirchen, das Anheuern von Personen oder den Erwerb von Bauholz. All das zeichnen wir bei Erhalt in unsere anwachsende Stadt und hoffen dabei, die Mitspieler am Ende nicht nur mit unseren künstlerischen Fähigkeiten auszustechen.


Kniffel 2.1
Beginnen wir mit dem auffälligsten Element in Saint Malo. Anders als bei anderen Spielen dieser Art finden sich in der Box, neben Würfeln, nicht etwa ein Schreibblock und 2 bis 4 Bleistifte. Würfel sind zwar durchaus zu entdecken (5 an der Zahl), daneben liegen dem Spiel aber 4 wasserlösliche Stifte bei, mit denen die 4 beschichteten Spielertableaus bearbeitet werden. Auf diesen ist, neben einer Punkteleiste und der Zusammenfassung einiger Regeln, eine Stadt aus 45 Feldern zu sehen, die wir im Spielverlauf zeichnerisch füllen. Dies gestaltet sich so schlicht wie bekannt. Zu Rundenbeginn wirft der aktive Spieler alle Würfel. Ist er mit dem Ergebnis nicht gänzlich zufrieden (was eigentlich immer der Fall ist) dürfen beliebig viele Würfel bis zu 2-mal neu geworfen werden. Im Anschluss muss man sich nur noch für ein gewürfeltes Symbol entscheiden und darf sich dann, in Abhängigkeit von dessen Häufigkeit, künstlerisch betätigen.
Malen nach Zahlen
Würfle ich dabei etwa Mauersymbole darf ich die Stadtmauer um entsprechend viele Elemente erweitern. Neben kleinen Boni beim Abschluss ganzer Segmente schützt mich diese auch vor den gefürchteten Piratenangriffen (die als Nebenprodukt beim Würfeln anfallen). Alternative Würfelseiten zeigen Handelskisten welche sich zu Geld machen lassen oder Baumstämme mit denen Häuser errichtet werden können. Auch der Bau von Kirchen ist möglich und durchaus Siegpunkteträchtig. Als letztes der sechs Symbole bleiben die Köpfe. Ebenjene stehen für Bürger, deren maximaler Rang von der Menge der gewürfelten Köpfe abhängt. Während ein Kopf etwa nur für einen einfachen Tagelöhner (und damit 1 Siegpunkt) steht, ermöglichen 2 Köpfe bereits das Anheuern eines Soldaten und damit zusätzlichen Schutz vor Piraten. 5 Köpfe stehen schlussendlich für einen Adligen und damit einen dicken Batzen an Siegpunkten.

Fazit
Auch das Fazit beginne ich heute mit einem Kommentar zum Material. Und das hat einen guten Grund. Während Spieltableau und Würfel durchaus ansehnlich gestaltet sind, scheinen die Stifte nur beigefügt, um die Spieler zum regemäßigeren Händewaschen anzuregen. Diese sind leider nicht nur wasserlöslich, sondern scheinen auf alles abzufärben, was sich ihnen auf maximal 1 cm nähert. Da man auf der Tafel allerdings ständig neue Dinge einzeichnen muss, lässt sich regelmäßiger Kontakt nicht vermeiden. Die Folge: schwarze Finger und Hände sowie Ratespiele was der schwarze Fleck in meiner Stadt in seiner ursprünglichen Form einmal darstellte.

Doch genug der Stifte. Ein Spiel sollte nicht nur am Material gemessen werden, sondern in erster Linie am Spielspaß. Und hier weiß Saint Malo in den ersten ein, zwei Partien durchaus zu gefallen. Die Regeln sind schnell erfasst, die Wartezeiten kurz, es deuten sich viele Strategien an die ausprobiert werden wollen. Bei diesem Andeuten bleibt es dann allerdings leider. Schon nach wenigen Partien beginnen sich die Vorgehensweisen zu wiederholen, die vermeintlichen Entscheidungen entpuppen sich oft als belanglos. Zu oft diktieren schlussendlich doch die Würfel, welche Symbole Verwendung finden. Selbst die Möglichkeit, diese über Goldzahlung zu beeinflussen, ändert daran nichts. So ist Saint Malo am Ende ein Spiel, das Gelegenheitsspielern durchaus einige Partien Spaß bringen kann. Für erfahrene Spieler gibt es aber, selbst als Appetithappen für zwischendurch, bessere Alternativen.

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