Dienstag, 1. März 2016

Inhabit the Earth



Wen ihr euch jemals gefragt habt ob Drogen schädlich sind, dann werft einfach mal einen Blick auf das Cover von Inhabit the Earth (Richard Breese / Huch! & friends). Denn der umnebelte Blick den die Tierwelt von dort aus auf die Umgebung wirft, lässt eigentlich nur einen Schluss zu. Affe, Löwe und Co. hatten entschieden zu reichlich davon. Und es ist ihnen nicht bekommen.

Auch wenn es auf den ersten Blick so scheinen mag, ist es dennoch nicht unser Ziel uns möglichst effektiv an allerlei Rauschmittel anzupassen. Vielmehr nutzen wir bergeweise Karten dazu, uns auf den Kontinenten auszubreiten, reichlich Nachwuchs in die Welt zu setzen und um uns ab und an auch einmal eine neue Fähigkeit anzueignen.


Evolution
Obwohl Inhabit the Earth gleich mit sechs Spielplänen (für die Kontinente) daherkommt, ist es im Wesentlichen ein Kartenspiel. Denn jede der 162 Karten steht jeweils für eine Kreatur mit ganz besonderen Fähigkeiten und Präferenzen. Diese geschickt auszunutzen und sinnvoll zu kombinieren ist zugleich Hauptbestandteil des Spiels als auch der Schlüssel zum Sieg. Dafür dürfen wir uns jede Runde für eine von drei möglichen Aktionen (Menagerie, Aufzucht, Bewegung) entscheiden, die zumeist wiederum mehrere Optionen bieten.


Menagerie
Bevor wir beginnen können unsere Tiere über die Kontinente zu verteilen, sollten wir zuerst einmal einige Tiere ins Spiel bringen. Dazu entscheiden wir uns für eine Tierkarte aus der Hand und legen sie vor uns ab. Sechs verschiedene Arten dürfen wir dabei insgesamt besitzen, vom Raubtier bis zum Greifvogel. Spielen wir eine neue Art legen wir obendrein noch den dazu gehörigen Marker auf den Kontinent des Tieres, wo er im weiteren Spielverlauf entlangwandern sollte.
Haben wir ein Tier ausgespielt, können wir an dieses obendrein weitere Karten anlegen, wodurch etwa die Tierzahl zunimmt oder neue Kontinent- sowie Geländesymbole dazu kommen. Da all das Ausspielen leider auch mit Karten bezahlt werden muss, sollte ständig zwischen den Vorteilen und den Kosten abgewägt werden. Denn an neue Karten zu kommen ist nicht ganz einfach.

Aufzucht
Genau hier kommt die Aktion Aufzucht ins Spiel, mit der wir Karten ziehen. Dazu wählen wir eine unserer Tierarten aus und ziehen Karten entsprechend deren Anzahl. Weitere Karten kommen für Sonderfähigkeiten sowie für den Fortschritt auf dem Kontinent hinzu. Auch wenn sich das durchaus lohnt, hat es doch einen Nachteil. Denn der entsprechende Tiermarker wird nun auf die passive Seite gedreht und kann erst wieder zur Aufzucht genutzt werden, wenn sich das Tier bewegt hat.

Bewegung
Und damit sind wir auch schon bei der letzten Aktion, der Bewegung. Damit sich unsere Menagerie in Bewegung setzt, muss sie (mal wieder) zuerst mit Karten dazu angestachelt werden. Also eine Karte ausspielen und alle Tierarten die über mindestens ein identisches Symbol verfügen marschieren los. Dazu zeigt jeder Kontinent verschiedene Landschaften. Verfügt ein Tier über ein entsprechendes Symbol darf das Feld betreten werden, mehrere Symbole erlauben mehre Schritte.


Die Spitze der Evolution
Das Bewegen über die Kontinente hat dabei zwei Vorteile. Zum einen bietet es bei Spielende schlicht Siegpunkte, obendrein löst es (sobald genug Marker am Ende ankommen) das Spielende aus. Punkte gibt es darüber hinaus noch für unterwegs eingesammelte Bonuschips sowie die Eigenschaften einiger Tiere. Wenig überraschend gilt jenes Tier als evolutionär überlegen, das die meisten Punkte sammeln konnte.

Fazit
Inhabit the Earth gehört in die Kategorie der Spiele, die erarbeitet werden wollen. Obwohl die grundlegenden Regeln halbwegs überschaubar sind, überfordert die enorme Fülle an Möglichkeiten gerade zu Beginn schnell. Die große Zahl an verschiedenen Karten will erst einmal verinnerlicht werden, jede Aktion gliedert sich wiederum in Unteraktionen und der Plan strotz vor verschiedenen Feldern und Markern. Von einem einfachen Einstieg kann also nicht die Rede sein. Und leider ist auch die Anleitung nicht dazu angetan, den Anfang zu erleichtern. Vielmehr erschlägt diese von Beginn an mit Textwänden, verwirrenden Passagen und ungeschickt gewählten Begriffen.

Und dennoch kann sich die Mühe des schwierigen Einstieges lohnen. Denn bereits die enorme Vielfalt sorgt für reichlich Abwechslung, stets bieten sich viele verschiedene Möglichkeiten. Obendrein fühlt es sich im Verlauf tatsächlich so an, als würde man eigene Tiere entwickeln und evolutionär anpassen. Das geht sogar so weit, dass man im Laufe der Partie seine eigenen Lieblinge findet, sich kaum noch von diesen trennen will und sie bevorzugt entwickelt. Häufig kommt das Spielende dann sogar zu früh, gerne wäre man noch etwas bei seinen Kreaturen geblieben.

All das trifft allerdings vor allem auf das Spiel zu zweit zu. Denn mit steigender Spierzahl macht sich leider auch ein grundlegendes Problem bemerkbar. Die vielen Optionen und eine teilweise recht langatmige Verwaltung können bei Inhabit the Earth zu enormen Wartezeiten führen. Einerseits gibt es häufig einfach zu viele Möglichkeiten um schnelle Entscheidungen zu treffen. Andererseits benötigen einzelne Elemente einfach sehr viel Zeit. Allen voran ist hier die Bewegung der Tiere zu benennen. Denn hierfür muss ich zuerst eine passende Karte wählen, dann bestimmen welche Tiere betroffen sind und zuletzt die Symbole jedes dieser Tiere mit der Strecke des passenden Kontinentes abgleichen. Gerade gegen Ende dauert dies schnell mehrere Minuten. Sollte ich mich dann auf halbem Wege doch für eine andere Karte entscheiden und der Folgespieler bewegt sich ebenfalls… dann können die Mitspieler mal eben mit dem Hund Gassi gehen.

Entsprechend hatte ich zwar wirklich Spaß an Inhabit the Earth, kann es aber eigentlich fast nur zu zweit empfehlen.


1 Kommentar:

  1. Was natürlich echt spannend ist, ist das Setting, finde ich. Das ist einfach mal was ganz, ganz anderes, als man gewohnt ist. Wobei ich mir auch vorstellen kann, dass das Setting generell schon den einen oder anderen abschreckt.

    Danke fürs zeigen!

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