Montag, 2. Oktober 2023

QE

Müsst ihr zur Finanzierung des neuen All-In-Crowdfunding-Spiels eure kulinarischen Genüsse auf Instant-Nudeln beschränken? Reicht es während der Spielemesse nur entweder für Hotel oder Großeinkauf? Frisst die Versicherung des Zweitporsche euch die Haare vom Kopf?
 
Dabei liegt die Lösung für all eure finanziellen Engpässe so nah. Denn in QE (Gavin Birnbaum bei Strohmann Games / BoardGameTables.com) folgen wir dem Prinzip der expansiven Geldpolitik. Ganz im Sinne des Quantitative Easing (Quantitative Lockerung) drucken wir einfach neues Geld, um das Ziel unserer Begierde zu erwerben.
 
 
 
 
 
Kaufsucht als oberste Prämisse
Natürlich haben wir als globale Großmacht (von Europa über die USA bis China) etwas höher gesteckte Ambitionen als ein Dreigängemenü oder einen Bollerwagen voller Spieleneuheiten. Sogar der Zweitporsche ist etwas kurz gegriffen. Wir greifen direkt ins oberste Regal und bringen Großunternehmen in unseren Besitz. Und das ist viel einfacher als es klingt. Runde für Runde versteigert eine Spielerin eines der Unternehmensplättchen, indem sie ein offenes Startgebot vorgibt. Alle anderen Spielerinnen geben nun geheim ebenfalls ein Gebot ab, das Höchste bekommt den Zuschlag. Also einfach eine absurd hohe Summe bieten und das chinesische Agrarunternehmen kehrt zurück in die Arme der heimatlichen Volksrepublik. 
 
 
Verschwendungssucht als Sargnagel
Ausgehen kann uns das Geld dabei nicht. Und das ist durchaus wörtlich gemeint: In der Box von „QE“ befinden sich weder Scheine noch Münzen, die Grenze der gebotenen Summe ist einzig unsere Fantasie… naja, fast. Denn sobald alle Unternehmen versteigert wurden, wird geprüft, wer am meisten verprasst und sich damit aus dem Spiel befördert hat. Alle anderen addieren den Wert ihrer Plättchen, Bonuspunkte für Unternehmen der eigenen Länder sowie Unternehmenszweige, um die Siegerin zu ermitteln.
 
 
Fazit
Das eigentlich überraschende an „QE“ ist, dass es tatsächlich funktioniert. Ein Versteigerungsspiel ohne Währung, jede noch so abwegige Summe darf geboten werden. Das kann doch eigentlich nicht klappen. Doch, tut es. Denn die Spielerinnen regulieren sich über kurz oder lang selbst. Gewinnt eine Spielerinn anfänglich gleich mehrere Unternehmen, werden die Mitspieler irgendwann ihre Gebote deutlich aufstocken. Zu groß ist die Angst, gar nichts abzubekommen. Da die Gebote allerdings nicht öffentlich sind und stets nur Auktionator und Siegerin die genauen Beträge kennen, übernimmt irgendwann die Angst, sich zu überreizen. In dieser Grauzone den optimalen Weg zu finden, macht den großen Reiz aus.
 
Zugleich lässt uns „QE“ als Spieler auch einen Blick auf die wirtschaftliche Realität werfen. Und was wir während der Partie noch als Spielreiz empfinden, jagt bei genauerem Nachdenken durchaus einen Schauer über den Rücken. Zwar funktioniert die Rettung ruinöser Unternehmen von staatlicher Seite nicht ganz so wie in dem Spiel, das naturgemäß abstrahieren muss. Dies aber so pointiert tut, dass eben keine hochkomplexe Wirtschaftssimulation dabei herauskommt – sondern ein schnell erlerntes Spiel, das auch abseits der spielerischen Qualitäten etwas zum Grübeln bietet. 
 

 

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